Finanz-Influencer in den sozialen Medien: Vorsicht bei vermeintlichen Tipps
Die jüngeren Generationen zeigen ein wachsendes Interesse an den Finanzmärkten. Dabei nutzen sie vermehrt soziale Medien als Informationsquelle, um persönliche finanzielle Erfolge zu erzielen. Das Problem hierbei: Nicht alle im Internet präsentierten Finanzexperten sind wirklich vertrauenswürdig.
Die Welt der Finfluencer: Chance oder Risiko für junge Menschen?
Die Influencer von Instagram, TikTok & Co. haben die Welt der Finanzen entdeckt. Aus den Wörtern "Finance" und "Influencer" hat sich dabei der Begriff "Finfluencer" etabliert - Influencer, welche sich Themen rund um die Finanzmärkte widmen. Ein Bereich, der in den vergangenen Jahren bei jungen Menschen eher auf Ablehnung traf, findet heute jedoch breites Interesse bei ihnen. Die Finanz-Influencer erklären häufig die verschiedenen Anlageklassen, bieten Tipps für Einsteiger auf dem Aktienmarkt und geben gelegentlich, wie es auf der Website schuldnerberatung.de beschrieben wird, Empfehlungen für anscheinend lukrative Investitionen.
In einigen Fällen können die Artikel und Videos von Finanz-Influencern äußerst informativ sein und den Zugang zu dem ansonsten recht trockenen Thema Finanzen erleichtern. Besondere Vorsicht ist jedoch bei jenen geboten, die falsche Informationen und Halbwahrheiten verbreiten oder aus betrügerischen und unehrlichen Motiven heraus agieren.
Bedeutung der Finanz-Influencer: Junge Erwachsene folgen und vertrauen
Laut einer Studie der Fachhochschule St. Pölten betrachten 76 Prozent der 300 befragten jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 34 Jahren Finanz-Influencer als eine wichtige Informationsquelle. Bemerkenswerterweise folgen 85 Prozent von ihnen nicht nur einem einzelnen, sondern gleich mehreren Finanz-Influencern. Dabei könnte einer der Gründe sein, dass die Finfluencer nicht nur als Informationsquelle dienen, sondern häufig auch unterhaltsam sind. Denn die Unterhaltsamkeit gaben rund 69 Prozent der Befragten als ausschlaggebenden Punkt an. Über die Hälfte der Befragten interessiert sich für die Finanz-Memes und weitere 64 Prozent für die persönlichen Geschichten der Influencer.
Die Studie zeigt, dass 84 Prozent der Befragten konkrete Informationen zu Aktien als besonders wichtig erachten. Dies wird von 79 Prozent der Teilnehmer in Bezug auf Unternehmensaktien und von 77 Prozent in Bezug auf allgemeine Finanztipps bestätigt. Besonders ein Ergebnis der Studie bestätigt das intensive Interesse der Follower, denn ganze 99 Prozent gaben an, am langfristigen Vermögensaufbau interessiert zu sein. Eindrucksvoll ist dabei auch, dass bereits 92 Prozent der Befragten das Ziel haben, sich durch ihre Investitionen für das Alter abzusichern. Weitere 88 Prozent legen großen Wert auf finanzielle Unabhängigkeit.
Gefahren: Hintergründe und finanzielle Anreize der Influencer
Als Zuschauer ist es wichtig zu wissen, warum die Influencer bestimmte Produkte empfehlen. Nicht immer geht es dabei um die für den Zuschauer beste Anlage, sondern um das Eigeninteresse. Ein klassisches Konzept stellen dabei sogenannte Affiliate-Links dar, wie der Bayerische Rundfunk erklärt. Wenn Nutzer auf den Link unterhalb eines bestimmten Videos oder Bilds klicken und daraufhin ein konkretes Investment tätigen, erhält der Finanz-Influencer für diese Vermittlung eine Vergütung. Da sie ihre Ratschläge üblicherweise kostenlos anbieten, verdienen die Influencer zum Beispiel bereits dann eine Provision, wenn sie Produkte bestimmter Unternehmen vorstellen, ergänzt schuldnerberater.de.
Ulf Linke vom Verbraucherschutz der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht weist in einem Interview mit dem BR darauf hin, dass Zuschauer sich bewusst sein sollten, dass Finanz-Influencer finanzielle Eigeninteressen haben. Der Artikel betont auch, dass Influencer mit einer größeren Anzahl von Followern und Likes mehr Einkommen durch Werbung erzielen, weshalb die Zuschauer die vermeintlichen Tipps immer überprüfen sollten.
Ein Blick hinter die Fassade: Wie man die Seriosität überprüfen kann
Es ist ratsam, genauer hinzuschauen, wenn es um Anlagetipps und Finanzinformationen in den sozialen Medien geht. Kommentare und Likes allein sind kein verlässliches Qualitätsmerkmal für Finanz-Influencer. Sie bestimmen nicht, wie seriös die Kanäle sind. Selbsternannte Experten sind nicht immer das, was sie vorgeben zu sein.
Wichtig ist dagegen, ob der Influencer seine Identität offenlegt und erklärt, woher sein Fachwissen im Finanzbereich stammt. Ist es aus seinen Beiträgen ersichtlich, wer er wirklich ist und welchen beruflichen Hintergrund er hat? Die Website schuldnerberatung.de erklärt, dass es hilfreich sein kann, die zur Verfügung gestellten Informationen durch zusätzliche Quellen zu überprüfen. Natürlich können auch die Anzahl an Followern, Likes und Kommentaren ein Indiz für die Vertrauenswürdigkeit sein. Da diese jedoch einfach manipulierbar sind, sollten auf jeden Fall weitere Kriterien bei der Bewertung einbezogen werden.
Der Beitrag des Bayerischen Rundfunks betont die Wichtigkeit zu überprüfen, wer hinter den Angeboten von Finfluencern steckt und welche Intentionen sie verfolgen. Katharina Brunsendorf und Alicia Euler beispielsweise gehören mit ihrem Programm "Finanzheldinnen" zum Commerzbank-Konzern. Die Bank, so der br.de-Artikel, stellt den beiden ein Budget für Werbung und Events zur Verfügung. Weitere, wohl nur geringe Einnahmen, generieren die beiden durch den Verkauf ihres Buchs und Vorträge. Ihr Ziel ist es vor allem Frauen für die Finanzwelt zu begeistern, ergänzt der Beitrag.
Außerdem kann es hilfreich sein, einen Blick in das Impressum der Finfluencer zu werfen. Ist der Firmensitz in Deutschland, so der Bayerische Rundfunk, kann das schon mal ein positives Zeichen sein. Vorsicht ist allerdings geboten, wenn der Sitz zum Beispiel in Dubai oder der Karibik liegt. Regulierungen können in anderen Ländern stark von den deutschen Vorgaben abweichen, weshalb die Follower und Investoren demnach weniger geschützt sein könnten.
Eine grundlegende Regel, egal ob mit oder ohne Finfluencer, ist niemals Produkte zu kaufen, die man nicht versteht. Die ehemalige Notenbankerin und Gründerin des Female Finance Forums, Claudia Müller, erklärt gegenüber dem Bayerischen Rundfunk, dass öffentliche Stellen wie die Verbraucherzentralen bei Unsicherheiten weiterhelfen können. Weitere Informationen zur Funktion und den Verpflichtungen bei den verschiedenen Finanzprodukten findet man beispielsweise auch auf den Webseiten und Social-Media-Angeboten der Börsen Stuttgart, München und Frankfurt, ergänzt Müller.
Kim K. Hingley / Redaktion finanzen.net
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