Stellenanzeigen: So liest man sie richtig
Egal ob bei Berufseinstieg oder Berufswechsel - Stellenanzeigen geben erste Informationen über die Tätigkeit, die Anforderungen und das Unternehmen, weshalb die meisten Menschen bereits anhand der Ausschreibung mögliche Angebote selektieren. Doch worauf kommt es bei einer Stellenanzeige wirklich an?
"Viele Firmen haben erkannt, dass sich Bewerber heute schon im Vorfeld sehr viel stärker über mögliche Arbeitgeber informieren und Wert auf einen überzeugenden Auftritt legen", sagte Matthias Adrion von Dr. Schmidt & Partner Personalwerbung gegenüber Unicum. Es ist also im Sinne des Recruitings kaum verwunderlich, dass die Stellenanzeigen als "Visitenkarten" der Unternehmen häufig ein ideales Bild skizzieren. Dieser Überzeugung ist auch der Bewerbungscoach Jürgen Hesse, welcher laut Unicum rät: "Legen Sie nicht jedes Wort auf die Goldwaage. Stellenanzeigen haben die Aufgabe, das Unternehmen optimal zu verkaufen." Um die Stellenanzeigen trotzdem zu verstehen und richtig zu interpretieren, ist es von Bedeutung, die Strategien und Methoden der Unternehmen zu kennen.
Die richtige Vorbereitung
Bevor man sich auf die Suche nach einem neuen Job macht und in die Welt der Stellenanzeigen eintaucht, sollte man sich über die eigenen Qualifikationen im Klaren sein. Aber auch die eigenen Erwartungen sollten laut StepStone bereits geklärt sein, denn so lässt sich ein Suchraster entwickeln, das die Orientierung beim Überprüfen der Ausschreibungen erleichtert.
Stefan G. Wolf vom Personalwerk äußerte sich gegenüber dem Magazin Unicum wie folgt: "Meine Kompetenzen sind mein Kapital als Bewerber, da sollte ich ableiten können, wofür ich welche Eigenschaften brauche." Es ist also nicht nur von Bedeutung, sich seiner Qualifikationen bewusst zu sein, sondern diese auch mit der Stellenanzeige vergleichen zu können. Die Schnittmenge dieser Bereiche gebe Aufschluss darüber, ob eine mögliche Tätigkeit geeignet sei oder nicht, so das Jobportal.
Die Anforderungen
Laut der Jobbörse StepStone können die Anforderungen grundsätzlich in Muss- oder Kann-Kriterien unterteilt werden. Muss-Kriterien meint hierbei Fähigkeiten, die definitiv vorhanden sein müssen. Indikatoren für solche Kriterien sind Formulierungen wie "erwarten, vorausgesetzt, erforderlich", so das Portal. Kann-Kriterien hingegen kennzeichnen Fähigkeiten, die keine Voraussetzung sind, aber definitiv einen Vorteil bieten. Auch hier gibt es laut Portal indizierende Formulierungen, wie beispielsweise "im Idealfall, idealerweise, wünschenswert, erwünscht, hilfreich".
Aber nicht nur das, was in der Stellenanzeige steht, ist von Bedeutung, sondern auch wo es steht. Stefan G. Wolf sagte gegenüber Unicum, dass die Reihenfolge einen Hinweis auf die Prioritäten der Unternehmen gebe. Denn "was als Erstes im Profil steht, ist ein Muss". Matthias Adrion wies darauf hin, dass zu Beginn vor allem Aspekte wie die Ausbildung oder Berufserfahrungen genannt werden. Fachliche Kenntnisse und Soft Skills stehen hintenan, seien also laut Adrion weniger wichtig.
Außerdem seien Unternehmen dem Manager der Personalwerbeagentur zufolge dazu geneigt, Anzeigen idealistisch zu formulieren. Diese unrealistischen Erwartungen seien dann nicht zu erfüllen und die Unternehmen würden wochen- oder gar monatelang nach einem Bewerber suchen. "Das ist für alle beteiligten Seiten frustrierend", so Adrion. Für Bewerber reiche es aus, wenn mindestens 60 Prozent der Anforderungen erfüllt seien, so Jürgen Hesse gegenüber Unicum. Laut StepStone spielen aber vor allem die Muss-Kriterien eine wichtige Rolle.
Die Bedeutung unterschiedlicher Formulierungen
Um eine Stellenanzeige nun vollends analysieren zu können, ist es laut StepStone wichtig zu verstehen, dass bestimmte Aspekte geschönt werden, um sie in ein positiveres Licht zu rücken. Dazu gibt es unterschiedliche Formulierungshilfen. Aber auch Formulierungen, die praktisch keinerlei Inhalt besitzen, seien eine beliebte Verschönerungsmethode, so das Jobportal.
Beispielsweise die Bezeichnung "dynamisches Team" lasse dem Portal zufolge darauf schließen, dass Mitarbeiter schnell wechseln würden und häufig eher jung seien. Dies müsse jedoch nicht per se negativ sein, sondern sei abhängig von den Erwartungen des Bewerbers. Ähnliches gelte für Stellenanzeigen, in denen von "flachen Hierarchien" gesprochen wird. Die Begrifflichkeit "flache Hierarchien" stehe laut Stepstone für die gewünschte aktive Beteiligung der Mitarbeiter an Entscheidungsprozessen.
Werde von einem "attraktivem Gehalt" gesprochen, lasse dies laut StepStone keinen Aufschluss darüber zu, wie viel Gehalt tatsächlich erwartet werden könne. Attraktivität sei vollkommen subjektiv und deshalb nicht greifbar. Anders verhalte es sich jedoch mit "überdurchschnittlichem Gehalt", da dies klare Vorstellungen zulasse. Auch die Bezeichnung "marktführendes Unternehmen" ermögliche dem Bewerber nicht unbedingt eine Einschätzung des Unternehmens, da dies jedes Unternehmen von sich behaupten könne, so das Portal.
Hilfreiche Fragen
Geht es um schnelle Orientierungshilfen bei einer Stellenanzeige, können bestimmte Fragen helfen. Laut StepStone sei es hilfreich sich zu fragen, welche Aufgaben erfüllt werden sollen, aber auch die dahinterstehenden Qualifikationen seien von Bedeutung. Zuletzt sei es wichtig, sich über die Rahmenbedingungen der Firma zu informieren und herauszufinden, wie es beispielsweise mit der Arbeitskultur beziehungsweise dem Arbeitsklima aussehe.
Redaktion finanzen.net
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