Ausland

Eigenheim trotz hoher Inflation: Lohnt sich Polens Immobilienmarkt für Deutsche?

05.04.24 23:02 Uhr

Immobilien-Tristesse in Deutschland? Warum viele Deutsche jetzt über die Grenze nach Polen schauen | finanzen.net

Der Traum von einem Eigenheim ist für viele Menschen in Deutschland zu teuer und im Grunde unerfüllbar. Wer sich nicht an einen bestimmten Ort gebunden fühlt, kann allerdings einen Blick über die deutsche Grenze hinweg werfen. Denn zumindest in einigen Nachbarländern liegen die durchschnittlichen Immobilienpreise deutlich unter dem deutschen Marktniveau - so auch in Polen.

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Aktuelle Marktlage zeigt fallende Preise

Die Preise für den Neubau konventionell gefertigter Wohngebäude in Deutschland sind im Mai 2023 um 8,8 Prozent gegenüber Mai 2022 gestiegen, wie das Statistische Bundesamt berichtete. Dahingegen sind die Preise für Wohnimmobilien im ersten Quartal so stark gefallen wie seit 23 Jahren nicht. Laut den Daten des Statistischen Bundesamts kosten diese im Schnitt 6,8 Prozent weniger als noch im Vorjahresquartal. Besonders in den Städten seien die Preisrückgänge stärker als in ländlichen Regionen. Ausschlaggebend für den Rückgang der Kaufpreise dürfte eine gesunkene Nachfrage infolge gestiegener Finanzierungskosten und der anhaltend hohen Inflation sein.

Daten der Eurostat-Datenbank zeigen, dass in Polen die Preise im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahresquartal um 5,4 Prozent angestiegen sind. Dies kann unter anderem dadurch begründet werden, dass der Zuzug aus der Ukraine in Polen deutlich größer ist als beispielsweise in Deutschland, wodurch die Nachfrage und folglich auch die Preise steigen. Angesichts der Einkommensunterschiede hält Florian Koch, Professor für Immobilienwirtschaft an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin, eine Angleichung der Immobilienpreise in Polen und Deutschland dennoch für unwahrscheinlich. Wo ein Preisgefälle bestehe, zögen Menschen auch weg. "Das sehen wir auch in anderen Grenzregionen, etwa an der zu Frankreich", zitiert wiwo.de den Professor für Immobilienwirtschaft.

Immobilien in Polen rund ein Drittel günstiger

Seit einigen Jahren herrscht in Polen ein Bauboom, welcher vor allem in der Hauptstadt Warschau zu beobachten ist, wie der Mitteldeutsche Rundfunk berichtete. Aufgrund der hohen Nachfrage sei der Preis für die Immobilien entsprechend hoch. Jedoch finde die preisliche Entwicklung nicht überall gleich statt, ergänzt wise.com. Während Immobilienbesitzer in Städten wie Warschau, Krakau und Swinemünde vom Wachstum profitieren, sinken die Preise in Danzig und Lublin hingegen.
Laut Koch sind die Preise für Immobilien in Polen zwischen 20 und 40 Prozent niedriger als in Deutschland. Ein Einfamilienhaus mit 150 Quadratmeter Wohnfläche und Garten gäbe es hier in vielen Regionen noch für unter 250.000 Euro. So auch im polnischen Kunowice, das nur zehn Minuten Fahrzeit nach Frankfurt (Oder) und rund 100 Kilometer von Berlin entfernt liegt. Belegbare Daten seien allerdings Mangelware, insbesondere für ländliche Regionen wie die an der Grenze, heißt es auf wiwo.de.

Doch nicht nur die attraktiven Preise, sondern auch die vielfältigen Standorte sowie die geographische Nähe zu Deutschland und zu Großstädten wie Berlin, Stettin oder Posen machen Polen zu einer echten Alternative zum deutschen Immobilienmarkt.

Besonderheiten beim Immobilienkauf in Polen

Spätestens seit dem Beitritt Polens in die EU ist der Kauf eines Hauses in Polen problemlos möglich, so wise.com. Dennoch ist zu beachten, dass Polen nicht in der Eurozone ist und über eine eigene Währung verfügt, den Zloty.

Die Suche nach dem passenden Objekt kann sowohl über einen Makler und Immobilienagenturen oder über Online-Portale erfolgen. Viel schwieriger als die eigentliche Objektsuche sei es laut wise.com jedoch, einen Kredit für die Finanzierung der Immobilie zu bekommen. Zum einen vergäben Banken in Polen selten Kredite an im Ausland lebende Ausländer, da sie im Falle eines Zahlungsausfalls schwieriger habhaft zu machen sind und auch das nicht vorhandene Einkommen in Polens Währung sei häufig ein Ausschlusskriterium. Indes gewähren deutsche Banken selten Darlehen für ausländische Immobilien, da eine Vollstreckung für diese viel bürokratischen Aufwand bedeuten würde.

Auch in Polen fallen beim Immobilienkauf Steuern und weitere Transaktionsgebühren an, wie wise.com und immobilie-polen.de berichteten. Dazu gehören analog zu Deutschland die Grundsteuer, welche jedoch vergleichsweise gering ausfiele, und Notarkosten, die abhängig vom Gegenstandswert der Immobilie seien. Außerdem werde eine Stempelgebühr für die Eintragung ins Grundbuch fällig. Für alle, die kein Polnisch sprechen, fallen darüber hinaus Kosten für einen Dolmetscher an, der für die Transaktion ansässig ist und alle wichtigen Angelegenheiten mündlich übersetzt. Weiterhin können optional Maklerkosten anfallen. Eine Grunderwerbsteuer wie in Deutschland gibt es hingegen nicht. Lediglich beim Kauf von Bestandsimmobilien wird in Polen eine sogenannte Zivilertragssteuer in Höhe von zwei Prozent des Kaufpreises erhoben.

Geringere Lebenshaltungskosten als zusätzlicher Anreiz

Neben den günstigeren Immobilienpreisen weist Polen im Allgemeinen auch niedrigere Lebenshaltungskosten auf als Deutschland. "Dies kann für deutsche Käufer ein weiterer Anreiz sein, ihren Traum vom Eigenheim in Polen zu verwirklichen, da sie ihre finanzielle Situation verbessern und möglicherweise ein höheres Maß an Lebensqualität erreichen können", schreibt die polnische Immobilienmaklerin Magdalena Piechowska auf linkedin.com.

Redaktion finanzen.net

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