Anschlussfinanzierung

Ab wann lohnt sich eigentlich ein Forward-Darlehen?

20.07.24 22:57 Uhr

Wann lohnt sich ein Forward-Darlehen? Die entscheidenden Faktoren für eine kluge Finanzierung | finanzen.net

Mit einem Forward-Darlehen können sich Hausbesitzer schon vor Ablauf der Zinsbindung im Voraus einen günstigen Zinssatz für ihre Anschlussfinanzierung sichern. Aufgrund des zusätzlichen Zinsaufschlags sollten sich Investoren allerdings gut überlegen, ob sich der vorzeitige Abschluss eines Forward-Darlehens für sie lohnt. Wir haben die wichtigsten, potenziellen Einflussfaktoren auf die Finanzierungsentscheidung zusammengefasst.

EZB strafft die Zügel

Nach Jahren der ultralockeren Geldpolitik, hat die Europäische Zentralbank (EZB) angesichts hoher Inflationsraten ihre Geldpolitik gestrafft - der Leitzins liegt aktuell bei 3,75 Prozent. Das wesentliche Ziel der Zentralbank: Preisstabilität gewährleisten.

Die Erhöhung des Leitzinses hat auch direkte Auswirkungen auf Verbraucher, welche eine Immobilienfinanzierung anstreben. Doch sind viele Hausbesitzer noch an einen anderen Darlehensvertrag gebunden und können daher erst in einigen Jahren eine Anschlussfinanzierung für ihre Restschuld vereinbaren. Eine Möglichkeit, um sich die Bauzinssätze jetzt schon für die zukünftige Finanzierung zu sichern, ist das sogenannte Forward-Darlehen.

Definition: Forward-Darlehen

Bei einem Forward-Darlehen handelt es sich um ein gewöhnliches Annuitätendarlehen zur Anschlussfinanzierung, das zu einem festen Zinssatz und für eine bestimmte Laufzeit abgeschlossen wird. Doch im Gegensatz zu anderen Darlehen kann man ein Forward-Darlehen bereits bis zu fünf Jahre vor Ende der Zinsbindungsfrist der alten Finanzierung vereinbaren und sich so den aktuellen Zinssatz als Finanzierungszins sichern. Die Zinsbindung und die Auszahlung erfolgt allerdings erst zum Ende der laufenden Baufinanzierung.

Forward-Darlehen bringt Hausbesitzern Planungssicherheit

Der Vorteil eines Forward-Darlehens: Kreditnehmer haben eine hohe Planungssicherheit bezüglich ihrer zukünftigen Finanzierung. So brauchen sich Hausbesitzer keine Sorgen machen, dass nach Ende der alten Finanzierung eine teure Anschlussfinanzierung mit hohen Zinsen auf sie wartet.

Bank berechnet zusätzliche Aufschläge

Da sich auch die Banken gegen finanzielle Einbußen schützen müssen, geht diese Darlehensform mit einem Zinsaufschlag einher. Dieser liegt Berichten von "Finanztip" zufolge in der Regel zwischen 0,01 bis 0,03 Prozentpunkten pro Monat Vorlaufzeit. Das heißt: Schließt man ein Forward-Darlehen drei Jahre vor Ablauf der Zinsbindung zu einem Zinsaufschlag von 0,03 Prozent und zu aktuellen Kreditzinsen von 4 Prozent ab, ergibt sich ein fester Zinssatz von 5,08 Prozent (36*0,03 + 4) für das Darlehen. Da der Vertrag bindend ist, müssen sich Immobilienbesitzer also gut überlegen, ob sie den Vertrag zu den vereinbarten Zinskonditionen annehmen wollen. Im schlechtesten Fall ist die Forward-Anschlussfinanzierung aufgrund des zusätzlichen Aufschlags nämlich teurer, sollten die Zinsen nicht weiter ansteigen, sondern auf dem aktuellen Niveau verbleiben oder sinken.

Zinsaufschlag richtet sich nach Länge der Vorlaufzeit

Ab wann ist es also aktuell sinnvoll, ein Forward-Darlehen abzuschließen? Zum einen hängt der Preis eines Forward-Darlehens von der Länge der Vorlaufzeit ab. So gilt nach dem Finanzvertrieb und Erfinder des Forward-Darlehens Dr. Klein: Je geringer die Vorlaufzeit eines Forward-Darlehens ausfällt, desto geringer ist in der Regel auch der Aufschlag, den die Bank für diese Darlehensform berechnet. Der Grund dafür ist offensichtlich - bei einer kürzeren Vorlaufzeit kann die Bank die zukünftig herrschende Zinssituation besser einschätzen, als wenn der Darlehensvertrag noch fünf Jahre in der Ferne liegt.

Entwicklung der Bauzinsen hängt von Leitzins ab

Um also Aufschluss darüber zu erhalten, ob sich ein Forward-Darlehen für den Hausbesitzer lohnt, muss man Annahmen über die zukünftige Zinsentwicklung treffen.

Nach Einschätzungen des Finanzexperten Julian Trauthig, welche er mit dem SWR geteilt hat, hängen die Bauzinsen stark von der Entwicklung der Leitzinsen ab. Sollten diese weiter steigen, sollten auch die Hypothekenzinsen dem Experten zufolge weiterhin steigen. Eine weitere Erhöhung der Leitzinsen sei in naher Zukunft laut Trauthig angesichts der volatilen Marktlage und dynamischen Situation nicht ausgeschlossen.

Redaktion finanzen.net

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