Coronaferien

Homeoffice und Kinder: Wie kann das miteinander vereinbart werden?

13.01.21 06:27 Uhr

Homeoffice und Kinder: Wie kann das miteinander vereinbart werden? | finanzen.net

In der momentanen Corona-bedingten Ausnahmesituation sind viele Arbeitnehmer dazu gezwungen, von zu Hause zu arbeiten. Hinzu kommt, dass die Schulen und Kitas geschlossen haben. Wie aber bringt man die Kinder und die Arbeit unter einen Hut? Einige Tipps.

Die Arbeitsteilung der Eltern ist das halbe Los

Derzeit herrschen in Deutschland Coronaferien, die Kinder haben keine Schule und sind daheim - endlich mehr Familienzeit sollte man meinen. Doch das Dilemma: Viele Eltern werden zum Homeoffice ebenfalls nach Hause geschickt und müssen von dort aus arbeiten. Wer Kinder hat, weiß, dass es fast unmöglich ist, diese acht Stunden so hochkonzentriert und ungestört vor dem Laptop zu verbringen, wie im Büro. Denn auch die Kinder freuen sich, dass Papa und Mama jetzt daheim sind, dann kann ja endlich einmal gespielt werden. Von Anfang an sollten Eltern ihren Kindern deshalb erklären, dass die Eltern eben nicht den ganzen Tag frei haben. Zwar abends und zwischendurch, aber eben nicht permanent.

Gerade wenn beide Elternteile daheim sind, können sie sich die Zeit erleichtern und die Arbeit untereinander aufteilen. Wenn der eine gerade in einer wichtigen Telefonkonferenz ist, rettet eben der andere das abgerissene Ohr des Plüschteddys. Und während ein Partner morgens die Kinder anzieht und mit ihnen frühstückt, kann der andere in Ruhe arbeiten und gewinnt so wertvolle, ungestörte Zeit am Notebook. Abends kann dies genau andersrum erfolgen.

Sich Zeit für die Familie freihalten: Vorkochen hilft

Um sich möglichst viel Zeit für die Familie freizuhalten, kann gemeinsam vorgekocht werden. Die gemeinsame Aktivität ist gleichzeitig eine gelungene Abwechslung für die Kids und schafft Freiraum für die Mittagspause. Teilt man sich zudem die anfallenden Hausarbeiten mit dem Lebenspartner, schafft das zusätzliche Zeit mit den Kindern. Trotz der Arbeitsteilung ist es sinnvoll, sich auch gemeinsame Zeit freizuhalten. Familienspaziergänge, ein gemeinsamer Spieleabend oder ein Fußballmatch im Garten können dazu beitragen, dass die Kleinen ihre überschüssige Energie loswerden. Außerdem gilt: Einfach mal gemeinsam in der Hängematte oder auf der Couch entspannen. Denn die Zeit daheim hat ja auch durchaus seine positiven Seiten.

Einen Wochenplan und ToDo-Listen erstellen

Die Aufstellung eines Wochenplans mit den täglichen Aufgaben vermittelt einen Überblick und verspricht Routine. Für Schulkinder, die noch nicht selbstständig lernen können, kann zu diesem Zweck ein Stundenplan erstellt werden, am besten mit verschiedenen Farben für die verschiedenen Fächer. Sowohl für die Eltern, als auch für die Kinder können feste Arbeits- und Pausenzeiten festgelegt werden, zwischendurch kann gemeinsam gespielt werden. Hier empfiehlt es sich, nicht direkt stundenlange Arbeitsblöcke festzulegen, das ist insbesondere bei Kleinkindern unrealistisch. Es helfen eher kürzere Konzentrationsphasen mit häufigeren kurzen Unterbrechungen. Das Gute in Zeiten von Corona: Da viele in demselben Boot sitzen, sind häufig Absprachen mit den Kollegen möglich, wenn ein Kind gerade einen Trotzanfall hat und man eben einfach mal vom Laptop aufstehen muss.

