Fondsmanager - Die Besten ihres Fachs
Die meisten Fondsmanager haben das Crashjahr 2008 noch nicht überwunden. €uro stellt vier Könner vor, deren Dach- und Mischfonds höher denn je notieren.
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von €uro-Redakteur Ralf Ferken
Auch wenn die Aktienkurse im vergangenen halben Jahr per saldo seitwärts tendierten – die wichtigsten Indizes notieren seit März 2009 im Aufwärtstrend. Allein der DAX schaffte seither ein Plus von 70 Prozent. Dennoch ärgern sich viele Anleger, weil ihre Fonds immer noch im Minus sind. Kein Wunder: Trotz der Kursrally notiert der DAX noch 25 Prozent unter seinem Rekordhoch vom Juli 2007 – und somit auch viele Aktienfonds. Aber eben doch nicht alle. Einige Fonds glänzen heute schon wieder mit Höchstständen. Vier davon sind Dach- und Mischfonds, deren Manager es schon seit Jahren schaffen, Anlegern gute Renditen zu erwirtschaften, ohne zwischenzeitlich so viel zu verlieren wie die meisten ihrer Konkurrenten.
Schweizer Ruhekissen
Einer dieser Gipfelstürmer ist der Ethna-Aktiv – ein Mischfonds, der in europäische Anleihen und Aktien investiert. Manager ist Luca Pesarini, 48. „Ich will Geld verdienen. Aber so, dass sich die Anleger zurücklehnen können“, sagt der Vermögensverwalter mit Sitz südlich des Zürichsees. Schwankungsarmes Wachstum nennt er das. Fünf bis zehn Prozent Kursplus pro Jahr will er schaffen, wobei der Fondspreis nicht stärker als sechs Prozent schwanken soll. Die Bilanz des gebürtigen Italieners ist beachtlich. Seit der Fonds im Februar 2002 aufgelegt wurde, ging es bergauf mit ihm. Einzig in den Baissejahren 2002 und 2008 verlor der Mischfonds an Wert, allerdings nie mehr als vier Prozent. Zum Vergleich: Der DAX war 2008 um satte 40 Prozent abgestürzt.
Seit 2002 kann Pesarini rund 110 Prozent Wertzuwachs beim Ethna-Aktiv verbuchen. Dafür zollen ihm sogar Wettbewerber Respekt. Der Freiburger Vermögensverwalter Volker Schilling meint gar, dass Pesarini „nah an der Grenze zur Perfektion“ arbeite. Der Ethna-Aktiv hat rund 70 Prozent des Fondsvolumens in Euro-Anleihen investiert. Gut drei Viertel davon sind Firmenbonds. Laut Pesarini gibt es in dieser Anlageklasse immer noch Titel mit zehn Prozent Rendite. Weil solche Hochprozenter aber auch überdurchschnittlich riskant sind, hält er deren Anteil klein. Überwiegend kauft er Anleihen von Unternehmen mit guter Bonität, die entsprechend niedriger rentieren.
Und Staatsanleihen? „Die Party ist vorbei“, glaubt Pesarini. Weitere Kursgewinne seien dort nicht zu erwarten, nur an den Zinsen verdiene der Fonds. Aber auch Kursverluste seien unwahrscheinlich, weil die Inflation vorerst niedrig bleibe. Pesarini investiert nur noch in Staatsanleihen aus Deutschland, Frankreich und den Niederlanden. Diese Länder sind für ihn solide Schuldner. Die Aktienquote im Ethna-Aktiv darf höchstens 40 Prozent betragen. Doch selbst bei steigenden Börsen geht Pesarini nur bis 25 Prozent. Aktuell sind im Fonds gar nur acht Prozent Aktien. „Zurzeit sehe ich kaum welche, die auf jeden Fall steigen werden“, sagt er. Und wenn er doch Aktien kauft, dann nur dividendenstarke Titel aus Europa. Sein Konzept kommt vor allem bei Privatanlegern an. Das Fondsvolumen ist schon auf 1,3 Milliarden Euro angewachsen.
Lesen Sie, wo Fondsmanager Eduard Carmignac investiert
Ein weiterer Top-Performer ist der Mischfonds Carmignac Patrimoine. Dessen Manager Edouard Carmignac, Jahrgang 1947 (seinen Geburtstag verrät er nicht), verwaltet darin stolze 21 Milliarden Euro. Das Geld investiert er wie Pesarini in Aktien und Anleihen – allerdings offensiver.
Carmignac, den €uro Anfang 2010 zum Fondsmanager des Jahres kürte, hält mindestens 50 Prozent des Fondsvolumens in Anleihen, das Gros in Firmenbonds. Zwischen null und 50 Prozent investiert er in Aktien. Aktuell sind es 28 Prozent. Überdies sucht der Pariser weltweit nach Gewinnbringern. So bestückt er das Patrimoine-Portfolio auch mit Anleihen und Aktien aus Schwellenländern. Deren Aufstieg rentiert sich seit den 90er-Jahren bei Carmignac.
