COVID-19

sofort-impfen.de: Startup-Gründer ruft Impfportal ins Leben

01.07.21 22:51 Uhr

sofort-impfen.de: Startup-Gründer ruft Impfportal ins Leben | finanzen.net

Die Impfung gegen COVID-19 ist aktuell in aller Munde. Doch wie kommt man an einen Impftermin? Zu welcher Priorisierungsgruppe gehört man? Und vor allem: Wie werden die zu verfallen drohenden Impfdosen am effizientesten verteilt? Start-up-Gründer Martin Elwert hat in Kooperation mit Kollegen eine Organisation gegründet, die zumindest bei zuletzt genannter Frage Abhilfe schaffen soll.

Mittlerweile kann sich in Deutschland jede volljährige Person auf eine Warteliste für einen Impftermin gegen COVID-19 setzen lassen. Dennoch bleiben abends in vielen Praxen angebrochene Impfdosen übrig und verfallen. So kommt es vor, dass Praxen mit zu verfallen drohenden Impfdosen nach einem langen Arbeitstag oft noch die Telefonlisten ihrer Patienten abarbeiten und so versuchen, Impfwillige aufzutreiben. Schließlich ist das Vakzin gegen das Virus wertvoll. Coffee-Circle-Gründer Martin Elwert und seine Kollegen haben nun eine ehrenamtliche Non-Profit-Organisation ins Leben gerufen, die bei der Verteilung übriger Impfdosen Abhilfe leisten soll.

Datenschutz: Wer sich auf die Warteliste setzen lässt, muss nicht einmal seinen Namen angeben

Die Organisation heißt sofort-impfen.de: Impfwillige - egal, aus welcher Priorisierungsgruppe - können sich auf der gleichnamigen Website in wenigen simplen Schritten auf eine Warteliste setzen lassen. Sie müssen nur ihre E-Mail-Adresse und Postleitzahl angeben und anschließend einen per E-Mail erhaltenen Bestätigungs-Link anklicken. Mehr Daten werden nicht in das System aufgenommen. Wenn Arztpraxen in einem Umkreis von fünf Kilometern freie Impftermine haben, bekommen alle Personen, die mit der entsprechenden Postleitzahl im System eingetragen sind, per E-Mail eine Nachricht zugeschickt. In der Nachricht werden dann die freien Impftermine sowie der jeweils zu verimpfende Impfstoff aufgelistet. Wer sich den Termin nun als erstes reserviert, bekommt ihn sicher zugeschrieben: Hier gilt der Website zufolge das Prinzip: "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst". Dieses Prinzip ist bezüglich der zu verfallen drohenden Impfdosen legal, erklärt die Organisation auf ihrer Website.

Hat man sich in das System eingetragen, möchte sich aber nur mit einem bestimmten Impfstoff impfen lassen, kann man andere Termine einfach ignorieren und so lange warten, bis es einen entsprechenden Termin im Angebot gibt. Über einen Zweittermin müssen sich Impfwillige dann keine Gedanken mehr machen: Einmal geimpft, wird direkt mit der Praxis ein Zweittermin vereinbart. "Mit sofort-impfen.de möchten wir helfen, einen schnellen Zugang zu COVID-19-Impfstoffen zu ermöglichen […] und zu vermeiden, dass Impfstoff verfällt", so die Organisation auf ihrer Website. Außerdem solle den Praxen auf diese Weise geholfen werden, das Anrufaufkommen zu reduzieren.

Coffee-Circle-Gründer Martin Elwert hat sofort-impfen.de mit Kollegen ins Leben gerufen

Gründerszene hat einen der drei Gründer der Organisation - Martin Elwert - interviewt. Dieser gründete 2010 das Startup Coffee-Circle, das Kaffee selbst röstet und online vertreibt. Das Portal berichtet nun im Rahmen des Interviews, dass die erste Idee für sofort-impfen.de von Mitgründer Johannes Gerster stammte. Ebenfalls Teil des Gründer-Teams ist Oliver Mayer, zu seinen Kollegen gehören andere Unternehmer und Unternehmerinnen wie etwa Wiebke Nadzeika und Sophie Cramer, die in den sozialen Medien Werbung für das Projekt machen. Nadzeika vertreibt seit einigen Wochen Kapuzenpullover mit der Aufschrift: "Erst Impfen Dann Techno". Diesen Werbespruch verwendet nun auch sofort-impfen.de, außerdem finanziert sich die Organisation über die Einnahmen aus Nadzeikas Verkäufen. Auf der Website gibt es allerdings auch eine Spendenoption - bisher kam sofort-impfen.de Gründerszene zufolge laut Elwert jedoch auch gut mit der Eigenfinanzierung über die Runden.

sofort-impfen.de war eigenen Angaben auf der Website zufolge noch bis Ende Mai in der Aufbauphase und verspricht Stand Mitte Mai weitere Funktionen: So soll es ein Feature geben, mithilfe dessen man individuell seinen Radius einstellen kann, sodass Personen, die in wenig besiedelten Gebieten leben, ebenfalls Chancen auf einen Impftermin haben. Stand Mitte Mai können die Initiatoren der Organisation auch noch nicht abschätzen, wie lange man auf einen Impftermin warten müsse - klar sei aber, dass die Wartezeit einerseits von der Menge an zu Verfügung stehenden Impfstoffs und andererseits davon abhängt, wie schnell man sich einen per E-Mail angebotenen Impftermin sichert.

Großer Andrang: Bereits nach einer Woche 700.000 Registrierungen

Unterstützt wird sofort-impfen.de von Update Deutschland und dem Innovationsverbund Öffentliche Gesundheit. Innerhalb der ersten zwei Tage, so Gründerszene, haben sich 200.000 Menschen bei sofort-impfen.de registrieren lassen - nach einer Woche seien es bereits 700.000 gewesen. Elwert freut sich offenbar über den großen Andrang. Allerdings hofft er laut Gründerszene auch, dass bald alle geimpft sein werden und es sich bei sofort-impfen.de nur um ein Nebenprojekt handelt. Er wird wie folgt zitiert: "Idealerweise ist das Thema in einigen Monaten wieder durch". Um das System weiter zu vergrößern und insbesondere mehr Praxen zu registrieren, sei sofort-impfen.de gerade mit einigen kassenärztlichen Vereinigungen im Gespräch.

In den vergangenen Wochen sind Gründerszene zufolge neben sofort-impfen.de auch andere, ähnliche Plattformen ins Leben gerufen worden. Allerdings würden diese nicht direkt mit den Praxen zusammenarbeiten, sondern seien lediglich mit den sowieso öffentlich zugänglichen Terminkalendern der Impfzentren verknüpft.

Olga Rogler / Redaktion finanzen.net

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