Einnahmen fielen

Einzelhandel im Lockdown - Mode-Geschäfte bleiben auf Ware sitzen

01.04.21 12:32 Uhr

Einzelhandel im Lockdown - Mode-Geschäfte bleiben auf Ware sitzen | finanzen.net

Der Corona-Lockdown hat den deutschen Einzelhändlern auch im Februar das Geschäft verhagelt.

Ihre Einnahmen fielen um 7,7 (real: 9,0) Prozent niedriger aus als im Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Von Januar auf Februar stiegen die inflationsbereinigten Umsätze zwar um 1,2 (nominal 1,3) Prozent, blieben jedoch unter der Erwartung von Fachleuten, die mit plus 2,0 Prozent gerechnet hatten. "Während der Online-Handel boomt, leidet vor allem der stationäre Bekleidungshandel unter massiven und existenzbedrohenden Umsatzeinbußen", sagte Hauptgeschäftsführer Stefan Genth vom Branchenverband HDE der Nachrichtenagentur Reuters. Deshalb müsse die Regierung "schleunigst die angekündigte Aufstockung der Coronahilfen auf den Weg bringen".

Jede weitere Verzögerung bringe tausende Handelsunternehmen der Insolvenz näher. "Am Ende stehen dann verödete Innenstädte mit vielen dauerhaft leerstehenden Immobilien", warnte Genth. Der Lobbyverband befürchtet viele Pleiten bei Händlern, wenn es nicht bald Öffnungsperspektiven für die Branche gibt. Allerdings gelten deutliche Lockerungen wegen der dritten Infektionswelle derzeit als unwahrscheinlich. In vielen Regionen können Kunden nur mit einem negativen Corona-Test einkaufen.

Die einzelnen Branchen entwickelten sich wegen des anhaltenden Lockdowns wie in der Vergangenheit stark unterschiedlich. Genth sprach von einer deutlichen Zweiteilung seit Beginn der Corona-Krise. Der Umsatz im Handel mit Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren brach real um fast 74 Prozent zum Februar 2020 ein. Der sogenannte sonstige Einzelhandel, zu dem Waren- und Kaufhäuser gehören, musste ein Minus von gut 42 Prozent wegstecken. Der Lebensmittelhandel - der geöffnet bleiben durfte - machte ein Minus von 1,6 Prozent. Der Internet- und Versandhandel lief erneut gut, weil viele Verbraucher im Netz shoppen gingen. Hier stiegen die Einnahmen um gut 34 Prozent. Laut HDE-Experte Olaf Roik ist es das größte Umsatzplus im Onlinehandel seit Beginn der Corona-Krise.

"FETTES UMSATZMINUS IM ERSTEN QUARTAL"

Der Februar hatte einen Verkaufstag weniger als der gleiche Monat im Schaltjahr 2020. Klammert man diesen Effekt aus, lagen die realen Umsätze immer noch 5,4 Prozent unter dem Vorjahr. "Den Lockdown-Schock von Dezember und Januar haben die Verbraucher weiterhin nicht verdaut", sagte Chefökonom Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe. "Für das erste Quartal zeichnet sich ein fettes Umsatz-Minus ab." Dies sei ein weiterer Beleg dafür, dass die gesamte deutsche Wirtschaft von Januar bis März geschrumpft sein dürfte. "Grundlegend besser dürfte es erst werden, wenn die dritte Welle abebbt und Geschäfte wieder beständig geöffnet sind", sagte Krüger. Wegen der steigenden Corona-Fallzahlen schwinde derzeit jedoch die Hoffnung, dass dies schon ab Mitte April geschehen könne.

Die GfK-Marktforscher hatten jüngst bereits angekündigt, dass der bis zum 18. April verlängerte Lockdown ein Stimmungskiller für die zuletzt leicht aufgehellte Kauflaune der Deutschen sei. "Der erneute harte Lockdown wird dem Konsumklima schwer schaden und die aktuelle Verbesserung ein Strohfeuer bleiben", sagte GfK-Experte Rolf Bürkl vor kurzem.

Berlin (Reuters)

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