Arbeitswelt

Der Chef als Coach und Moderator - das ist "New Leadership"

11.06.24 23:02 Uhr

Wegweisender Wandel: "New Leadership" stürmt voran und verändert die Chef-Rolle grundlegend | finanzen.net

Die traditionelle Rolle des Chefs samt klassischer hierarchischer Führung ist in vielen Betrieben schon überholt. Stattdessen werden Prinzipien des "New Leadership" zunehmend integriert. Doch was hat es mit dem Konzept auf sich?

Die Arbeitswelt wandelt sich

Die Arbeitswelt wandelt sich. Homeoffice, flexible Arbeitszeiten, Workation - was sich für Arbeitnehmer noch vor ein paar Jahren wie ein ferner Traum angehört hat, ist für viele Arbeitnehmer heute Realität. Die strukturelle Veränderung der Arbeitswelt im 21. Jahrhundert, bedingt durch Digitalisierung, Globalisierung und demografischen Wandel, wird als "New Work" bezeichnet. Laut einem Beitrag der Tagesschau ist eine größere Flexibilität in Form von flexibleren Arbeitszeiten und Orten neben offenen Bürokonzepten ein Hauptmerkmal von New Work. Das mag einerseits etwas mit den demografischen Veränderungen und dem daraus resultierenden Fachkräftemangel zu tun haben, der dazu führt, dass Arbeitnehmer deutlich mehr Marktmacht haben als früher.

Corona hat den Prozess beschleunigt

Andererseits dürften es auch neue technologische Möglichkeiten sein, die Entwicklungen vorantreiben. Die Corona-Pandemie hat diesen Prozess deutlich beschleunigt und Arbeitsweisen wie das Homeoffice in die Betriebsplanung vieler Unternehmen fest integriert. Die vom Fraunhofer-Institut und der Deutschen Gesellschaft für Personalführung e.V. durchgeführte Studie "Arbeiten nach der Corona-Pandemie - Ein Jahr danach" zeigt in einer Umfrage unter 400 deutschen Unternehmen, dass über 80 Prozent der befragten Unternehmen Betriebsvereinbarungen für mobiles oder hybrides Arbeiten getroffen haben. Flexible Büroorganisation sowie Büroflächeneinsparungen sind demnach ebenfalls üblich, mobiles Arbeiten im EU-Ausland werde ebenfalls häufiger geregelt.

Teamorientierter Führungsansatz

Wie das Institut für Managementberatung (IFM) in einem Beitrag erläutert, ist New Leadership die Antwort auf die neue Arbeitsweise im Zuge von New Work. Da Arbeitnehmer durch New Work mehr Autonomie und Flexibilität verlangten, müssten Führungskräfte ebenfalls entsprechend darauf reagieren und sich anpassen. Ein Merkmal von New Leadership sei der "teamorientierte Führungsansatz, der die Bedürfnisse von Mitarbeiter:innen in den Vordergrund stellt." Die Führungskraft verabschiedet sich demnach vom alten Bild des alleinigen Entscheiders und agiert eher als Moderator. "Sie begleitet, befähigt, motiviert, gibt Orientierung und schafft Impulse für Veränderung", so das IFM.

Laut dem IFM ist ein primäres Merkmal von New Leadership das "Empowerment", zu Deutsch so viel wie Selbstbestimmung. Führungskräfte sollten demnach eine angenehme Arbeitsumgebung schaffen, in der sich jedes Teammitglied einbringen und mitbestimmen kann. Teamarbeit generell wird beim New-Leadership-Ansatz sehr großgeschrieben. Die Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit flachen Hierarchien wird betont. Vertrauen und Transparenz sind laut dem IFM ebenfalls wichtige Teile von New Leadership und führen zu einer effizienteren Entscheidungsfindung im Team sowie zu besseren Kommunikationswegen, was die Gefahr von Missverständnissen verringert. Führungskräfte sollten außerdem immer darauf bedacht sein, neue Konzepte auszuprobieren und gegebenenfalls anzupassen.

Vor- und Nachteile von New Leadership

Wie das Karriereportal Stepstone in einem Beitrag schreibt, ist ein Vorteil von New Leadership eine höhere Mitarbeiterzufriedenheit. Wenn es darum geht, die Motivation im Team zu erhöhen, kann es sich also lohnen, auf Konzepte von New Leadership zurückzugreifen. Eine gesteigerte Kreativität ist ebenfalls ein mögliches Ergebnis des New Leadership Konzepts. Ein möglicher Nachteil sind allerdings die deutlich höheren Anforderungen an Führungskräfte und eine schwindende Übersichtlichkeit. Sobald die Selbstständigkeit der Mitarbeiter steigt, werde es für den Chef immer unübersichtlicher und schwerer, über alle Deadlines und Aufgaben den Blick zu behalten, wie Stepstone berichtet.

Redaktion finanzen.net

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