Diese Geldsorgen haben Deutsche in der Corona-Krise
Wie beeinflusst die Corona-Krise die Finanzen der deutschen Bevölkerung? Diese Frage möchte das Unternehmen Civey mit einem Live-Lagebericht klären. Die benötigten Informationen liefert eine Umfrage, bei der rund 10.000 Bürger wöchentlich ihre Meinungen bezüglich privater Geldangelegenheiten abgeben.
Um adäquat auf die Gegebenheiten der Krise reagieren zu können, ist es sehr hilfreich, die Stimmung und Sorgen der Bevölkerung zu kennen. Das gilt für die Verantwortlichen in der Politik, aber auch für Führungskräfte in der Wirtschaft. Mit einem Live-Lagebericht über die finanziellen Bedenken der Bürger, möchte das Unternehmen Civey nun vor allem Banken eine Datensammlung zur Entscheidungsfindung an die Hand geben.
Nur wenige Bürger befürchten Raten nicht mehr zahlen zu können
Die Wirtschaft läuft aktuell auf Sparflamme. Aufgrund der gesundheitlichen Schutzmaßnahmen mussten viele Geschäfte, Läden und Unternehmen schließen oder ihren Betrieb stark einschränken. Die Arbeitgeber sind deshalb durch die Pandemie finanziell angeschlagen. Diese mehr oder minder starke Schieflage überträgt sich folglich auch auf die Mitarbeiter. So liegt es nahe, dass sich viele Menschen aktuell Sorgen um den Fortbestand ihres Arbeitsplatzes und die Einkünfte machen.
Angesichts dieser möglichen Ängste befragte Civey die Teilnehmer der Umfrage, "ob aufgrund der Corona-Pandemie Kreditraten ggf. nicht bezahlt werden können". Das Ergebnis zum Zeitpunkt des 21. Aprils lässt durchaus aufatmen. Lediglich 3,9 Prozent antworteten, dass sie ihre Verbindlichkeiten nicht mehr bedienen können. 4,2 Prozent halten zusätzlich einen Ausfall für wahrscheinlich. Die größten Bedenken stammen hierbei von Beschäftigten aus dem Handwerk und der Automobilindustrie. Völlig unbeeindruckt zeigen sich hingegen 70,2 Prozent der Befragten. Auf ihre Kredite habe die Corona-Krise keinerlei Auswirkungen. Weitere 16,7 Prozent halten Zahlungsschwierigkeiten für unwahrscheinlich.
Es wird momentan weder mehr Geld gespart, noch investiert
Bei der Beantwortung der Frage, ob es in der aktuellen Situation notwendig sei mehr Geld zu sparen, spalten sich die Teilnehmer in zwei nahezu gleich große Lager. So sagten 40,3 Prozent der Befragten, dass derzeit mehr Geld gespart werden müsse. 43,5 Prozent waren anderer Meinung und sehen keinen Anlass für eine erhöhte Sparaktivität. Bei der Auswertung der Antworten fällt auf, dass vorwiegend junge Leute mehr sparen. Ältere Menschen haben tendenziell ein geringeres Bedürfnis, größere Mengen als sonst zur Seite zu legen.
Mitte April herrscht bei der Wahl der richtigen Geldanlage in der deutschen Bevölkerung aufgrund der Krise offenbar große Unsicherheit. Der größte Teil der Befragten (37,6 Prozent) würde daher momentan überhaupt kein Geld anlegen. Bei Personen, die sich doch für eine Investition entscheiden, ist das Vertrauen in Immobilien (21,1 Prozent) am größten, dicht gefolgt von ETFs und Fonds (19,3 Prozent). 16,7 Prozent präferieren hingegen den Kauf von Aktien. Gold, Edelmetalle und andere Rohstoffe belegen mit 15,3 Prozent den vierten Platz der bevorzugten Anlageklassen.
Die Angst um die eigene Altersvorsorge
Eine Umfrage des "Verbraucherzentrale Bundesverbands" (vzbv) liefert ein ähnliches Bild wie der Live-Lagebericht von Civey. Demnach bestehen zwar gewisse Bedenken in der Gesellschaft, allzu schwer fallen diese aber nicht aus. Dennoch warnt Klaus Müller, Vorstand des vzbv, dass die bestehenden Unsicherheiten und Ängste nicht außer Acht gelassen werden dürfen: "Die Mehrzahl der Verbraucherinnen und Verbraucher scheint in der Corona-Krise noch nicht übermäßig beunruhigt. Das ist gut, darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass gerade gesundheitliche und finanzielle Sorgen viele Menschen umtreiben. Vor allem in Haushalten mit geringerem Einkommen sind diese Sorgen groß."
Nach den Resultaten der Umfrage wird dabei besonders um die eigene Altersvorsorge gebangt. Jeder Dritte befürchtet, dass aufgrund der sinkenden Kurse und niedrigen Rendite die private Altersvorsorge an Wert verliert. Bei Haushalten mit einem Nettoeinkommen zwischen 1.500 und 2.500 Euro betrug der Anteil sogar 49 Prozent. Außerdem befürchtet jeder Vierte, dass er sein bereits gezahltes Geld für Reisen und Veranstaltungen nicht mehr wiederbekommt. "Die Politik macht derzeit vieles richtig. Aber sie muss die Sorgen der Verbraucher ernstnehmen. Ideen wie Zwangsgutscheine bei abgesagten Reisen gehen in die falsche Richtung. Auch in der Krise dürfen Verbraucherrechte nicht aufgeweicht werden. Wie auch für Unternehmen braucht es für Verbraucher Vorschläge und konkrete Angebote, um finanziell über die Runden zu kommen," erklärt Klaus Müller in der Pressemitteilung zur Umfrage. Um die Bürger vor einer finanziellen Notlage zu schützen, wünschen sich ganze 93 Prozent der befragten Verbraucher, dass die Politik den Betroffenen eine unbürokratische Hilfe zur Verfügung stellt.
Redaktion finanzen.net
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