Migration Pay Gap: Lohnlücke für ausländische Beschäftigte
Der Gender Pay Gap ist wohl jedem ein Begriff, doch das Phänomen der ungleichen Bezahlung bei gleicher Arbeit tritt nicht nur bei Frauen auf. Arbeitnehmende ohne deutsche Staatsbürgerschaft sind ebenfalls betroffen.
Geringere Entlohnung bei gleicher Arbeit
Bereits 2008 stellte das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZWE) fest, dass "eine Lohnlücke von rund elf Prozent (für ausländische und deutsche Männer) und von rund 20 Prozent (für ausländische und deutsche Frauen)" existiert, wie die Antidiskriminierungsstelle des Bundes berichtet. Nach Bereinigung betrug diese immer noch 5,8 beziehungsweise 17,6 Prozent. Ursache sei die "mutmaßliche unmittelbare und mittelbare Benachteiligung von Menschen mit Migrationshintergrund".
Auch rund zehn Jahre später scheint sich die Situation nicht verbessert zu haben: Laut der Bundesagentur für Arbeit lag der Durchschnittsverdienst der ausländischen Vollzeitbeschäftigten im Jahr 2019 circa ein Viertel unterhalb des Durchschnitts der Deutschen. Trotz geringer wissenschaftlicher Forschung zum Thema Migration Pay Gap konnte auch die Studie von Ramona Schmid aus dem Jahr 2023 zeigen, dass die Lohnunterschiede in den Jahren 2000 bis 2019 sogar zunahmen. Besonders große Unterschiede sind in Metropolregionen zu finden.
Diskriminierung oder Berufserfahrung?
Allein auf Diskriminierung beziehungsweise Benachteiligung scheint die Lohnlücke jedoch nicht zu fußen. Laut der Bundesagentur für Arbeit arbeiten rund 37 Prozent der ausländischen Beschäftigten im Niedriglohnsektor - etwa 21 Prozent mehr als bei den deutschen Arbeitnehmenden. Auch das geringere Durchschnittsalter, welches mit geringerer Berufserfahrung einhergeht, könnte Grund für die Lohnunterschiede sein. Mangelnde Sprachkenntnisse erschweren den Arbeitsalltag zusätzlich. Letztlich werden im Ausland erworbene Abschlüsse nicht immer durch die Behörden anerkannt, Tätigkeiten mit hohen Qualifikationsansprüchen können dann nicht ausgeübt werden.
Berufliche Integration
Sprachkurse können helfen: Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) stellte fest, dass ausländische Beschäftigte die deutsche Sprache ebenso beherrschen müssen wie deutsche Arbeitnehmende, um die Lohnlücke zu minimieren. Aber auch Aus- und Weiterbildung können Maßnahmen sein, um die Ungleichheit zu verringern. Die erfolgreiche berufliche Integration in den deutschen Arbeitsmarkt ist von vielen Faktoren abhängig, jedoch maßgeblich für die Minimierung des Migration Pay Gap.
Politische Maßnahmen
Aber auch auf politischer Ebene muss dem entgegengesteuert werden. Eine schnellere und simplere Anerkennung ausländischer Abschlüsse und Qualifikationen erleichtert den Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt. Außerdem sollte Chancengleichheit gefördert und Diskriminierung bekämpft werden. Schließlich braucht es ausländische Kräfte, um die deutsche Wirtschaft aufrechtzuerhalten: "In Anbetracht des erheblichen Fachkräftemangels und einer alternden Bevölkerung mit einem Verlust an Arbeitskräften von jährlich mehreren hunderttausend, ist Zuwanderung für den deutschen Arbeitsmarkt unverzichtbar", erklärt Schmid in ihrer Studie.
J. Vogel / Redaktion finanzen.net
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