Fachkräftemangel

Frauen in unfreiwilliger Teilzeit - das sind die Gründe

11.09.23 21:10 Uhr

Kinderbetreuung: Darum arbeiten Frauen oft unfreiwillig in Teilzeit! | finanzen.net

In Deutschland arbeiten deutlich mehr Frauen in Teilzeit als in anderen EU-Ländern. Die Gründe liegen oftmals in der Kinderbetreuung. In Anbetracht des zunehmenden Fachkräftemangels eröffnet sich hier eine vielversprechende Gelegenheit, um den Arbeitskräftepool zu erweitern.

Fachkräftemangel belastet Wirtschaft

In Deutschland stellt der Mangel an qualifizierten Fachkräften ein großes Problem dar, das in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter zunehmen wird. Eine Konjunkturumfrage des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung, die bei etwa 9.000 Unternehmen deutschlandweit durchgeführt wurde, hat ergeben, dass im Juli 2023 bereits 43,1 Prozent der Unternehmen Engpässe aufgrund fehlender qualifizierter Arbeitskräfte erleben. Laut Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) betrachten bereits heute 55 Prozent der Unternehmen in Deutschland den Fachkräftemangel als Risikofaktor. Sollte es keine gezielte Gegensteuerung geben, könnte der Fachkräftemangel drastische Auswirkungen auf Wirtschaftswachstum und Sozialsysteme haben.

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Teilzeitquote von Frauen deutlich über EU-Durchschnitt

Laut dem BMWK besteht eines der größten Fachkräftepotenziale im Inland darin, Frauen stärker am Arbeitsmarkt zu beteiligen. Laut Daten des Statistischen Bundesamtes waren im Jahr 2022 69 Prozent der Mütter minderjähriger Kinder erwerbstätig, verglichen mit dem Jahr 2005 ist das immerhin ein Anstieg von rund neun Prozent. Die Erwerbstätigkeit von Vätern stieg im gleichen Zeitraum von 88 Prozent auf 92 Prozent hingegen geringer. Die Daten zeigen, dass in Fällen, in denen beide Elternteile berufstätig sind, bei 65 Prozent der Paare der Vater in Vollzeit arbeitet, während die Mutter Teilzeit beschäftigt ist. In einer Pressemitteilung wird angeführt, dass im Jahr 2022 insgesamt 30 Prozent der Angestellten in Deutschland in Teilzeit arbeiteten. Mit beinahe der Hälfte der Frauen (49 Prozent) lag der Anteil von Teilzeitbeschäftigungen höher, während er bei Männern mit 13 Prozent deutlich niedriger ausfiel. Dieser Wert ist im Vergleich zu anderen EU-Staaten auffällig, der durchschnittliche Teilzeitanteil in der EU beträgt laut Statista 29 Prozent.

378.000 fehlende Kitaplätze

Der Grund, warum Frauen in Teilzeit arbeiten, hat oftmals weniger mit einer freiwilligen Entscheidung, die Arbeitsstunden zu reduzieren, zu tun, sondern ist eher auf fehlende Kinderbetreuungsmöglichkeiten zurückzuführen. Laut Daten des Statistischen Bundesamtes sind Familienpflichten für Frauen der wichtigste Grund für Teilzeitarbeit. Im Jahr 2022 gaben 33,5 Prozent der Frauen entweder die Betreuung von Kindern oder anderen Angehörigen sowie sonstige familiäre Verpflichtungen als Grund für ihre Entscheidung zur Teilzeitbeschäftigung an. Eines der größten Probleme sind fehlende Kitaplätze - bundesweit fehlten im Jahr 2021 laut dem Redaktionsnetzwerk Deutschland 378.000 Kitaplätze. Diese Lücke besteht, obwohl eigentlich ein gesetzlicher Anspruch auf Betreuung in Kindertagesstätten vorliegt. Die Zahlen basieren auf einer Antwort des Bundesfamilienministeriums auf eine Anfrage der Partei Die Linke. Wenn es darum geht, brachliegende Potenziale zu mobilisieren, würde sich hierbei also eine vielversprechende Herangehensweise bieten, um mehr Frauen die Möglichkeit einer Vollzeitarbeit zu eröffnen.

Redaktion finanzen.net

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