Freundliche Begrüßung? Darum stehen Flugbegleiter beim Boarding wirklich an der Flugzeugtür
Nach den Sicherheitschecks im Flughafen geht es beim Boarding endlich in die Maschine und zum Sitzplatz, an der Tür wird man sogar noch freundlich begrüßt. Hinter der freundlichen Begrüßung steckt jedoch viel mehr als nur ein nettes "Hallo".
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Nach langen Wartezeiten im Flughafen und einer Reihe von Sicherheitskontrollen kommt wohl den meisten Fluggästen die freundliche Begrüßung durch einen Flugbegleiter bei der Ticketkontrolle an der Flugzeugtür sehr entgegen. Die Begrüßung wird von vielen neben der Versorgung mit Mahlzeiten und Getränken während des Flugs lediglich als weitere Service-Maßnahme wahrgenommen. Die Aufgabe des Flugbegleiters an der Tür ist jedoch weit umfangreicher und dient der Sicherheit auf dem Flug.
Flugbegleiter sind wachsam, um die Passagiere richtig einzuschätzen
Das Jobportal indeed erklärt auf seiner Website: "Flugbegleiter sind allem voran dafür verantwortlich, dass alle Passagiere [während des Flugs] sicher sind und die Cabin Crew ihre Aufgaben richtig erledigen kann". Neben einer Demonstration der Funktionsweise der Atemmasken und weiteren Sicherheitsutensilien ist es dafür unumgänglich, dass die Flugbegleiter genau wissen, wer im Flugzeug sitzt. So können sie im Notfall den richtigen Leuten besondere Hilfe zukommen lassen und haben die Situation am besten unter Kontrolle. Deswegen steht beim Boarding immer der sogenannte Senior Cabin Crew Member an der Tür und begrüßt die Fluggäste - währenddessen checkt er sie auf etwaige Auffälligkeiten, erklärt Christian Liepack, ehemals Flugbegleiter bei Air Berlin gegenüber der "Kölnischen Rundschau". Oft steht auch ein zweites Mitglied der Cabin Crew an der Tür und unterstützt den Senior Cabin Crew Member bei seiner Arbeit. Liepack erklärt, worauf bei dieser letzten Sicherheitskontrolle geachtet wird.
Auf diese acht Dinge werden Passagiere beim Boarding gecheckt
Sprache: Im Rahmen der freundlichen Begrüßung versuchen die Flugbegleiter offenbar herauszufinden, in welcher Sprache sie am besten mit jedem einzelnen Passagier kommunizieren können. Das ist wichtig, damit im Notfall Sprachkenntnisse nicht zum Hindernis und somit zur Gefahr werden.
Größe des Handgepäcks: Auch die Größe des Handgepäcks wird mit einem kurzen Blick von den Flugbegleitern überprüft. Falls es zu groß für das Gepäckfach erscheint, wird es noch in den Laderaum gebracht - denn loses Gepäck kann im Flugzeug bei Turbulenzen Fluggäste verletzen, so Christian Straub, Flugbegleiter bei Lufthansa, gegenüber Express.
Unerlaubte Güter: Airlines haben genaue Richtlinien dafür, welche Güter im Handgepäck mit in den Flieger genommen werden dürfen - und welche nicht. Die freundlichen Flugbegleiter an der Flugzeugtür versuchen Straub zufolge, durch die Sicherheitsschleusen geschmuggelte Güter noch zu entdecken und nehmen sie dem Passagier ab oder schließen diesen vom Flug aus.
Schwangerschaft: Vergleichsweise leicht abzuschätzen dürfte für die Flugbegleiter sein, ob eine Person hochschwanger ist. Das ist wichtig, weil Hochschwangere beim Boarding aus gesundheitlichen Gründen oft ein ärztliches Attest vorzeigen müssen, um fliegen zu dürfen. "Schließlich darf man normalerweise nur bis zu einer bestimmten Schwangerschaftswoche fliegen", so Liepack. So kann die Wahrscheinlichkeit, dass auf dem Flug die Wehen einsetzen, reduziert werden.
Körperliche Verfassung der Fluggäste: Ein weiterer Gesundheitscheck wird von den Flugbegleitern bezüglich der Fitness durchgeführt - denn besonders sportlich wirkende Passagiere werden Liepack zufolge ebenso wie Ärzte und Sanitäter meist an die Notausgänge gesetzt und tragen dort einen Teil der Verantwortung mit.
Handicaps: Beim Boarding wird außerdem überprüft, ob ein Passagier körperlich eingeschränkt ist, erklärt Straub. Sofern sich ein körperlich eingeschränkter Passagier in der Maschine befindet, wissen die Flugbegleiter für den Ernstfall, wer eventuell mehr Hilfe braucht und können sich direkt um diese Person kümmern.
Alkoholpegel: Liepack erklärt, dass einige Passagiere etwa aus Aufregung bereits vor dem Boarding viel Alkohol trinken. "In der Regel gibt das Kabinenpersonal an solche [Personen] keinen Alkohol mehr aus", wenn sie dies bemerken. Denn in 10.000 Metern Höhe reagiere der Körper anders auf Alkohol, was für die Passagiere zu gesundheitlichen Problemen führen könne. Wird eine bereits alkoholisierte Person von den Flugbegleitern beim Boarding als aggressiv eingeschätzt, könnte diese zudem mit ihrem Verhalten andere Fluggäste gefährden. Die Flugbegleiter behalten diese Person also ganz besonders im Auge oder schließen sie vom Flug aus.
Aggressivität: Auf Aggressivität achten die Flugbegleiter allerdings wohl auch unabhängig vom Alkoholpegel. So beschreibt Liepack gegenüber der "Kölnischen Rundschau": "Ein Ehepaar stritt sich auf dem Weg in den Flieger die ganze Zeit. Der Mann zog der Frau sogar an den Haaren. Auf ihren Sitzplätzen angekommen stritten sie unentwegt weiter. Wir befürchteten eine Prügelei an Bord und im schlimmsten Fall eine Zwischenlandung". Das Paar habe mitfliegen dürfen, sei dann aber auseinandergesetzt worden.
Trotz allem: Auch der Service spielt eine Rolle
Neben all den kleinen Dingen, auf die Flugbegleiter beim Boarding während der freundlichen Begrüßung also für die Sicherheit der Passagiere achten, spielt trotz allem weiterhin die Freundlichkeit eine Rolle: Denn serviceorientierte Airlines möchten natürlich auch, dass ihre Fluggäste mit dem Reiseerlebnis zufrieden sind und sich wohl fühlen.
Redaktion finanzen.net
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