Einhörner waren gestern: Jetzt sind Gigacorns gefragt
Nachdem es in der Startup-Szene nicht mehr nur um Einhörner, sondern auch um Decacorns geht, kommt nun eine dritte Kategorie ins Spiel: Die Gigacorns - Unternehmen, die jährlich mindestens ein Prozent des globalen CO2-Verbrauchs einsparen können. Der Berliner Fonds Extantia Capital hat sich zum Ziel gemacht, solche Startups zu unterstützen.
In Deutschland zählen Startups wie Gorillas, Sennder und Wefox zu den neuen Unicorns und mit Celonis gibt es sogar ein deutsches Decacorn. Eine vom wirtschaftlichen Potenzial unabhängige neue Fabeltier-Kategorie sind die Gigacorns: Startups, die es schaffen (können), jährlich mindestens ein Prozent der globalen CO2-Emissionen - also rund eine Milliarde Tonnen, was einer Gigatonne entspricht - einzusparen. Ein erst Anfang dieses Jahres gegründeter deutsche Fonds will diese Unternehmen unterstützen und so auf eine weltweite CO2-Neutralität hinarbeiten. Auf seiner Website hält Extantia Capital darüber auf dem Laufenden, wie viele Emissionen die aktuell im Portfolio gehaltenen Firmen EU- und weltweit einsparen können. Stand 2. August sind es auf lange Sicht jährlich 3 Prozent der globalen CO2-Emissionen, was in etwa denen von rund 325 Millionen Autos entspricht.
Laura-Marie Töpfer vom Weltwirtschaftsforum steigt als Nachhaltigkeitsexpertin bei Extantia Capital ein
Zunächst war Extantia unter dem Namen Beyond Black gegründet worden, wurde anschließend jedoch umbenannt. Die vier Gründer sind Joern-Carlos Kuntze, Yair Reem, Oliver Schwarzer und Sebastian Heitmann, Erfinder des Begriffs Gigacorn. Ende Mai haben sie Laura-Marie Töpfer ins Extantia-Team aufgenommen. Die 32-Jährige war zuvor beim Weltwirtschaftsforum unter anderem als Verantwortliche für den Aufbau des nachhaltigen Startups Uplink tätig, berichtet Gründerszene. Sie ist Expertin auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit und wird in einer Pressemitteilung wie folgt zitiert: "Technologien zur signifikanten CO2-Reduzierung, die mit skalierbaren Geschäftsmodellen auch marktwirtschaftlichen Ansprüchen genügen, sind der Schlüssel zum wirkungsvollen Klimaschutz. Das ist meine Überzeugung und auch die von Extantia Capital. Gerade auch die kompromisslos zielgerichtete Betrachtung von Umweltauswirkungen hilft uns dabei, die finanziellen und ökologischen Renditen unserer Investitionen zu verstehen und dann gezielt zu maximieren."
Noch schöpft Extantia nicht sein ganzes Potenzial aus: Expansion und mehr Investoren sollen kommen
Problematisch ist Gründerszene zufolge bisher, dass sich im Topf des Fonds gerade einmal 20 Millionen Euro befinden. Töpfer kommentierte diese Tatsache mit den Worten: "Hier mal zwanzig Millionen Euro, da mal dreißig - wie das einen Einfluss haben soll, weiß ich nicht." Der erst im Februar offiziell gestartete Fonds unterstützt bisher lediglich drei deutsche Unternehmen: GA Drilling, betteries und BLOOM. Auch die Unterstützer des Fonds sind Deutsche und größtenteils heimische Familienunternehmen.
Töpfers Plan für Extantia Capital ist laut Gründerszene nun, viel Geld aus Übersee zu akquirieren und nicht nur in Startups, sondern auch andere Unternehmen zu investieren, um die Idee der Gigacorns zu verbreiten. Dafür soll bis in einem Jahr offenbar ein dreistelliger Millionenbetrag in den Fonds fließen: "Stell dir vor, wir können ein ganzes Ökosystem an Unternehmen unterstützen, dann ist die Wahrscheinlichkeit viel größer, dass wir das nächste nachhaltige BP oder Shell aufbauen", erklärt die Investorin nach Angaben der Gründerszene. Zum Thema Internationalität wurde Heitmann bereits vor der Umbenennung des Fonds vom Presseportal zitiert: "Beyond Black hat sich [bisher] vornehmlich an den deutschsprachigen Markt gerichtet. Der Zuspruch von Investoren, Startups und des Ökosystems auch international lag schnell über unseren Erwartungen, sodass wir die Marke mit dem Namen Extantia Capital nun auch über den deutschsprachigen Raum hinaus adressieren".
So sehr sich Extantia auch für die Umwelt einsetzt: "Wir sind keine Wohltätigkeitsorganisation"
Außerdem wolle sich Extantia klar vom Greenwashing der Szene abgrenzen - so sollen laut Gründerszene bald auch Wissenschaftler ins Team aufgenommen werden, die selbst gar nicht investieren müssen, sondern für die korrekte Beurteilung von Startups zuständig sind. Bei all der Umweltfreundlichkeit stellt Heitmann gegenüber Gründerszene klar: "Wir sind keine Wohltätigkeitsorganisation", Extantia Capital verlange von den Startups vielmehr eine große Rendite.
Olga Rogler / Redaktion finanzen.net
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