Freiberufler

Lage Digitaler Nomaden in Corona-Zeiten kritisch

31.03.20 19:26 Uhr

Lage Digitaler Nomaden in Corona-Zeiten kritisch | finanzen.net

Selbstständige haben es schwer zu Zeiten der Corona-Pandemie, besonders hart trifft es Künstler und Digitale Nomaden. Möglicherweise eröffnen sich für Letztere aber auch ganz neue Chancen.

Reisen, Reisen - Corona. Das Konzept Digitaler Nomaden, vom Laptop aus zu arbeiten und dabei um die Welt zu reisen, wird nun durch das Coronavirus durcheinander gebracht: Grenzen werden weltweit geschlossen und Aufträge für die größtenteils freiberuflich arbeitenden Digital-Nomaden fallen urplötzlich weg.

Ist das Virus eine Existenzbedrohung für Digitale Nomaden?

Neben den gesundheitlichen Risiken bedroht das Covid-19 Virus auch überall auf der Welt die Wirtschaft. Besonders eindrücklich erleben das gerade Selbstständige, denen durch zurückgezogene Aufträge plötzlich die Existenzgrundlage fehlt. Für Digitale Nomaden kommt hinzu, dass sie Ausgangssperren in Ländern fern ihrer Heimat erleben, möglicherweise dort festsitzen. Das stellt besonders dann ein Problem dar, wenn in der nächsten Zeit ihr Visum abläuft. In Südostasien ist es unter Digitalen Nomaden nämlich normalerweise üblich, kurz auszureisen, um mit der erneuten Einreise wieder ein auf wenige Monate befristetes Visum beantragen zu können. Indien stellt aber seit Kurzem gar keine Visa für Deutsche mehr aus: Ausreisen ja, aber nicht wieder rein. Wer nicht ausreist, überzieht das Visum - und sogenannte Overstays werden in Indien mit hohen Geldbußen oder Gefängnisstrafen sanktioniert. Auch die USA verweigert Einreisen aus bestimmten Ländern. Abgesehen von den ausfallenden Einkünften müssen Digitale Nomaden daher auch noch die sich täglich ändernden Reisebeschränkungen beobachten und täglich neu entscheiden, wohin mit sich selbst - denn Planen ist momentan nicht drin.

Unterstützung durch den Staat

Die meisten deutschen Digitalen Nomaden haben ihr Gewerbe auch in Deutschland gemeldet. Das bedeutet, sie zahlen hier ihre Steuern, sind hier krankenversichert und gemeldet. Sie können daher wie andere in Deutschland tätige Unternehmer Unterstützung vom Staat beantragen. Selbstständige können, sofern die finanzielle Notlage erst im März 2020 entstand, ein Paket von 9.000€ beantragen, welches nicht zurückerstattet werden muss. Für eine Dauer von drei Monaten ist damit ihre Existenz gesichert. Außerdem soll es steuerliche Entlastungen und für Berufstätige in der Kreativbranche auch Ausfallhonorare geben. Deutsche Unternehmer und Selbstständige, die nicht in Deutschland gemeldet sind, erhalten diese finanziellen Unterstützungsmaßnahmen allerdings nicht und müssen auf Unterstützung des Landes, in dem sie gemeldet sind, hoffen.

Langfristig entstehen große Chancen

Trotz der aktuell eher misslichen Lage sind sie sich sicher: Auf lange Sicht werden viele Digitale Nomaden von der Situation des Arbeitsmarkts profitieren. Josephine Hofmann vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation glaubt, "dass das [die Krise] wirklich etwas verändern wird". Unternehmen, die ihre Mitarbeiter vorher nie ins Homeoffice geschickt haben, werden während des aufgrund des Virus spontan improvisierten Homeoffice großer Teile ihrer Firma erfahren, welche Vorteile das bislang abgelehnte Arbeitskonzept birgt. So entfallen beispielsweise Kosten für Geschäftstermine an anderen Standorten, die nun ganz einfach durch Videokonferenzen ersetzt werden. Tristan Horx aus der Forschung an Zukunftstrends vom Zukunftsinstitut sieht das ähnlich: "Die Lösung wird sein, im richtigen Moment am richtigen Ort zu arbeiten", sagte er wie Hofmann in einem Interview mit DW. So sollen Angestellte ihre Aufgaben in Zukunft auf ihr Zuhause und das Büro verteilen.

Digitale Nomaden kennen die besten Tipps und Tricks fürs Homeoffice, wissen, was es zu beachten gilt und können Unternehmen bei diesem Paradigmenwechsel unterstützen. Sie sind also optimistisch und sehen für die Zeit nach der Corona-Krise mit der Entwicklung einer neuen Arbeitskultur Aufträge auf sich zukommen.

Redaktion finanzen.net

Bildquellen: Maria Skaldina / Shutterstock.com