Pig Butchering: Vorsicht vor gefälschten Trading-Plattformen
Betrügereien im Internet sind schon lange keine Seltenheit mehr. Kriminelle finden jedoch immer mehr ausgeklügelte Möglichkeiten, um anderen Menschen das Geld aus der Tasche zu ziehen.
Schweineschlacht
"Trading-Scam" beziehungsweise "Pig Butchering" oder zu Deutsch "Schweineschlachten" bezeichnet eine Betrugsmasche, bei welcher zunächst eine vertrauensvolle Beziehung zum Opfer aufgebaut wird. Die Betrüger sind dabei sehr ausdauernd, weshalb der Beziehungsaufbau über mehrere Wochen oder gar Monate stattfinden kann. Anschließend wird das Opfer überzeugt, dem Traum vom großen Geld nachzujagen. Um dieses Ziel zu erreichen, soll entweder in traditionelle Anlagemöglichkeiten wie Aktien oder Anleihen investiert werden. Aber auch Kryptowährungen auf vermeintlichen Trading-Plattformen gewinnen zunehmend an Beliebtheit. In jedem Fall ist das Ergebnis des Betruges das Gleiche: Die Geschädigten sehen ihr Geld nicht wieder.
Zahlreiche Menschen verloren bereits ihr gesamtes Vermögen. Bei der Zentralstelle Cybercrime Bayern (ZCB) seien seit 2021 rund 370 Fälle angezeigt worden. Der Schaden beliefe sich damit auf circa 29 Millionen Euro. Laut dem bayerischen Justizminister Georg Eisenreich habe ein Betrugsopfer mit Verlusten in Höhe von durchschnittlich 80.000 Euro zu kämpfen.
Damit ist das Pig Butchering vom "Love Scam" zu unterscheiden. Hier wird zwar auch eine Beziehung zum Opfer aufgebaut, dabei handelt es sich jedoch ausschließlich um vorgetäuschte romantische Gefühle. Verliebt sich das Opfer, wird darum gebeten, den vermeintlichen Partner - also den Täter - aus einer Notsituation zu befreien; es werden große Geldsummen verlangt. Beim Pig Butchering ist das Ziel keine romantische Beziehung, doch auch freundschaftliche Verhältnisse können genutzt werden.
Betrugsfarmen
Durch diese Art des Betrugs lassen sich hohe Summen erschleichen, da meist riesige kriminelle Organisationen dahinterstecken, wie Kaspersky berichtet. Sie betreiben sogenannte "Farmen", welche sich in den weniger wohlhabenden Ländern Südostasiens sammeln. Beispielsweise in Laos, auf den Philippinen, vor allem aber in Kambodscha und Myanmar lassen sich zahlreiche Farmen finden. Ein Beitrag der "South China Morning Post" berichtet von einer der größten Farmen. Der "KK Park" habe mehr als 2.000 Menschen beschäftigt. Die Arbeiter seien jedoch meist selbst Opfer eines Betrugs geworden, wie Kaspersky weiter berichtet. Angelockt von gut bezahlten Jobs reisen Callcenter-Mitarbeiter, Übersetzer oder IT-Spezialisten auf die Farm. Dort werden sie festgehalten und müssen gegen ihren Willen mit den Opfern interagieren. Einem Bericht des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte lässt sich entnehmen, dass mindestens 120.000 Menschen auf den Farmen in Myanmar festgehalten und beschäftigt werden. In Kambodscha seien es 100.000 Menschen.
Weitreichende Konsequenzen
Durch die Höhe der Beträge sind weitaus mehr als finanzielle Sorgen zu befürchten. Konsequenzen können schwerwiegende psychische Störungen sein. Dem Justizminister zufolge seien Depressionen und Angstzustände die Folge. Auch haben sich bereits zwei Geschädigte das Leben genommen, wie er weiter berichtet. Neben dem Geld ist nämlich auch die Beziehung zu einem lieb geglaubten Menschen verschwunden. Dies ist insbesondere für einsamere Menschen ein hartes Schicksal; zumal sie hauptsächlich als Opfer ins Visier genommen werden.
Schutz vor Betrug
Zwar bringen viele die "Tat aus Scham nicht zur Anzeige", so Eisenreich, dies sei jedoch wichtig, um weitere Taten zu verhindern. "Jeder kann Opfer dieser Betrugsmasche werden. Selbst Topmanager sind schon auf Trading-Schwindler hereingefallen", erklärt er.
Um gar nicht erst in eine solche Falle zu tappen, lassen sich Finanzdienstleister mit der Unternehmensdatenbank der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) vergleichen. Da es in Deutschland einer entsprechenden Genehmigung bedarf, finden sich dort seriöse Anbieter. Vor einer Investition sollte dies also überprüft werden. Außerdem rät Eisenreich dazu, die Finger von Angeboten zu lassen, die "zu schön sind, um wahr zu sein, [denn] dann sind sie in der Regel auch nicht wahr". Ein weiterer Hinweis auf Betrug kann die Art des Kontakts sein. Kriminelle versuchen meist über Messenger-Dienste zu kommunizieren. Ist ein persönliches Treffen oder mindestens ein Videotelefonat nicht möglich, kann das ein Warnzeichen sein.
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J. Vogel / Redaktion finanzen.net
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