Der Grandseigneur der französischen Fondsbranche ist seit 21 Jahren Vermögensverwalter. In dieser Zeit legte der Patrimoine um rund 600 Prozent zu – das sind durchschnittlich elf Prozent jährlich. Sogar im Krisenjahr 2008 blieb der Fonds knapp im Plus. Allerdings verzichtete Carmignac dafür auf seine Erfolgsgebühr, die er ansonsten dem Fondsvermögen entnimmt.
Carmignac scheut sich auch nicht, große Wetten einzugehen. So kaufte er ab März 2009 im großen Stil Aktien von Investmentbanken – und gewann. Dieses Jahr mied er den Euro und setzte lieber auf den US-Dollar sowie die Währungen aus Brasilien, Mexiko und Polen – ebenso ertragreich. Carmignac will weder Gewinne verpassen noch Verluste zulassen. „Ansonsten ist man ein schlechter Fondsmanager“, sagt er.
Trendiger Ösi
Zu den Gipfelstürmern gehört auch Fondsberater Leo Willert. Der 47-Jährige lässt sich vom Computer helfen – und vom vollautomatischen Handelssystem ARTS, das der Wiener selbst entwickelt hat. ARTS steht für Absolute Return Trading Solutions und wird zum Beispiel beim C-Quadrat ARTS Global Total Return AMI eingesetzt. Dieser ist mit 435 Millionen Euro der größte Fonds, den Willert berät. Seit er damit im April 2003 begonnen hat, legte der Kurs um 110 Prozent zu.
Konzipiert ist der C-Quadrat ARTS Global Total Return AMI als Dachfonds – als Fonds also, der in andere Fonds investiert. Derzeit hält Willert 30 Prozent in Aktienfonds, 63 Prozent in Renten-, sieben Prozent in Rohstofffonds. Die Wertentwicklung steuert er über die Aktienquote, die von null bis 100 Prozent schwanken kann. Sein Trendfolge-System analysiert alle 56 Länder und 14 Branchen des MSCI World Aktien-Index. Steigen deren Kurse, steigt auch – automatisch – die Aktienquote. Deshalb lag sie im Haussejahr 2009 im Schnitt bei 80 Prozent. Folge: Der Fondspreis erhöhte sich um 25 Prozent.
Dagegen lag die Aktienquote bei nur 20 Prozent, als Aktien im Jahr zuvor extrem eingebrochen waren. Der Fonds büßte dadurch lediglich 7,5 Prozent ein. Ganz nach Willerts Motto: „Gewinner laufen lassen, Verlierer verkaufen.“ Das hätten auch die Manager des ETF-Dachfonds, Markus Kaiser und Thorsten Winkler, sagen können. Ihr Fonds kam erst im April 2007 auf den Markt. Heute verwalten sie 265 Anlegermillionen. 2008 erreichten sie sogar ein Prozent Wertzuwachs. „In der Finanzkrise waren nicht Aktien, sondern Staatsanleihen gefragt. Unser Trendphasen-Modell hat das angezeigt“, begründet der erst 33-jährige Winkler.
Deutsche Computerfreaks
Er und sein 42-jähriger Co-Manager Kaiser kaufen nur ETFs. Das sind Fonds, die einen Index exakt abbilden. Den Aktienanteil variieren sie wie Willert via IT-System zwischen null und 100 Prozent. Im Crash-Herbst 2008 hielten sie gar keine Aktien, im Sommer 2009 bestand das Portfolio fast komplett aus dieser Anlageklasse. Zurzeit sind es 40 Prozent. Vorteil der Anti-Aktiencrash-Strategie: Wer Rückschläge begrenzt, muss prozentual weniger aufholen. Verliert ein Fonds zehn Prozent, sind elf Prozent Kursplus nötig, um den Verlust wieder auszugleichen. Bei 20 Prozent Verlust muss der Fondsmanager 25 Prozent gutmachen und bei einem 50-prozentigen Einbruch gar 100 Prozent.
Die Erfolgsgeschichten von Winkler, Kaiser, Willert, Carmignac und Pesarini scheinen auf einem einfachen Konzept zu basieren: Sie kaufen nur in steigende Kurse hinein. Doch gelingt ihnen das auch in Zukunft? „Es gibt keine einfachen Zeiten, um zu investieren“, sagt Edouard Carmignac. „Das sieht nachher nur so aus.“ Aber wenn sie ihre Strategien durchhalten, werden ihre Fonds schnell auf neue Höhen klettern – auch nach dem nächsten Börsencrash.