Aktiv-Passiv-Mifid
Wer in Aktien über Investmentfonds investieren möchte hat die Wahl zwischen aktiv gemanagten Investmentfonds und passiven Investmentfonds (ETF). Welche Investmentform bietet sich für 2017 an und welche Auswirkungen hat Mifid II Richtlinie.
Das war wohl der schlechteste Börsenstart seit Jahrzehnten. In den ersten sechs Wochen des Jahres 2016 stürzte der deutsche Aktienindex von 10.400 auf unter 8.600 Punkte ab. Konjunktursorgen in China, ein von der Mehrheit nicht erwarteter Brexit im Juni, die Wahl von Donald Trump zum nächsten US-Präsidenten und zum Schluss das gescheiterte Italien Referendum sorgten im Jahresverlauf für eine Achterbahnfahrt an den Aktienmärkten und erwischten manchen Investor auf dem falschen Fuß. Am Ende schließt der Deutsche Aktienindex das Börsenjahr 2016 mit einem versöhnlichen Plus von knapp sechs Prozent* und belohnt die Anleger, die Nerven behalten haben.
Hatte Andre` Kostolany also doch recht mit seinem Rat: "Kaufe Aktien, lege dich schlafen und sammele nach Jahren den Gewinn ein"? Wenn man die richtigen Aktien hatte, eindeutig ja. Denn die Unterschiede in 2016 waren gewaltig. Während E.ON mit minus 28 Prozent die rote Laterne hält, können Besitzer von Adidas Aktien sich über einen Kursgewinn von satten 60 Prozent freuen. 2016 war damit eindeutig ein Börsenjahr, in dem Stockpicking ein reines Index-Investment schlagen konnte.
Nun stellt sich die Frage, ob dies auf Grund der zahlreichen politischen Ereignisse ein Sondereffekt war oder aktive Investmentfonds den seit den 2000er Jahren anhaltenden Siegeszug der passiven Investments (ETF) stoppen und bei Anlegern wieder in den Vordergrund rücken sollten. Vieles spricht dafür. Im März wählen die Niederlande ein neues Parlament. Frankreich folgt im April und Deutschland im September. Ausgang in allen drei Ländern: ungewiss.
Der rasante Volumensanstieg passiver Investmentfonds, nur in Europa, von rund vier Mrd. Euro im Jahr 2001 auf fast 500 Mrd. Euro im Jahr 2016, hat sicherlich auch mit der Geldflut der Notenbanken zu tun. Mit keinem anderen Vehikel lässt sich unkomplizierter und kostengünstiger in den Markt investieren. Doch irgendwann wird dieser Geldstrom versiegen. Zudem hat das Börsenjahr 2016 gezeigt, dass aktives Management ein Indexinvestment schlagen kann.
Nicht außer Acht lassen sollte man die Umsetzung der Mifid II Richtlinie, auch wenn diese erst ab 2018 verbindlich gilt. Die internen Verwaltungsgebühren der Fondsgesellschaften enthalten immer auch Vertriebsprovisionen, die als sogenannte Kick Backs an die den Kunden betreuende Bank oder seinen Vermögensverwalter ausgeschüttet werden. Zwar muss die Höhe dieser Zuwendung seit Umsetzung der Mifid Richtlinie I im November 2007 im Jahresreporting ausgewiesen werden, eine Weitergabe an den Kunden ist jedoch nicht verpflichtend, "wenn die Provision die Qualität der Dienstleistung verbessert und dem Kunden unmissverständlich offengelegt wird".
Mit Umsetzung der Mifid II Richtlinie wird diese Klausel abgeschafft, sodass die interne Verwaltungsgebühr rein rechnerisch um den Provisionsanteil sinken wird, da sie dem Anleger zufließt. Der Kostenvorteil der passiven Fonds schmilzt daher. Viele Vermögensverwalter arbeiten bereits heute nach neuem Recht oder werden sich im Laufe des kommenden Jahres darauf einstellen.
Fazit: Politische Überraschungen, die wie im Extremfall E.ON und RWE massive Auswirkungen auf die Aktienkurse einzelner Unternehmen haben können, sind auch 2017 nicht auszuschließen. Ein Indexinvestment, egal ob aktiv oder passiv, hat bei solchen Gegebenheiten keine Chance zu reagieren, da es den zu Grunde liegenden Markt exakt abbildet. Aktiv gemangte Multi-Asset Fonds, die über ein erfahrenes Management mit einem ganzheitlichen Blick auf die Märkt verfügen und darüber hinaus ein funktionierendes Risikomanagement besitzen, könnten 2017 die Gewinner sein.
Von Ralph Rickassel, PMP Vermögensmanagement in Düsseldorf, eine Niederlassung der Donner & Reuschel Lux S.A.
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