Multi-Asset-Income-Fonds: Was an den neuen Fonds dran ist
Verlustrisiko begrenzen, Kapital stetig steigern und stabile Ausschüttungen liefern. Damit zieht die relativ junge Fondsart viel Geld an. Wirklich neu sind die Strategien nicht.
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von Julia Groth, Euro am Sonntag
Sie scheint gefunden, die Eier legende Wollmilchsau. Den Eindruck bekommt man zumindest, wenn man sich den neuesten Trend der Fondsbranche und die zugehörigen Werbeversprechen anschaut. Multi-Asset-Income-Fonds bieten demnach alles, was das Anlegerherz begehrt: Sie begrenzen das Verlustrisiko, steigern den Wert des Kapitals und liefern eine feste, wenn auch nicht garantierte Ausschüttung, im Fachjargon: Income.
Die Produkte versprechen somit genau das, was Anleger mit wachsender Verzweiflung suchen, seit mit sicheren Anleihen nichts mehr zu verdienen ist. Indem die Fonds in mehrere Anlageklassen investieren, sollen sie mehr Rendite bringen als Rentenfonds, aber geringere Risiken bergen als etwa Dividendenfonds. Letztere stellen zwar ebenfalls laufende Ausschüttungen in Aussicht, unterliegen aber voll den Schwankungen am Aktienmarkt.
Nun kommt fast jeden Monat ein neuer Multi-Asset-Income-Fonds auf den Markt. Angelsächsische Anbieter wie Fidelity, Franklin Templeton und Threadneedle tun sich bei der Auflage besonders hervor. In Großbritannien haben Income-Modelle eine lange Tradition, sie werden dort in der Altersversorgung verwendet.
Deutsche Anbieter sind - noch - zurückhaltend. Weil die Produkte sich so gut verkaufen, ist aber zu erwarten, dass sie bald nachlegen. Multi-Asset-Income-Fonds konnten in den vergangenen Monaten zum Teil beachtliche Summen einsammeln, der Vertrieb der Produkte brummt. Ganz so innovativ, wie teils suggeriert wird, sind die Fonds freilich nicht - vielmehr haben alte Strategien ein neues Etikett bekommen.
Vergleichsweise attraktiver Ertrag
Ein Beispiel: Der Schroders Global Multi-Asset Income, aufgelegt im Frühjahr 2012, verwaltet mittlerweile rund fünf Milliarden Euro. Das liegt auch daran, dass er Anfang des Jahres mit einem anderen Fonds verschmolzen wurde. Trotzdem ist dies eine beachtliche Summe für ein noch relativ junges Produkt.
Die Fondsgesellschaft stellt Anteilskäufern eine Ausschüttung von fünf Prozent pro Jahr in Aussicht - verglichen mit den Renditen der meisten festverzinslichen Anlagen eine stolze Zahl. Insgesamt soll Fondsmanager Aymeric Forest sogar sieben Prozent Rendite im Jahr erwirtschaften. 2014 konnte er das Ziel bisher deutlich übertreffen: Seit Januar legte der Fonds um rund 16 Prozent zu. Forest investiert weltweit in verschiedene Anlageklassen, legt dabei Wert auf Flexibilität und Risikosteuerung und muss sich nicht an einen Vergleichsindex halten.
Die Manager vieler herkömmlicher Mischfonds machen nichts anderes. Und auch sie wollen in der Regel eine möglichst hohe Rendite erzielen, unabhängig vom Marktumfeld. Misch- und Multi-Asset-Fonds stehen seit Jahren in den Verkaufsstatistiken ganz weit oben. Sie sind beliebt, weil sie Anlegern die komplizierte Asset-Allokation, die Verteilung des Geldes auf die verschiedenen Anlageklassen, abnehmen.
Privatanleger wissen zwar theoretisch, dass sie nur höhere Renditen erzielen können, wenn sie Risiken eingehen. In der Praxis wollen sie aber vor allem Verluste vermeiden. Viele Mischfonds bekamen darum in den vergangenen Jahren den Zusatz "Absolute Return", der anzeigt, dass sie unabhängig von den Schwankungen an den Kapitalmärkten ihre Rendite erwirtschaften sollen.
Ausschüttung nicht immer sinnvoll
Multi-Asset-Income-Fonds sind somit keine Neuerfindung, sondern nur die nächste Stufe einer langfristigen Entwicklung: Zu Diversifizierung und marktunabhängigem Renditeversprechen kommt nun die regelmäßige Ausschüttung hinzu.
Die Produkte passen damit gut in die Zeit. "Investoren suchen einen gewissen Grad an Sicherheit, wenn es darum geht, welche Erträge sie erwarten können", sagt Toby Nangle, Leiter des Multi-Asset-Bereichs bei Threadneedle. Das britische Investmenthaus hat im November mit dem Threadneedle Global Multi Asset Income ebenfalls einen Mischfonds mit Ausschüttungsversprechen aufgelegt. Er soll jedes Jahr einen Ertrag von fünf Prozent erwirtschaften.
