Fünf-Prozent-Ziel: Die solidesten Fonds und Zertifikate
Mickerzinsen bei der Bank, Aktien zu riskant – €uro kennt den Weg für vorsichtige Sparer, auf dem sie in 2011 und 2012 fünf Prozent Rendite verdienen können.
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von €uro-Redakteur Ralf Ferken
Für Sparer waren die Zeiten schon besser. Daran kann selbst die Werbefigur Günther Schild nichts ändern. Die sprechende Schildkröte schwärmt via Fernsehwerbung für die Zinspapiere von Finanzminister Wolfgang Schäuble. „Mit Bundeswertpapieren in Ruhe ein Vermögen aufbauen“, lautet sein Spruch. Das klingt zugkräftig. Doch die Realität ist mau. Gerade mal 0,7 Prozent Zinsen pro Jahr verdienen Sparer mit zweijährigen Finanzierungsschätzen des Bundes.
Mehr Zinsen bietet die Commerzbank. Mit zwei Prozent aufs Tagesgeld will sie neue Kunden zur Eröffnung eines Girokontos bewegen. Doch gilt das Angebot nur bis Ende März 2011. Aktien wiederum sind für sicherheitsorientierte Sparer ebenfalls kein Ausweg, selbst wenn sie hohe Dividenden ausschütten. Denn jederzeit drohen Kursverluste. Kurzum: Wer sein Geld für zwei Jahre sicher anlegen will, hat momentan wenig lukrative Möglichkeiten.
Eine unbefriedigende Lage. Aber für die €uro-Redaktion Grund genug, nach stärker rentierlichen Alternativen zu suchen. Die Marschroute: Angebote finden, bei denen für die nächsten 24 Monate eine jährliche Rendite von fünf Prozent drin ist. Klar, dass Verluste tabu sein sollen. Zwei einfache Kriterien, die aber nur wenige Produkte erfüllen. Insbesondere eine Reihe von Fonds haben im Krisenjahr 2008 zu viel eingebüßt. Sie waren sofort aus dem Rennen. Und nicht jedes Produkt, das bislang fünf Prozent oder mehr verdiente, wird dies auch 2011 und 2012 schaffen.
Stabile Abwehr
Zuversichtlich ist die €uro-Redaktion beim A2A Defensiv. Anfang 2005 brachten Markus Kaiser und Thorsten Winkler den Fonds auf den Markt. Seither verdienten sie pro Jahr fünf Prozent. Der Clou für vorsichtige Anleger: Bislang erlitten sie noch in keinem Jahr Verluste. Kaiser und Winkler haben den A2A Defensiv als Dachfonds konstruiert. Das heißt, sie investieren wiederum in andere Fonds. Damit die Kosten nicht explodieren, nutzen sie meist ETFs. Diese bilden die Wertentwicklung eines Aktien- oder Anleiheindex preiswert nach. Gerade bei defensiven Strategien ist es wichtig, auf die Kosten zu achten.
Kaiser und Winkler können außerdem bis zu 20 Prozent in Aktien investieren. Im Moment signalisiert ihr Modell eine gute Phase für Aktien. Ihr Anteil liegt deshalb am oberen Rand, bei 17,9 Prozent. Ungemach droht dem A2A Defensiv, falls die Renditen von Bundes- und US-Staatsanleihen massiv steigen. Dann büßen die Kurse ihrer Zinspapiere an Wert ein. Notfalls könnten Kaiser und Winkler aber moderat in Short-ETFs investieren. Diese drehen ins Plus, falls die Bondkurse fallen. Auch der UBS (D) Rent-International sollte die Fünf-Prozent-Hürde in den beiden kommenden Jahren überspringen. Noch ist der Fonds in Deutschland wenig bekannt. Dabei überzeugt die Rendite bislang, und das Risiko von Verlusten war gering. In den vergangenen fünf Jahren war das schlechteste Ergebnis über zwölf Monate ein Plus von 1,3 Prozent.
Die Streuung macht’s
Seit acht Jahren managt Detlev Kleis den UBS (D) Rent-International. Er verteilt das Kapital auf viele verschiedene Anlagen, damit nicht eine große fehlgeschlagene Wette die bisherige Rendite auffrisst. Dazu nutzt Kleis nahezu die komplette Bandbreite des weltweiten Anleihemarktes. Er investiert deshalb nicht nur in die Staatsanleihen der Industrieländer – bereits seit acht Jahren kauft er auch Anleihen aus den Schwellenländern, die von vielen Anlegern erst jetzt entdeckt werden. Zudem hält er Firmenbonds. Ein Mix, der sich vor allem in den vergangenen drei Jahren auszahlte.
Auch bei Währungen agiert Kleis flexibel. Bisweilen hält er nur 60 Prozent in Euroanleihen, der Rest steckt dann in anderen Währungen. Aktuell setzt er etwa auf einen starken US-Dollar. Aber nur mit 15 Prozent des Portfolios, um bei einer Euroerholung nicht zu stark von einem fallenden Greenback erwischt zu werden. Schwächeln dürfte der UBS-Fonds nur, wenn sämtliche Renditequellen gleichzeitig versiegen.
Gold ja, Aktien nein
Schwerer ist der zukünftige Erfolg des M&W Privat kalkulierbar. Dazu investieren die Fondsmanager Martin Mack und Herwig Weise zu unkonventionell. Sie können je nach Börsenlage stärker in Aktien, Anleihen oder Rohstoffe investieren, und sie nutzen diese Freiheit. Zum Start des M?&?W Privat vor vier Jahren betrug die Aktienquote gut ein Drittel, heute setzen Mack und Weise dagegen auf fallende DAX-Kurse. Denn beide sind Skeptiker – sie sagen, Realisten. Die aktuelle Euphorie bei Aktien? „Könnte rasch in ihr Gegenteil umschlagen, weil die Anleger die Probleme ausblenden“, so ihre Meinung.
Zudem trauen sie kaum einer staatlichen Institution. Die Geldpolitik der US-Notenbank, ihr Aufkauf von Staatsanleihen? „Eine Bankrotterklärung der USA“, urteilen sie. Die Schulden der US-Regierung? „Ein wahnwitziges Experiment.“ Mack und Weise setzen daher seit Jahren auf Gold und Silber – zwei Edelmetalle, die keine Notenbank beliebig vermehren kann.Die beiden Hamburger kümmert es wenig, wie andere denken und handeln. Im Zweifel stehen sie gegen die Meinung der Mehrheit. Bislang mit Erfolg. Der M&W Privat ist nicht frei von Schwankungen, aber der Kursverlauf zeigt kontinuierlich nach oben.
Taugen auch Zertifikate für vorsichtige Anleger? Ja, wenn es sich um Discountpapiere handelt. Mit ihnen können Anleger auch dann Geld verdienen, wenn Aktienkurse stagnieren. Der DAX-Discounter von HSBC Trinkaus liefert fünf Prozent, solange der DAX nicht unter 5400 Punkte fällt – ein Sicherheitspuffer von über 21 Prozent zum aktuellen Stand des Index.
Wichtig bei der Fünf-Prozent-Strategie der Redaktion ist die Streuung über verschiedene Produkte mit unterschiedlichen Strategien und Eigenschaften. Wenn in einer Marktphase eine Strategie versagen sollte, werden Verluste auf diese Weise begrenzt. Obwohl mit der €uro-Strategie deutlich mehr als die 0,7 Prozent von Herrn Schild drin sind, sollten Anleger fast genauso ruhig schlafen können wie mit Bundeswertpapieren.