Routine schaffen - Struktur im Alltag hilft

Einen Alltag leben: Auch in dieser besonderen Lage ist es wichtig, Routine zu schaffen. Dabei muss nicht strikt der Zeitplan von der Schule eingehalten werden, Schlafrhythmen, Lernzeiten und Arbeitszeiten können, sofern möglich, individuell angepasst werden. So können sich Eltern dafür entscheiden, die Kinder abends erst spät ins Bett zu bringen und morgens länger schlafen zu lassen, um morgens in Ruhe einige Stunden konzentriert arbeiten zu können, während die Kinder noch schlafen. Auch wenn man sich für so ein Modell entscheidet, sollten nach wie vor feste Essens- und Lern- beziehungsweise Spielphasen dem Alltag eine Struktur geben. Die Kinder müssen lernen, wann sie sich selbst beschäftigen müssen und wann sie mit Mama und Papa spielen können. Aber auch hier gilt: So gut alles geplant ist, es wird mit Sicherheit vieles nicht so laufen, wie gedacht.

Lernalternativen wie Apps finden

Und noch eine weitere Herausforderung stellt sich vielen - die Kinder sollen nun zu Hause unterrichtet werden. Aber wie soll das mit zwei berufstätigen Eltern gehen? Einige Schulen bieten inzwischen Online-Lehrmaterialien an, die die Kids daheim durcharbeiten können. Ansonsten sind inzwischen zahlreiche Lernapps im Umlauf, mit denen die Kinder spielend Schulstoff lernen können. Auch der Fernsehsender KiKA hat seine Sendungen so angepasst, dass sich Kinder sinnvoll und spielerisch neues Wissen aneignen können. Für das Kontrollieren der Hausaufgaben kann sich zudem mit anderen Eltern ausgetauscht werden. Bei allen Lerntätigkeiten gilt erneut: Perfektionismus ist hier fehl am Platz. Mit Sicherheit wird der Nachwuchs nicht alle Aufgaben wie gewünscht erledigen, solange aber immerhin einiges geschafft wurde, kann und darf man zufrieden sein.

Der eigene Arbeitsplatz ist eine Tabuzone

Um für sich und den Rest der Familie ein geregeltes Umfeld zu gestalten, sollte ein eigener Arbeitsplatz festgelegt werden. Wer kein Arbeitszimmer zur Verfügung hat, kann sich an einem älteren Tischchen im Wohnzimmer einen Arbeitsplatz einrichten oder sich an den Küchentisch oder ins Schlafzimmer zurückziehen. Es sollte auch den Kindern klar sein, dass dieser Platz tagsüber Mamas oder Papas Bereich ist, in welchem eben nicht gespielt wird. Sollte das Kind trotzdem vorbeikommen und in eine Besprechung hereinplatzen: Ruhig bleiben. Viele Geschäftspartner und Kollegen werden Verständnis dafür aufbringen, dass eben mal mit Kind auf dem Schoß geskypt wird, da es ihnen schließlich ebenso ergeht.

Das Kind mitleben lassen - Ein Erfahrungsbericht

Birgit Kelle schreibt beim "Focus" in einem Gastbeitrag über ihre eigene 20-jährige Erfahrung im Homeoffice mit vier Kindern. Sie empfiehlt, sich das Multitasking anzugewöhnen und sich die Zeit mit und ohne Kinder einzuteilen. Dinge wie Waschen, Aufräumen und Kochen, die auch mit Kindern funktionieren, werden nicht in der Zeit erledigt, in der die Dinge ohne Kinder erledigt werden können. Wenn die Kinder morgens also noch schlafen, solle man der Versuchung widerstehen, noch schnell die Spülmaschine anzuschmeißen und sich um das Wesentliche kümmern - arbeiten, solange es noch ruhig ist. Das Geschirr kann auch noch in zwei Stunden abgespült werden und stellt dann sogar eine willkommene Abwechslung zur Arbeit dar. Ansonsten rät Kelle dazu, nicht zu streng zu sich selbst oder den Kindern zu sein. Einer ihrer wichtigsten Tipps ist, das Kind mitleben zu lassen. Meist möchte es die Mama nachahmen und auch arbeiten, kochen oder aufräumen.

Redaktion finanzen.net

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