Eine Ausschüttung muss allerdings nicht für jeden Anleger sinnvoll sein. "Sie ist nur für Investoren interessant, die tatsächlich planbare Erträge benötigen, zum Beispiel, um laufende Kosten zu decken", sagt Barbara Claus, Analystin der Fondsratingagentur Morningstar. Anbieter vermarkten die Produkte gern als Instrumente für die Altersvorsorge, Anleger sollen mit den Fonds langfristig Vermögen aufbauen. Dabei jedoch ist eine Ausschüttung kontraproduktiv. Würde der Fondsmanager die Erträge reinvestieren, statt sie ganz oder zum Teil an die Anleger auszuzahlen, käme langfristig der Zinseszinseffekt zum Tragen und sorgte für bessere Ergebnisse.
Auf Risiken und Gebühren achten
Unter Umständen kann die Ausschüttung zur Gefahr werden. Dann nämlich, wenn der Fondsmanager nicht genug Plus erwirtschaftet oder gar Verluste gemacht hat. Leistet er die Ausschüttung trotzdem, muss er das Geld aus der Fondssubstanz nehmen - also den Kapitalstock angreifen. Umsichtige Fondsgesellschaften werden dieses Szenario allerdings kaum zulassen. Sie dürften in guten Aktienjahren einen Puffer anlegen, um auch in schlechten Jahren eine Ausschüttung leisten zu können, ohne den Kapitalstock anzugreifen.
Die neu entdeckte Eier legende Wollmilchsau sind Multi-Asset-Income-Fonds also nicht. Sind sie jedoch klug konzipiert und werden von einem erfahrenen, geschickten Manager geleitet, können sie - wie alle Mischfonds - ein gutes Investment sein. Anleger sollten sich nur darüber im Klaren sein, dass die Fonds in manchen Marktphasen deutlich stärker schwanken und ein höheres Verlustrisiko bergen können als Rentenfonds. Je höher die erlaubte Aktienquote ist, desto höher können die Schwankungen ausfallen. Für Anleger, die langfristig Kapital aufbauen wollen, bieten viele der neuen Income-Fonds übrigens, trotz des Namens, nicht nur eine ausschüttende, sondern auch eine thesaurierende Tranche an.
Wichtig ist zudem, auf die Gebühren zu achten. Denn in den Multi-Asset-Income-Fonds setzt sich nicht nur der Trend zur breit diversifizierten Anlage fort, sondern auch der zu immer höheren Kosten. Wie für viele Absolute-Return-Fonds werden für etliche Income-Fonds relativ hohe Gebühren fällig. Beim Schroders Global Multi-Asset Income sind die laufenden Kosten mit 1,62 Prozent noch vergleichsweise moderat. "Vor allem bei langen Anlagezeiträumen drücken hohe Gebühren stark auf die Rendite", warnt Claus. Darüber tröstet dann auch eine Ausschüttung nicht hinweg.
Investor-Info
Schroders Gl. Multi-A.
Profitabler Platzhirsch
Der Schroders Global Multi-Asset Income ist einer der Platzhirsche seiner Kategorie. Keine drei Jahre alt, verwaltet er rund fünf Milliarden Euro. Manager Aymeric Forest darf flexibel in Aktien und festverzinsliche Papiere investieren, ohne sich an einem Vergleichsindex zu messen. Die Aktienquote kann zwischen zehn und 50 Prozent liegen. Schroders stellt den Anlegern eine Ausschüttung von fünf Prozent pro Jahr in Aussicht.
M & G Income Allocation
Aussichtsreicher Anfang
Steven Andrew, Manager des M & G Income Allocation, darf zwischen 20 und 50 Prozent des im Fonds verwalteten Geldes in Aktien investieren, 40 bis 80 Prozent in Renten und bis zu 20 Prozent in Vermögenswerte wie Immobilien oder Wandelanleihen. Anleger bekommen mit dieser Mischung beim erst Ende 2013 aufgelegten Produkt eine Ausschüttung von vier Prozent jährlich in Aussicht gestellt.
JPM Global Income
Renommierter Riese
Der Global-Income-Fonds von JP Morgan Asset Management wirbt mit seiner Ausschüttung von
zuletzt 4,6 Prozent. Aufgelegt bereits 2008, gehört er zu beliebtesten Income-Fonds. Das sieht man am Volumen. Manager Michael Schoenhaut genießt viele Freiheiten und hat in den vergangenen Jahren damit große Teile der Konkurrenz schlagen können.
BGF Gl. Multi Asset Income
Verluste vermeiden
Der US-Investmentriese Blackrock betont, dass sein Income-Fonds dank strikten Risikomanagements möglichst keine Verluste machen soll. Seit Start 2012 lag der Fonds tatsächlich auf Jahressicht stets im Plus. Blackrock wirbt mit der Ausschüttung von bisher 5,4 Prozent per annum.
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