Ladesäulencheck: Monopole treiben Preise und machen E-Laden teurer als Tanken
Neben dem Kaufpreis dürften bei der Anschaffung eines E-Autos auch die Kosten des Ladens und die Verfügbarkeit von Ladestationen eine große Rolle spielen. Laut einer Studie sind die Preise an den Ladesäulen seit letztem Jahr gestiegen, obwohl die Strompreise tendenziell sinken.
Anteil von E-Autos an Neuzulassungen unter Vorjahresniveau
Obwohl sich die Bundesregierung große Ziele im Bereich der E-Mobilität gesteckt hat und es schaffen will, 15 Millionen E-Autos bis zum Jahr 2030 auf die Straßen zu bringen, scheint die E-Mobilität in Deutschland momentan an Fahrt zu verlieren. Bezugnehmend auf die Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes machten reine Elektrofahrzeuge im Juli 2024 dem ADAC zufolge einen Marktanteil von lediglich 12,9 Prozent der Neuzulassungen aus. Damit verringerte sich der Anteil im Vergleich zum Vorjahr (20 Prozent). Hauptgrund sei die weggefallene Kaufprämie, die zum Jahr 2024 von der Bundesregierung gestrichen wurde. Ein weiterer Grund seien die Kosten für das Laden, die laut einer aktuellen Studie des Hamburger Energieversorgers LichtBlick trotz sinkender Strompreise immer teurer werden.
Tanken günstiger als Laden
Der Ladesäulencheck 2024 von LichtBlick von Ende April 2024 zeigt, dass jede geladene Kilowattstunde (kWh) an öffentlichen Ladesäulen in Deutschland im Durchschnitt 55 Cent (AC) bzw. 66 Cent (DC) kostet. Für eine Reichweite von 100 Kilometern (bei einem Stromverbrauch von 20 kWh) entstehen damit Kosten von 11,10 Euro bzw. 13,11 Euro. Zum Vergleich: Ein Verbrenner-Auto benötigt für die gleiche Strecke etwa 10,38 EUR bei einem Verbrauch von sechs Litern Benzin. Somit ist das klimaschädliche Tanken aktuell günstiger als die Nutzung öffentlicher Ladesäulen für E-Autos unterwegs.
Steigende Preise trotz sinkender Stromkosten
Trotz sinkender Preise für Haushaltsstrom sind die Kosten für das Laden von E-Autos an öffentlichen Ladesäulen der Studie nach gestiegen. Seit dem letzten Ladesäulencheck sind die Preise pro kWh um 3 Cent (AC) bzw. 4 Cent (DC) angestiegen. Diese Entwicklung zeigt, dass das Laden unterwegs immer unattraktiver wird, obwohl sinkende Strompreise eigentlich gegenteilige Effekte nahelegen würden.
Ein weiteres Problem, das von der Studie hervorgehoben wird, sind die unterschiedlichen Zugangsmöglichkeiten zu den Ladesäulen. E-Autofahrer müssen auf verschiedene Anbieter mit jeweils eigenen Ladekarten und Apps zurückgreifen. Das sogenannte Ad-Hoc-Laden über QR-Codes an den Ladesäulen bietet keine kostengünstige Alternative, da diese Preise meist höher sind als bei vertragsbasierten Tarifen.
Monopolisten treiben Preise
Hauptverantwortlich für die hohen Preise seien laut der Studie lokale Monopolisten, meist örtliche Energieversorger, welche hohe Marktanteile besitzen. Diese Monopolisten würden die Ladebedingungen und -preise bestimmen und können aufgrund des fehlenden Wettbewerbs überhöhte Preise durchsetzen. Sie würden zudem von Drittanbietern bis zu 89 Prozent höhere Entgelte für die Nutzung der Ladepunkte verlangen, was den Wettbewerb weiter einschränke.
Durchleitungsmodell für echten Wettbewerb
Aufgrund der problematischen Preisgestaltung schlägt die Studie die Reformierung des Marktes in Form eines sogenannten Durchleitungsmodells vor. Hierbei würde jeder Energieversorger das Recht erhalten, seinen Strom an öffentlichen Ladesäulen anzubieten, während die Betreiber ein Nutzungsentgelt für die Infrastruktur erhalten würden. Dies würde die Transparenz erhöhen und den Wettbewerb fördern, sodass E-Autofahrer den Fahrstrom-Tarif ihres bevorzugten Anbieters an jeder öffentlichen Ladesäule nutzen können. Ein Pilotprojekt von LichtBlick, 50Hertz und Stromnetz Berlin habe laut der Studie bereits gezeigt, dass dieses Modell erfolgreich umsetzbar sei.
Redaktion finanzen.net
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