Riester-Sparpläne: Gleichung mit Unbekannten
Union Investment will den Flaggschiff-Fonds auswechseln. Was das bringt, was Anleger wissen müssen.
Werte in diesem Artikel
von Christoph Platt, Euro am Sonntag
Hoch hinaus wollen Anleger mit der Uni ProfiRente. Der Riester-Fondssparplan von Union Investment besticht durch die Idee, einen möglichst großen Teil der Beiträge in den Aktienmarkt zu investieren. Damit sollen die Riester-Kunden von den Renditechancen der Börsen weltweit profitieren.
Die Fondstochter der Volks- und Raiffeisenbanken will ihre Sparpläne nun umstellen. Bislang flossen die Beiträge im Regelfall in den Aktienfonds UniGlobal. Bald soll an seine Stelle ein neuer Aktienfonds treten: der UniGlobal Vorsorge (siehe Investor-Info). Nicht nur künftige Beiträge werden umgeleitet, auch das bereits im UniGlobal investierte Geld soll in das neue Produkt überführt werden.
Die Sparer haben nun die Wahl: Entweder sie tun nichts und lassen die Umstellung geschehen, oder sie widersprechen ihr. Dafür haben sie Zeit bis zum 31. Juli dieses Jahres. Der neue Fonds ist weitgehend identisch mit dem alten. Er investiert ausschließlich in Aktien, kostet genauso viel, hat das gleiche Management und verfolgt bei der Auswahl der Titel dieselbe Strategie. Einziger, aber wesentlicher Unterschied: Die Investitionsquote ist variabel. Das heißt, der UniGlobal Vorsorge kann mal mehr, mal weniger stark am Aktienmarkt investiert sein.
Angst vor der Rentenfalle
Union Investment will damit die Wahrscheinlichkeit reduzieren, dass das Geld der Anleger bei Börsenturbulenzen in den Rentenfonds UniEuroRenta übertragen wird, der als Sicherheitsnetz dient. Dies geschah in der Vergangenheit immer wieder, wenn aufgrund von Aktienkursverlusten die Garantiesumme der Anleger in Gefahr war. Gesetzlich ist vorgeschrieben, dass am Ende eines RiesterVertrags zumindest die eingezahlten Beiträge plus Zulagen verfügbar sein müssen.Als das Zinsniveau noch höher war, ließen sich mehr Verluste aushalten, ehe in den Rentenfonds umgeschichtet wurde. Heutzutage wird die kritische Schwelle hingegen schnell erreicht. Denn die niedrigen Zinsen verhindern, dass hohe Verluste bis zum Vertragsende wieder ausgeglichen werden können. Geld, das im UniEuroRenta landet, verbleibt dort. Es kann fortan nicht mehr die Chancen des Aktienmarkts nutzen.
Mit dem neuen Fonds soll das Problem abgemildert werden. Weil er seine Investitionsquote senken kann, sollen die Verluste weniger stark ausfallen. Das Niveau, das zu einer Umschichtung führt, soll künftig seltener erreicht werden.
Auf dem Papier ist die Idee gut. Jegliche Bemühungen, die Anleger möglichst lange in Aktien zu halten, sind sinnvoll. Doch ob das alte oder das neue Modell letzten Endes ein besseres Ergebnis für den einzelnen Sparer bringt, lässt sich nicht vorhersagen.
Anleger, die dem Umtausch widersprechen, bleiben im UniGlobal und zahlen ihre künftigen Beiträge in diesen Fonds ein. Sie sind weiterhin voll am Aktienmarkt engagiert, müssen aber in Kauf nehmen, dass im aktuellen Niedrigzinsumfeld die Schwelle, bei der das Geld in den Rentenfonds fließt, schnell überschritten sein kann.
Wer nichts tut, findet sein Geld von August an im UniGlobal Vorsorge wieder. Umschichtungen in den Rentenfonds dürften damit seltener vorkommen. Ausgeschlossen sind sie aber nicht. Auch ist offen, ob das Modell, das die Investitionsquote bestimmt, in der Praxis gut funktioniert.
Anleger sollten sich gut überlegen, ob sie die Umstellung hinnehmen. Der neue Fonds bietet keinen vollständigen Schutz vor Umschichtungen in den UniEuroRenta, und sein Modell ist unerprobt. Mit dem alten Fonds nutzen die Anleger ein Produkt, das stets voll in Aktien investiert ist und sich in der Vergangenheit als solide erwiesen hat. Das - zumindest auf dem Papier - erhöhte Risiko, dass sie bei Rücksetzern aus dem Aktienmarkt aussteigen, müssen sie bei einem Widerspruch aber einkalkulieren.
Investor-Info
UniGlobal
Der Alte
Die Zuflüsse aus den Riester-Verträgen haben aus dem UniGlobal ein echtes Schwergewicht gemacht. Gelenkt wird der weltweit aktive Aktienfonds seit Oktober 2012 von Gunther Kramert. Der Manager investiert vor allem in große Konzerne, die er anhand fundamentaler Unternehmenskennzahlen auswählt. Das Portfolio ist sehr breit gefächert, die meisten Titel stammen aus den Sektoren Finanzen, Gesundheitswesen und Informationstechnologie. Knapp die Hälfte des Vermögens ist in US-Aktien investiert. Der Fonds präsentierte sich in den vergangenen Jahren meist solide.
UniGlobal Vorsorge
Der Neue
Der neu aufgelegte UniGlobal Vorsorge (ISIN: DE 000 A1C 81G 1) soll von August an das Geld der Riester-Sparer aufnehmen. Er entspricht weitgehend dem UniGlobal, unterscheidet sich aber in einem wesentlichen Punkt: Die Investitionsquote kann bei dem neuen Fonds variieren und zwischen 51 und 120 Prozent liegen. Ein Computermodell, das Trends an den Börsen erkennen soll, bestimmt die Höhe der Quote unter anderem mit Mitteln der Charttechnik. Gesteuert
wird die Quote mithilfe von Derivaten auf Standardindizes. In fallenden Märkten soll der Fonds zu weniger als 100 Prozent investiert sein, in steigenden zu mehr als 100 Prozent.Weitere News
Bildquellen: MichaelJayBerlin / Shutterstock.com, travellight / Shutterstock.com