Quartalsbilanz der Fondsbranche: Welche Fonds jetzt sogar Gewinne zugelegt haben
Manche Arten von Portfolios sind besser durch die Turbulenzen gekommen als andere. Die Entwicklungen, die Hintergründe.
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von Christoph Platt, Euro am Sonntag
Gerade einmal zwei Monate ist es her, da wurde noch darüber diskutiert, ob sich die Corona-Epidemie auf Wirtschaft und Finanzmärkte weltweit auswirken könnte. Inzwischen ist aus dem Konjunktiv bittere Realität geworden. Das erste Vierteljahr 2020 brachte verheerende Verluste für beinahe sämtliche Anlageklassen.
Der Abschluss des ersten Quartals ist eine Zeit, um Bilanz zu ziehen. €uro am Sonntag hat sich die Fondsbranche angesehen und ermittelt, welche Kategorien von Anfang Januar bis Ende März vergleichsweise gut abschnitten und welche es besonders übel traf. Um die Portfolios besser vergleichen zu können, hat die Redaktion sie in drei Gruppen aufgeteilt: Aktienfonds, Rentenfonds und sonstige Fonds. Nicht berücksichtigt wurden Produkte, die ausschließlich auf fallende Kurse setzen oder mehrfach gehebelt investieren.
Aktienfonds sind die weitaus größte Gruppe. Die Datenbank von €uro am Sonntag enthält rund 3.100 Produkte dieser Art und unterteilt sie in 60 Kategorien. Beinahe grotesk: Am besten entwickelten sich Aktienfonds mit Fokus auf China - dem Land, in dem die Epidemie begann. Portfolios mit dieser Ausrichtung gaben im ersten Quartal durchschnittlich um 10,5 Prozent nach und ließen damit andere Kategorien hinter sich. "Die Infektionsraten in China scheinen sich verlangsamt zu haben", sagt Natalia Wolfstetter, Analystin der Ratingagentur Morningstar. "Anzeichen einer Erholung der chinesischen Wirtschaft haben geholfen, die Stimmung an den Märkten zu beruhigen", erklärt sie das vergleichsweise gute Abschneiden.
Weniger überraschend sind die Plätze 2 und 3 in der Gruppe der Aktienfonds: Portfolios mit den Schwerpunkten Pharma und Gesundheit sowie Biotechnologie. Zum einen konnten hochkapitalisierte Pharmaunternehmen in dem unsicheren Umfeld der vergangenen Wochen mit ihrem defensiven Charakter punkten. Zum anderen gelten die beiden Bereiche als Krisengewinner der Pandemie. "Perspektivisch sind höhere Staatsausgaben für Gesundheit und Medikamentenentwicklung zu erwarten", erklärt Rüdiger Sälzle, Chef des Analysehauses FondsConsult.
Auch für die beiden verbleibenden Kategorien in den Top-5 - Aktien aus der Schweiz und von Versorgern - gilt, dass sie die Turbulenzen besser überstanden haben, weil sie als stabile Investments gesucht waren. "Die Schweiz ist ein relativ defensiver Aktienmarkt", sagt Morningstar-Analystin Wolfstetter. Den Leitindex dominieren globale Konzerne aus wenig konjunktursensiblen Branchen. Dazu zählen auch Versorger, die Einnahmen unabhängig von der wirtschaftlichen Lage generieren.
Die fünf schlechtesten Aktienfondskategorien des ersten Quartals mussten heftig Prügel einstecken. Am schlimmsten traf es Portfolios, die in Brasilien investieren. Sie verloren im Schnitt die Hälfte ihres Werts. Als Rohstoffexporteur leidet das Land besonders unter dem Verfall des Ölpreises, hinzu kommt die empfindliche Schwächung der Währung. Weil Brasilien der wichtigste Markt in Lateinamerika ist, gaben zudem auch Fonds, die auf dem gesamten Kontinent unterwegs sind, deutlich nach.
Einzelne Sektoren taumeln
Bei den Branchen erhielten Finanzwerte und Energie besonders viel Gegenwind. "Finanzwerte sind abgestürzt, weil sich die Erwartungen steigender Einnahmen durch die jüngsten Zinssenkungen der Notenbanken zerschlagen haben", sagt Wolfstetter. "Außerdem gibt es Sorgen, dass durch den wirtschaftlichen Einbruch mehr Kredite ausfallen könnten." Energieunternehmen leiden gleich doppelt. Die Nachfrage ist wegen des wirtschaftlichen Stillstands gefallen, zugleich herrscht ein Preiskrieg zwischen der OPEC und Russland, der das Überangebot an Rohöl vergrößert hat.
In diesem schwachen Umfeld bewegt sich der österreichische Aktienmarkt. Dort haben Finanzwerte sowie Energie- und Rohstofftitel ein hohes Gewicht. Entsprechend stark haben Fonds mit diesem Fokus verloren.
In der Gruppe der Rentenfonds hat die Redaktion die Daten von rund 1.400 Anleihefonds aus 29 Kategorien ausgewertet. Eine davon ragt deutlich heraus: Portfolios, die auf festverzinsliche Wertpapiere aus den USA setzen, haben das erste Quartal im Plus beendet. Keine andere Kategorie war besser. "Fonds für US-Staatsanleihen haben sich dank deutlichem Zinsrückgang sehr positiv entwickelt", erklärt FondsConsult-Chef Sälzle. Die US-Notenbank hatte die Zinsen in den vergangenen Wochen zügig auf null Prozent gesenkt, was die Kurse der bereits emittierten Anleihen in die Höhe trieb. Zusätzlich gab es einen Schub, weil der Dollar gegenüber dem Euro aufwertete.
Von Zinssenkung und Dollaraufwertung profitierten auch Rentenfonds, die auf kurz laufende US-Anleihen setzten. Weil sie aber weniger empfindlich auf Zinsänderungen reagieren, fiel das Plus geringer aus als bei den Fonds für Anleihen längerer Laufzeit.
Deutliche Verluste gab es dagegen bei Fonds, die in Schwellenländeranleihen investieren. Anleger stießen die als etwas riskanter geltenden Papiere ab, zudem schwächelten viele Währungen.
Liquidität top, Aktien Flop
Etwa 1.400 Produkte unterteilt in 20 Kategorien gehören zur Gruppe der sonstigen Fonds. Mit den besten Kategorien ließ sich trotz des Crashs Geld verdienen. Portfolios, die auf den Geldmarkt in den USA und in der Schweiz setzen, entwickelten sich aus Sicht deutscher Anleger bestens, da beide Währungen zum Euro aufwerteten.
Am unteren Ende der Rangliste stehen hier Misch- und Dachfonds, die ausschließlich oder überwiegend auf Aktien setzen. Sie wurden vom Börseneinbruch in die Tiefe gerissen.
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