Geschlossene Fonds: Die neue Welt der Beteiligungen
Mit dem neuen Kapitalanlagegesetzbuch soll der graue Kapitalmarkt nun der Vergangenheit angehören und die Anleger sollen künftig besser geschützt werden.
von Renate Wallauer, Gastautorin von Euro am Sonntag
Am 22. Juli 2013 endete für deutsche Anleger die Möglichkeit, über die Rechtsform der Kommanditgesellschaft (KG) in Sachwerte zu investieren. Grund ist die Umsetzung der EU-Vorgaben mit dem Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB). Wie es nun weitergeht, ist noch offen. Viele Emissionshäuser arbeiten bereits an Konzepten, die das KG-Modell ablösen sollen. Doch aktuell sind kaum AIFM-konforme Finanzprodukte am Markt, die Fondshäuser tasten sich erst langsam vor.
Insgesamt ist die Bandbreite der Angebote aber eher größer geworden: So bieten Initiatoren ihren Anlegern verstärkt Direktinvestments oder Namens-Schuldverschreibungen an. Das sind Alternativen zum Geschlossenen Fonds, die nicht unter die europäische Richtlinie fallen. Die Anleger sind jedoch eher reserviert gegenüber diesen Anlageformen, ihnen fehlt die Erfahrung damit. Hier ist noch viel Aufklärungsarbeit nötig.
Die Regulierung, die den Schutz der Verbraucher verbessern soll, hat aber nicht nur die Produktvielfalt gesteigert, sondern auch die Transparenz erhöht: Die Anbieter brauchen eine Zulassung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin). Dafür müssen sie ihre Eignung, eine transparente Unternehmensstruktur und Prozesse zur Vermeidung von Interessenkonflikten nachweisen. Gibt es Probleme, kann die Finanzaufsicht dem nachgehen und die Zulassung auch wieder entziehen.
Gleiche Investitionsziele,
ganz neue Fondskonzepte
Weiter schreibt das neue Gesetz zum Beispiel die Einrichtung externer Verwahrstellen vor. Es gibt damit einen Treuhänder, der für die Anleger Geschlossener Fonds eine Objektüberwachung vornimmt.
Allerdings: Diese Maßnahmen treiben auch die Verwaltungskosten und schmälern die Rendite der Anleger. Gerade erfahrene Investoren haben sich darum verstärkt noch die Vorteile des KG-Modells gesichert, bevor die AIFM-Richtlinie nun neue Verfahren und Strukturen vorschreibt.
Nicht nur bei den Kosten, auch bei der Mindestbeteiligung und der steuerlichen Gestaltung werden sich die neuen Fondskonzepte künftig deutlich von den alten unterscheiden. Für Anleger lohnt es sich, bei neuen Fonds bekannter Emissionshäuser, selbst mit gleichen Investitionszielen, sehr genau hinzuschauen.
Mit dem Stichtag am 22. Juli 2013 sind jedoch nicht alle Fonds bisheriger Prägung komplett vom Markt verschwunden. Selbst spät entschlossene Anleger haben noch die Chance zu investieren: Gut ein Drittel der klassischen Beteiligungsangebote kann noch gezeichnet werden. Diese nehmen Übergangsregelungen in Anspruch, weil sie nach dem 21. Juli 2013 keine Anlagen mehr tätigen. Ob ein Fonds diesen Bestandsschutz erlangt, hängt also davon ab, ob der Kaufvertrag zum Fondsobjekt noch vor dem Stichtag geschlossen wurde. Sind diese Fonds voll platziert, wird sich der Markt neu aufstellen: Voraussichtlich etwa ein Drittel der Anbieter wird sich wohl vom Beteiligungsmarkt zurückziehen. Nur etwa 20 Prozent der derzeit aktiven Emissionshäuser haben bereits signalisiert, dass sie weiter Sachwertinvestments für Privatanleger auflegen wollen.
Man kann es ihnen nicht verdenken: Vier Jahre hatte der Gesetzgeber Zeit, die europäischen Vorgaben umzusetzen. Vier Wochen vor dem Termin wusste die Fondsbranche jedoch noch immer nicht, woran sie ist: So sorgte ein Schreiben der Finanzaufsicht Bafin vom 14. Juni 2013 für Verwirrung. Es ließ den Schluss zu, dass einige Fondstypen, wie etwa Wind- und Solarfonds oder auch Schiffsbeteiligungen, weiter unreguliert bleiben könnten. Allen Regulierungsbestrebungen zum Trotz: Wer also eine Gesetzeslücke sucht, wird wohl auch künftig fündig werden. Für ein erfolgreiches Investment brauchen die Anleger darum — nach wie vor — gesunden Menschenverstand und gute Beratung.
Zur Person:
Renate
Wallauer,
Geschäftsführerin von Dima24.de
Renate Wallauer ist bereits seit mehr als acht Jahren bei Dima24.de. Die Diplom-Betriebswirtin war in leitenden Positionen im Private Banking tätig und begleitete dabei Assets under Management von mehr als zwei Milliarden Euro.
Dima24.de ist der größte inhabergeführte Beteiligungsspezialist in Deutschland. Er betreut rund 202.000 Kunden und ein Anlagevermögen von mehr als
2,3 Milliarden Euro.