Bewerbungs-Anschreiben: Warum es vielleicht schon bald der Vergangenheit angehört
Über ein Anschreiben sollen Personalverantwortliche vieles über die Qualitäten, Berufserfahrungen und Motivationen eines Bewerbers erfahren. Oftmals sind diese Informationen jedoch nicht ausreichend, weshalb immer mehr Unternehmen nicht mehr auf ein Anschreiben bestehen.
Immer weniger Unternehmen erwarten bei einer Bewerbung ein Anschreiben
Wie Business Insider berichtet, verzichten immer mehr Unternehmen darauf, von ihren Bewerbern ein Anschreiben beziehungsweise Motivationsschreiben zu verlangen. Neu ins Rollen gebracht wurde der Diskurs um die Anschreiben im Jahr 2018 als die Deutsche Bahn bekannt gab, dass man von Bewerbern für die Auszubildenden-Stellen keine Anschreiben mehr verlangen würde. Kurz darauf gingen laut Business Insider etwa zehn Prozent mehr Bewerbungen bei der Deutschen Bahn ein.
Mit dieser Veränderung im Bewerbungsprozess blieb der deutsche Eisenbahnkonzern jedoch nicht alleine. Andere Unternehmen taten es der Deutschen Bahn gleich und strichen das Anschreiben aus den Bewerbungsanforderungen. Laut einer Studie der Recruiting-Plattform Taledo von 2019, erwarteten nur noch 28 Prozent der deutschen Großunternehmen, dass einer Bewerbung ein Anschreiben beiliegt. Ganze 63 Prozent der Großunternehmen überließen die Entscheidung, ob ein Anschreiben eingereicht wird oder nicht, dem Bewerber selbst. Mittlerweile ist der Anteil an großen Unternehmen, die ein Anschreiben verlangen, sogar auf 18 Prozent gesunken, wie die aktuellste Taledo-Studie festhält.
Warum das Anschreiben vielleicht bald abgelöst wird
Laut Taledo ist der Trend gegen das Anschreiben damit zu begründen, dass Anschreiben den ohnehin schon aufwendigen Bewerbungsprozess deutlich erschweren. Personalverantwortliche würden dabei unter immer mehr Zeitdruck stehen und das aufmerksame Durchlesen jedes Anschreibens einen großen Zeitaufwand bedeuten. Ein weiteres Problem bei Anschreiben und Motivationsschreiben ist, dass diese ihren Zweck meistens nicht erfüllen. Denn oftmals beantworten diese laut Business Insider nicht die Fragen, die sich Personalleiter über einen Bewerber stellen - oder sie gehen zwischen den typischen Bewerbungsfloskeln einfach unter. Bedenkt man, dass sich viele Personalleiter Business Insider zufolge nur etwa zehn bis 15 Sekunden Zeit nehmen, um eine Bewerbung durchzugehen, bleibt dabei nicht viel Zeit, um die wichtigen Informationen eines Anschreibens herauszufiltern, bevor die Bewerbung schließlich aussortiert wird.
Fragenkataloge oder Eignungstests
Das Anschreiben wegzulassen ohne anderweitig Informationen zum Bewerber einzuholen, ist jedoch keine Lösung. Das Portal Human Resources Manager (HRM) empfiehlt daher Alternativen um die gewünschten Informationen einzuholen. Bei einem kurzen Telefoninterview kann man sich zum Beispiel über erfolgsrelevante Themen und die Motivation direkt persönlich unterhalten. Eine für viele Personalleiter attraktivere Alternative ist es jedoch, konkrete Fragen über ein Online-Bewerbungstool zu stellen. Besonders wichtig dabei ist es, dass es sich um präzise Fragen handelt, die im direkten Bezug zu der ausgeschriebenen Stelle stehen. Auch Business Insider hält fest, dass das präzise Fragenstellen mit Hilfe eines Fragenkataloges eine effektivere Alternative zum Anschreiben darstellt, wie es schon das englischsprachige Ausland unter Beweis gestellt habe. Denn auf diesem Weg erfährt man nicht nur, welche Qualitäten der Bewerber mitbringt, sondern auch welche Fähigkeiten ihm zum Beispiel für die ausgeschriebene Stelle fehlen. "Der Fragenkatalog ist dann sozusagen ein erstes kleines Mini-Vorstellungsgespräch, bevor es im Bewerbungsprozess weitergeht", so Business Insider.
E. Schmal / Redaktion finanzen.net
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