Warum Deutschland die Potenziale für E-Autos nicht nutzt
Während weltweit die Verkäufe von E-Fahrzeugen ansteigen, bleiben Elektrofahrzeuge auf den deutschen Straßen eher eine Ausnahme als die Regel. Das geht aus einer Analyse hervor.
Der Analyse der Unternehmensberatung BearingPoint nach belegt Deutschland im internationalen Vergleich beim Absatz von Elektroautos und deren Anteil an allen verkauften Neuwagen den 13. Rang. Demnach waren in Deutschland rund 91 Prozent aller verkaufter Neuwagen im Jahr 2019 mit Benzin- oder Dieselmotoren angetrieben, nur 1,8 Prozent waren rein elektrische Fahrzeuge. Andere Nationen machen vor, wie es gehen könnte: In Norwegen, das im Ranking den ersten Platz belegt, sind rund 42 Prozent aller verkauften Neuwagen elektrisch betriebene Fahrzeuge. In den Niederlanden kommen E-Fahrzeuge auf 14 Prozent. Es stellt sich die Frage, warum Deutschland beim Absatz von E-Autos noch derart hinterherhinkt.
Dem Leistungsangebot mangelt es an Praktikabilität
Geht es nach Dr. Stefan Penthin, globaler Leiter bei BearingPoint für den Bereich Automotive, liegt das daran, dass viele potenzielle Autokäufer von dem derzeitigen Leistungsangebot der E-Fahrzeuge noch nicht überzeugt sind: "Die Reichweite ist oft zu gering und das Angebot der großen Autohersteller bei E-Modellen noch sehr überschaubar."
Zudem verweist er auf die noch nicht vollends ausgereifte Infrastruktur hinsichtlich öffentlicher Ladestationen. Um den Markt durch eine höhere Nachfrage zu fördern, ist die höhere Praktikabilität laut Dr. Stefan Penthin ein "Schlüsselfaktor".
BearingPoint zufolge wurden in Deutschland im Jahr 2019 rund 3,6 Millionen neue Pkw registriert - Höchstwert aller europäischen Länder. Das Potenzial mit Blick auf dem deutschen Absatzmarkt für Elektrofahrzeuge ist dem Beratungsunternehmen nach "hoch", allerdings müsse deren Praktikabilität verbessert werden.
Pandemie als Durchbruch in Sachen E-Mobilität?
Außerdem kann die Pandemie, so Dr. Stefan Penthin, den Durchbruch für E-Autos bringen. "Angesichts von Corona erlebt der Individualverkehr eine Renaissance. In Kombination mit der staatlichen Förderung eines Kaufs von E-Autos, einer geringeren Mehrwertsteuer sowie günstigeren Konditionen durch die OEMs könnte dies dazu führen, dass viele Verbraucher die Gunst der Stunde nutzen und auf ein E-Auto umsteigen."
Hier müssten allerdings Industrie und Politik weiter an der Optimierung der Rahmenbedingungen für den E-Fahrzeugmarkt und dessen Förderung arbeiten. Beispielsweise durch eine bessere Ladeinfrastruktur, einer größeren Modellpalette oder leistungsstärkeren Batterien. Wie sich staatliche Fördermaßnahmen auf die Entwicklung des E-Automarktes auswirken können, zeigen andere europäische Länder. Wie etwa Norwegen, wo BearingPoint zufolge E-Mobilität staatlich stark gefördert wird und fast jedes zweite neu angemeldete Fahrzeug ein E-Auto ist.
Für die Zukunft des deutschen E-Automarkts prognostiziert Penthin, dass sich Deutschland schon in der nächsten BearingPoint Marktübersicht in den Top-10 wiederfinden wird. Diesbezüglich erwartet er eine Angebotszunahme hinsichtlich der Quantität rein elektrisch betriebener Fahrzeuge, eine größere Vielfalt an Modellen sowie eine steigende Nachfrage durch die Verbraucher.
Redaktion finanzen.net
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