Österreich: Interessant für mutige Anleger
Viele Papiere österreichischer Konzerne sind sehr günstig bewertet. Das Aufholpotenzial überwiegt das geopolitische Risiko der Ukraine-Krise.
Werte in diesem Artikel
von Jörg Billina, Euro am Sonntag
Angebot zum Abheben: Der Pensionsfonds IMF Global Infrastructure erklärte am Montag überraschend, er wolle 20 bis knapp 30 Prozent der Anteile des Flughafens Wien erwerben. Daraufhin stieg der Kurs des Flughafenbetreibers um 17 Prozent. Pro Flughafen-Wien-Titel bieten die Australier 80 Euro. Der Heimatflughafen der Lufthansa-Tochter Austrian ist den Investoren damit rund eine halbe Milliarde Euro wert. "Unser Interesse rührt daher, dass wir den Flughafen Wien für ein sehr gut geführtes und attraktives Unternehmen an einem sehr starken Standort halten", begründete der Investmentchef des Pensionsfonds, Werner Kerschl, die Offerte.
Der Höhenflug der Flughafen-Wien-Aktie und Kerschels generelles Österreich-Lob lösten allerdings keine generelle Trendwende an der Börse Wien aus. Mit einem Minus von über 21 Prozent seit Jahresanfang hinkt Österreichs Leitindex ATX anderen europäischen Börsenbarometern weiterhin deutlich hinterher. Der deutsche DAX gab bislang etwas mehr als zehn Prozent ab. Noch deutlicher zeigt sich die Schwäche anhand der Bewertungen. "Mittlerweile zählt der ATX weltweit zu den wenigen Indizes, die unter dem Buchwert des Eigenkapitals der Indexmitglieder notieren", sagt Alois Wögerbauer, Fondsmanager des 3-Banken-Österreich-Fonds.
Die günstige Bewertung reizt zum Einstieg. Schließlich sind im ATX zahlreiche substanzstarke Unternehmen gelistet, die weltweit operieren, wie etwa der Anlagenbauer Andritz, der Stahlhersteller Voestalpine und der Verpackungsspezialist Mayr-Melnhof. Auch beträgt die durchschnittliche Dividendenrendite der 20 ATX-Mitglieder für das kommende Jahr 3,5 Prozent. Das ist deutlich mehr, als Investoren mit österreichischen oder deutschen Bundesanleihen derzeit erzielen.
Doch die speziellen Charakteristika des Finanzplatzes Österreich bremsen die Bereitschaft zum Engagement. Im ATX sind Banken stark vertreten. Auch fehlt es an defensiven Werten etwa aus der Gesundheitsbranche, die dem Index in konjunkturell schwächeren Phasen mehr Stabilität verleihen könnten. Vor allem aber mahnt die Ukraine-Krise die Anleger zur Zurückhaltung. Agieren die Investoren, die zu zwei Dritteln aus dem Ausland kommen, dennoch zu vorsichtig?
Finanzwerte unter Druck
"Durch die Nähe Österreichs zu Osteuropa und die starke Ausrichtung vieler Unternehmen auf die Region wurden die Auswirkungen dieses Konflikts auf die Gewinnentwicklung der Unternehmen zu negativ beurteilt", meint jedenfalls Fondsmanager Wögerbauer. "Außer den beiden Indexschwergewichten Raiffeisen Bank und Immofinanz ist kein weiterer ATX-Wert überdurchschnittlich stark in Russland oder der Ukraine engagiert."
Diese beiden Institute aber spüren den Geschäftseinbruch deutlich. Ende September schockierte Raiffeisen-Vorstandschef Karl Sevelda Investoren mit der Ankündigung, die Bank müsse aufgrund von Kreditwertberichtigungen in der Ukraine zum ersten Mal in ihrer Geschichte einen Verlust ausweisen. Die exakte Höhe wollte Sevelda nicht nennen, der Fehlbetrag soll zwischen 50 und 500 Millionen Euro liegen. Die Aktie verlor daraufhin zweistellig. Seit Jahresanfang gab der Titel bereits 35 Prozent ab. Der Raiffeisen-Titel ist laut Wögerbauer extrem günstig und notiert nur bei etwa der Hälfte des Eigenkapitals. Die Aktie dürfte sich jedoch erst dann deutlich erholen, wenn sich die Lage im Osten der Ukraine wieder kräftig entspannt.
Ob und wann es dazu kommt, lässt sich zwar nur schwer prognostizieren, doch zieht Russland derzeit zumindest Truppen aus dem Grenzgebiet zur Ukraine ab. Außerdem wollen die beiden Präsidenten Wladimir Putin und Petro Poroschenko Ende dieser Woche über die Beilegung des Konflikts beraten.
Optimismus für Österreichs exportorientierte Unternehmen lässt sich aber auch aus der Schwäche des Euro ableiten, dessen Außenwert durch die geldpolitischen Maßnahmen der EZB in den kommenden Monaten weiter abnehmen dürfte. "Der Markt hat das noch gar nicht eingepreist", sagt Wögerbauer.
Wegen der relativ geringen Liquidität der Börse Wien schlagen negative Nachrichten stärker durch als an anderen Märkten. Das gilt aber auch umgekehrt: Positive Entwicklungen treiben die Kurse stärker nach oben. Anleger können daher die negative Stimmung nutzen, um erste Positionen aufzubauen.
Investor-Info
3-Banken-Österreich-Fonds
Aktiver Ansatz
Manager Alois Wögerbauer weicht immer wieder deutlich vom Vergleichsindex ATX ab. So ist etwa die Erste Group im Portfolio derzeit mit 4,8 Prozent gewichtet, im ATX ist die Bank mit über 16 Prozent vertreten. Der aktive Ansatz zahlt sich aus. Der Fonds erzielte auf Sicht von drei Jahren ein Plus von 26 Prozent, der ATX schaffte nur 3,5 Prozent. Zu Wögerbauers Favoriten zählen neben Österreichischer Post und Andritz das Catering-Unternehmen Do & Co sowie der Flugzeugbauzulieferer FACC.
Callander Central Europe
Wette auf Erholung
Der Fonds investiert in Aktien, die an den Börsen Osteuropas und in Wien notieren. Knapp 33 Prozent der Mittel hat das Management in russische Aktien gesteckt, etwa in den Einzelhandelskonzern Magnit. Auf österreichische Unternehmen entfallen 24,5 Prozent der Mittel. Unter den Top-Ten-Werten finden sich Voestalpine und der Ölkonzern OMV. Sollte sich die Lage in der Ukraine nachhaltig entspannen, dürfte der Fonds nach deutlichen Verlusten wieder zulegen. Mit 4,54 Prozent sind die jährlichen Kosten und Gebühren jedoch sehr hoch.
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Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
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Bildquellen: Muellek Josef / Shutterstock.com, Abel Tumik / Shutterstock.com
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