Studie: Startups stehen in Corona-Pandemie vor Existenzkrise
Nach Rekordjahren mit üppigen Finanzierungen könnte die Corona-Krise laut einer Studie viele Startups in ihrer Existenz bedrohen.
Investoren dürften bei der Finanzierung junger Firmen genauer hinschauen und Einnahmen bei Gründern wegbrechen, heißt es in einer Analyse der Beratungsgesellschaft EY.
"2019 dürfte vorerst das letzte Rekordjahr für das europäische Startup-Ökosystem gewesen sein", sagte Hubert Barth, Vorsitzender der EY-Geschäftsführung Deutschland. Die Pandemie werde zu deutlich weniger Investitionen und massiven Umsatzausfällen führen. Trockne der Finanzierungsmarkt für Gründer aus, würde das den Technologiestandort Deutschland um Jahre zurückwerfen, warnte Barth. Er sprach von einer "existenziellen Herausforderung" für die Branche.
Startups schreiben in der Regel keine Gewinne und sind auf Kapital von Investoren angewiesen. Viele Gründer bringen Privatvermögen in ihre Firmen ein und haben nur wenige Rücklagen - was sie nun verwundbar macht.
"Die Mehrzahl der Startups ist nur für einige Monate durchfinanziert", sagte EY-Partner Peter Lennartz am Dienstag. Investoren müssten entscheiden, welche Geschäftsmodelle tragfähig seien. Für aussichtsreiche Firmen werde es Zwischenfinanzierungen geben, aber seltener große Investments. Ohnehin verteilt sich das Geld meist auf nur wenige Gewinner - etwa 2019 der Fernbus-Anbieter FlixMobility, das Reiseportal GetYourGuide oder die Online-Bank N26.
Die Hoffnungen der Startups richten sich nun auf den zwei Milliarden Euro schweren Schutzschirm der Bundesregierung. Die große Koalition will verhindern, dass die mühsamen Fortschritte in der deutschen Gründerlandschaft der Corona-Krise zum Opfer fallen. Öffentliche Wagniskapitalinvestoren auf Dachfonds- und Fondsebene wie bei der Förderbank KfW sollen dazu kurzfristig zusätzliche Mittel bekommen. Diese können bei Investitionen zusammen mit privaten Investoren für Finanzierungsrunden von Startups eingesetzt werden.
Vergangenes Jahr hatten Startups in Deutschland und dem übrigen Europa noch Rekordgelder von Investoren eingeworben und einige große Deals abgeschlossen. Die Investitionen von Fonds und Konzernen in Wachstumsfirmen kletterten um 46 Prozent auf 31,1 Milliarden Euro - auch wenn das zweite Halbjahr schon schwach ausfiel.
Startups aus Großbritannien bauten im Gesamtjahr ihren Vorsprung aus auf 11,1 Milliarden Euro. Deutsche Startups bekamen 6,1 Milliarden Euro, 32 Prozent mehr als 2018; sie lagen vor solchen aus Frankreich (5,0 Mrd). Beim eingeworbenen Geld landeten Gründer aus London klar vorn, gefolgt von Berlin, das Paris knapp auf Platz drei verwies.
Bei neun von zehn jungen Firmen belastet die Pandemie nun aber schon die Geschäfte, hatte jüngst der Bundesverband Deutsche Startups gewarnt. Gut 70 Prozent sähen sich in ihrer Existenz gefährdet. Während etwa Tourismus- und Eventfirmen von der Pandemie besonders stark betroffen sind, könnten Startups für digitale Gesundheits- und Medizindienste, Videokonferenzen, elektronisches Lernen oder Online-Handelsportale mittelfristig profitieren, so EY.
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FRANKFURT (dpa-AFX)
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