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Überlastung durch Wohnkosten: Deutschland auf Platz 5 im internationalen Ranking

19.01.24 23:49 Uhr

Wohnkosten-Hölle: Deutschland im Ranking der Überlastung auf Platz 5! | finanzen.net

Deutschland wird oft als Mieterland schlechthin bezeichnet - allerdings nicht, weil die Mieten hier besonders günstig sind: Tatsächlich belegt eine Eurostat-Erhebung, dass rund jeder zehnte Mensch in Deutschland durch aufkommende Wohnkosten überlastet ist. Diese Zahl liegt deutlich über dem europäischen Durchschnitt.

Das "Mieterland Deutschland" ist gar nicht immer so mieterfreundlich, wie es der Begriff suggeriert. Eine regelmäßige Erhebung des Statistischen Amtes der Europäischen Union (Eurostat) legt offen, wie viele EU-Bürgerinnen und -Bürger durch Wohnkosten überlastet sind.

Überlastung durch Wohnkosten ab Ausgaben von 40 Prozent des Nettoeinkommens

Offiziell festgelegt ist, dass eine Überlastung durch Wohnkosten besteht, wenn ein Haushalt 40 Prozent oder mehr seines Nettoeinkommens für das Wohnen ausgibt. Die hierbei berücksichtigten Kosten sind nach Angaben der Nachhaltigkeitsstrategie für Deutschland die Nettokaltmiete, Neben- und Energiekosten sowie die Ausgaben für die Wasserversorgung.

Achtung: Bei der Datenerhebung wird tatsächlich nicht zwischen Mietern und Eigentümern unterschieden - für Letztere zählen auch werterhaltende Investitionen und Zinszahlungen für Kredite zu den Wohnkosten.

Neun Millionen Menschen in Deutschland sind durch Wohnkosten überlastet

Die neuesten Daten der Eurostat-Erhebung stammen von 2021. Sie zeigen: Im Jahr 2021 waren genau 11 Prozent der Menschen in Deutschland durch Wohnkosten überlastet. Das ist ein Rückgang im Vergleich zum Vorjahresniveau - 2019 lag der Wert noch bei 13,9 Prozent, 2018 bei knapp über 14 Prozent. Das Corona-Jahr 2020 war eine Ausnahme, hier lag der Wert bei genau neun Prozent. Laut Statistischem Bundesamt (Destatis) leben in Deutschland rund 84 Millionen Menschen. Bei den 11 Prozent durch Wohnkosten überlasteten Personen handelt es sich also um rund neun Millionen Menschen.

Der Durchschnitt aller EU-Länder lag 2021 bei 8,3 Prozent (2020: 7,8 Prozent). Griechenland steht dabei mit Abstand auf Platz eins des Rankings: Ganze 28,8 Prozent der Griechen haben 2021 eine Überlastung durch Wohnkosten erfahren. Es folgen Dänemark (15,5 Prozent) und die Niederlande (12,5 Prozent) - die einzigen anderen EU-Länder über dem europäischen Durchschnitt sind Bulgarien (11,6 Prozent), Deutschland, Spanien (9,9 Prozent) und Schweden (8,5 Prozent).

Am besten schneiden Ungarn (2,3 Prozent), Zypern und Irland (je 2,5 Prozent) ab, nicht berücksichtigt wurden von Eurostat Daten für Frankreich.

Durchschnitt: Wohnkosten in Deutschland bei 23,3 Prozent des Nettoeinkommens

In Deutschland müssen die Menschen durchschnittlich 23,3 Prozent ihres Nettoeinkommens fürs Wohnen ausgeben - bei Mietern sind es 27,6 Prozent. Am stärksten betroffen sind hier Mieter in Einpersonenhaushalten: diese geben durchschnittlich 35,4 Prozent ihres Nettoeinkommens fürs Wohnen aus. Am wenigsten betroffen dagegen sind kinderlose Paare, hier gehen durchschnittlich 23,7 Prozent des Nettoeinkommens für die Miete drauf.

Olga Rogler / Redaktion finanzen.net

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