Zahl der Coronafälle steigt - Entwarnung auf Schiff
Die Zahl der nachgewiesenen Infektionen und der Toten durch das neue Coronavirus ist in China wieder schneller gestiegen als in den Tagen zuvor.
Bis Mittwoch kletterte die Zahl der Patienten mit der neuen Lungenkrankheit innerhalb eines Tages um 3887 auf 24 324, wie die Gesundheitskommission in Peking berichtete. Die Zahl der Toten legte um 65 auf 490 zu. Für acht deutsche Passagiere auf dem Kreuzfahrtschiff "Diamond Princess", das vor Yokohama in Japan vor Anker liegt, gab es Entwarnung. Zwar wurden zehn Virusfälle unter Passagieren entdeckt, aber die Deutschen waren nicht darunter.
Bei den Infizierten handelt sich um drei Passagiere aus Japan, zwei aus Australien, drei aus Hongkong und einen Gast aus den USA sowie um ein Crewmitglied von den Philippinen, wie die Reederei der "Princess Cruises" am Mittwoch berichtete. Sie wurden ins Krankenhaus gebracht. Das Schiff bleibt vorerst weiter unter Quarantäne.
Die 2666 Passagiere, etwa die Hälfte davon Japaner, sowie 1045 Crew-Mitglieder sollen für weitere 14 Tage an Bord bleiben, da die Untersuchungen auf den Erreger weitergehen, wie das japanische Gesundheitsministerium mitteilte. Auslöser war ein 80-Jähriger aus Hongkong, bei dem am Samstag das Virus entdeckt worden war. Der Mann war am 20. Januar in Tokios Nachbarstadt Yokohama zugestiegen und fünf Tage später in Hongkong von Bord gegangen.
Unter den Passagieren und Crewmitgliedern hätten 120 Menschen Symptome wie Husten und Fieber gezeigt, so das Ministerium. Weitere 153 hatten demnach engen Kontakt mit dem 80 Jahre alten infizierten Mann aus Hongkong. Sie wurden als erste untersucht. Bei den bislang zehn bestätigten Fällen des neuen Virus zeige keiner der Betroffenen ernste Symptome, einige hätten sogar gar keine Symptome.
Mit der Entdeckung der zehn Infizierten von dem Schiff stieg die Zahl der Fälle in Japan auf 33. Außerhalb von Festland-China gibt es in mehr als zwei Dutzend Ländern jetzt mehr als 230 bestätigte Infektionen, davon zwölf in Deutschland. In Hongkong und den Philippinen sind zwei Patienten gestorben.
Wegen der Ausbreitung des Virus wächst aus Sicht der chinesischen Botschaft in Berlin die Zahl der Anfeindungen gegen chinesische Bürger in Deutschland. "Die jüngsten Anfeindungsfälle und die fremdenfeindlichen Äußerungen in einzelnen Medien haben nach dem Coronavirus-Ausbruch zugenommen und sind besorgniserregend", teilte die Botschaft auf Anfrage mit. Nach einem Angriff auf eine Chinesin in Berlin habe man sofort die Polizei kontaktiert.
Wie die Berliner Polizei mitteilte, sollen zwei Frauen am Freitagnachmittag im Stadtteil Moabit eine Chinesin rassistisch beleidigt, bespuckt, an den Haaren zu Boden gerissen sowie geschlagen und getreten haben. Die 23-Jährige wurde demnach am Kopf verletzt und ambulant in einem Krankenhaus behandelt, ihre Brille zerbrach. Die Angreiferinnen flüchteten.
Nach dem Fall habe man die chinesischen Staatsbürger in Deutschland auf sozialen Medien und über die Webseite auf die aktuelle Situation hingewiesen, erklärte die Botschaft. Man habe Ratschläge für den Fall einer Provokation oder einer Straftat gegeben und Aufmerksamkeit in Bezug auf den Schutz der eigenen Sicherheit angemahnt.
Aus Angst vor dem Virus hat Großbritannien alle Landsleute in China zur Ausreise aufgerufen. "Wir raten britischen Staatsangehörigen, das Land zu verlassen, falls sie können, um ihr Infektionsrisiko zu minimieren", teilte Außenminister Dominic Raab in London mit.
Deutschland hatte Bundesbürgern lediglich geraten, von Reisen nach China abzusehen, aber ausdrücklich davor gewarnt, die Provinz Hubei zu besuchen. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Es ist doch in der aktuellen Lage eine Selbstverständlichkeit, dass jemand, der nicht in China lebt oder sein muss, einen Aufenthalt dort vermeidet oder beendet."
Das Coronavirus kann nach Erkenntnissen deutscher Forschungsinstitute auch von Patienten mit nur sehr milden Krankheitssymptomen übertragen werden. Die Charité in Berlin, die München Klinik Schwabing und das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr teilten am Donnerstagabend in einer Erklärung mit, dass einige der derzeit in der Klinik Schwabing in München behandelten Patienten auch bei nur schwachen Symptomen Viren in ihrem Nasen-Rachen-Raum zeigten.
Zudem sei festgestellt worden, dass sich das Virus unabhängig von der Lunge auch im Nasen-Rachen-Raum und im Verdauungstrakt vermehrt. Diese Beobachtungen seien deutliche Hinweise für eine Übertragbarkeit bereits bei milder oder beginnender Erkältungssymptomatik wie zum Beispiel Halsschmerzen, einer Nasennebenhöhlen-Infektion oder nur einem leichten Krankheitsgefühl ohne Fieber.
Nach Angaben der Ärzte geht es den zwölf Erkrankten in Deutschland gut. Außer zwei Infizierten, die am Samstag mit anderen Deutschen aus Wuhan ausgeflogen worden waren, gibt es zehn Patienten in Bayern, die in Zusammenhang mit dem Autozulieferer Webasto stehen. Bei Webasto war eine infizierte Kollegin aus China zu Gast gewesen. Auch der auf der Kanareninsel La Gomera infizierte Deutsche ist nach Angaben der Behörden wohlauf.
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PEKING/YOKOHAMA (dpa-AFX)
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