Flächendeckender Stromausfall: Muss man trotzdem ins Büro?
Viele Menschen fürchten derzeit nicht nur hohe Stromrechnungen, sondern tatsächlich einen totalen Blackout. Experten haben hier geteilte Meinungen. Doch müssen Arbeitnehmer im schlimmsten Fall noch arbeiten gehen und werden sie bezahlt?
Muss ich im Falle eines Blackouts arbeiten gehen?
Ohne Energie geht heutzutage so ziemlich nichts mehr. Watson berichtet von einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitut Civey, bei der 5004 Personen gefragt wurden. Hier haben 53 Prozent der Befragten eine große oder eher große Angst vor einem Blackout angegeben. Die Sorge, dass man in einer solchen brenzligen Situation auch noch arbeiten gehen muss, während man andere Vorkehrungen zu treffen hat ist allerdings eher unbegründet, meint Alicia Rosenberg, Anwältin für Arbeitsrecht in Berlin, gegenüber Business Insider. Denn das Gesetz sieht hier eine Befreiung des Arbeitnehmers von seiner Leistungspflicht vor - man ist also nicht verpflichtet auf der Arbeit zu erscheinen. Doch was gilt mit dem Grundsatz, dass man ohne Arbeit auch keinen Lohn erhält? Hier sieht die Anwältin eine Ausnahme. Denn der Arbeitgeber ist dann verpflichtet Lohn fortzuzahlen, wenn die Gründe der Störung im Betrieb liegen und ebenso aus Gründen sogenannter höherer Gewalt, wie beispielsweise Naturkatastrophen oder eben ein nationaler Blackout. Der Arbeitgeber trägt hier das "Risiko der Unmöglichkeit der Arbeitsleistung", so Rosenberg. Doch viele Menschen arbeiten im Home-Office, ist in diesem Falle ebenfalls der Betrieb für Störungen zuständig? Alexander Bredereck, Fachanwalt für Arbeitsrecht, und Dr. Attila Fodor erklären auf dem Portal anwalt.de, dass hier das gleiche wie im Büro gilt und der Arbeitnehmer weiter entlohnt werden muss. Allerdings kann der Arbeitgeber weiterhin auf Tätigkeiten verweisen, die keinen Strom benötigen.
Stromversorgung gesichert?
Wie der WDR berichtet, sei die Stromversorgung, laut Wirtschaftsministerium, im Winter gesichert. Der durchgeführte Stresstest des Stromnetzes hat gezeigt, dass es voraussichtlich nicht zu Problemen kommen sollte, damals plante man sogar noch mit nur zwei laufenden Atomkraftwerken. Durch die neuesten Beschlüsse ist nun auch klar, dass alle drei Atomkraftwerke, also auch das Atomkraftwerk Emsland, noch bis April 2023 laufen sollen. Was jedoch nach April 2023 passiert ist unklar. Was man nicht vergessen darf, ist, dass am 25.05.2021 bereits komplett Europa knapp an einem Strom-Blackout vorbeigeschrammt ist, wie Focus Online berichtet. Durch die Trennung des Europäischen Verbundnetzes in zwei getrennte Regionen und das schnelle Reagieren der Netzbetreiber konnte dies noch gerade so verhindert werden. Der Verband der industriellen Energie- und Kraftwirtschaft (VIK) zeigte sich über diesen Vorfall besorgt und appellierte, dass man sich nicht auf die Versorgung aus dem europäischen Ausland verlassen sollte. Die Bundesnetzagentur meinte hingegen, dass die Versorgungslage in Deutschland zu diesem Zeitpunkt nicht gefährdet war. Die Sorgen scheinen allerdings nicht ganz vorüber gegangen zu sein, denn auch die Behörden, wie die Berliner Polizei, treffen bereits Vorkehrungen für den Fall eines Blackouts, wie die Berliner Zeitung berichtet. Ob die Sorgen einen Blackouts berechtigt sind bleibt abzuwarten. Dennoch bleiben die hohen Energiepreise weiterhin ein Sorgenkind der Wirtschaft.
F.Traina/Redaktion finanzen.net
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