Investmentfonds

Mischfonds: Die besten Alleskönner für Ihr Depot

aktualisiert 17.05.11 09:49 Uhr

In keine anderen Fondsklasse fließt so viel Geld wie in Mischfonds. Dabei sind die meisten in Sachen Performance eine einzige Enttäuschung. Welche Mischfonds wirklich gut sind.

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von C. Platt u. A. Hohenadl, €uro am Sonntag

Doppelt plagt euch, mengt und mischt! Kessel brodelt, Feuer zischt.“ Mit diesen Worten begleiten in William Shakespeares bekanntem Drama „Macbeth“ drei Hexen die Herstellung eines Zaubertranks.

Zaubern können die Manager von Mischfonds zwar nicht, doch Zusammenmengen und Mischen ist auch ihr Metier. Die Lenker der flexiblen Vehikel stellen Portfolios zusammen, die typischerweise aus Aktien und Anleihen bestehen. Die Fondsmanager müssen nicht nur die besten Titel aus beiden Anlageklassen auswählen, sondern auch über die Zusammensetzung des Port­folios, also das Mischungsverhältnis der Anlageklassen, entscheiden. „Doppelt plagt euch“ gilt daher gewissermaßen auch für sie.

In Mischfonds fließt seit einiger Zeit besonders viel Geld. 2010 waren es fast 14 Milliarden Euro – keine andere Gattung war erfolgreicher. Auch im ersten Quartal 2011 setzte sich dieser Trend fort: Mischfonds verbuchten Nettomittelzuflüsse von knapp einer Milliarde Euro. Damit führen sie die Absatzstatistik an.

In absoluten Zahlen reichen die Mischvehikel zwar noch nicht an das Vermögen von Aktien- und Rentenfonds heran. 120 Milliarden Euro sind in den vom Verband der Fondsbranche BVI erfassten Produkten gebunden. Doch sie nähern sich mit großen Schritten: In den vergangenen drei Jahren verdoppelte sich das investierte Kapital.

Mischfonds haben sich damit zur ernst zu nehmenden Konkurrenz für reine Aktien- und Rentenfonds entwickelt. Schon jetzt ist mit dem Carmignac Patrimoine ein Mischfonds der größte unter allen in Deutschland vertriebenen Fonds, die ganz oder teilweise in Aktien investieren. 22 Milliarden Euro lagern in dem Produkt der Pariser Vermögensverwaltung Carmignac Gestion.

Die Beliebtheit dieser speziellen Gattung ist nachvollziehbar. In un­sicheren Zeiten suchen Anleger Zuflucht in Produkten, die fast Zauberhaftes versprechen: Bei steigenden Börsenkursen wollen Mischfonds überwiegend in Aktien investieren, in einer Baisse hingegen größtenteils Anleihen halten. Drohen an beiden Fronten Verluste, so können sie sich gänzlich vom Schlachtfeld zurückziehen und ihr Vermögen in Bargeld, also am Geldmarkt, anlegen.

Diese Flexibilität war in den vergangenen eineinhalb Jahren gefragt wie nie. Der Sorge um die weltweite Konjunktur stehen hervorragende Unternehmenszahlen gegenüber, der Angst vor Inflation massive Wachstumspotenziale der Schwellenländer, der Schuldenkrise einiger Länder phänomenale Exportzahlen anderer Staaten. Kurzum: Die Lage ist unübersichtlich.

Sich in diesem Umfeld zu positionieren, fällt vielen Anlegern schwer. Daher übertragen sie die Entscheidung lieber einem Profi: Denn der sollte wissen, in welcher Anlageklasse sich das Geld vermehrt und in welcher nicht. Umschichtungen im Portfolio sollen bei Bedarf vor starken Verlusten schützen, so das Idealbild der Anleger.

Leider ist es bei Mischfonds nicht anders als in anderen Anlagekategorien: Es gibt Könner und es gibt Versager. Und es gibt eine graue Masse von Produkten, deren Wertentwicklung irgendwo zwischen akzeptabel und mäßig liegt.

Gute Vehikel auszumachen, ist nicht leicht. Denn die Gruppe der Mischfonds ist äußerst heterogen: Unzählige Strategien und Konzepte konkurrieren um die Gunst der Anleger. Um die große Menge an gemischten Produkten zu strukturieren, unterteilt €uro am Sonntag sie ihrem Risikogehalt entsprechend in drei Kategorien.

In der ersten Kategorie finden sich offensive Fonds, die eine hohe Aktienquote von mindestens 70 Prozent aufweisen. Kategorie 2 enthält Produkte, die entweder eine ausgewogene Verteilung von Aktien und Anleihen anstreben oder die Quoten sehr flexibel festlegen. Defensive Fonds der Gruppe 3 haben dagegen nur einen Aktienanteil von maximal 30 Prozent.

In jeder der drei Kategorien finden sich hervorragende Produkte. €uro am Sonntag nennt die jeweils zehn besten Fonds auf Sicht von fünf Jahren. Aus diesen Top-Fonds wurden noch einmal drei bis vier herausgefiltert, die besonders überzeugend wirtschaften.


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Offensive Mischfonds Für chancenorientierte Anleger
Wie flexibel die Zusammensetzung bei einem Mischfonds sein kann, zeigt der mit €uro-FondsNote 1 bewertete Pioneer Investments Substanzwerte. Über einen Zeitraum von fünf Jahren ist er das beste offensive Produkt für Privatanleger. Ursprünglich 1998 als Altersvorsorgefonds unter dem Namen Nordinvest AS gestartet, blieb der Fonds auch unter neuem Namen seiner Anlagepolitik treu und erzielte damit überdurchschnittliche Renditen. Manager Markus Steinbeis konzentriert sich bei seinen Investments im Kern auf Substanzwerte. Dabei spielt er vor allem die Themen Rohstoffe, Edelmetalle und Immobilien. Vereinfacht gesagt legt der Fonds in alles an, was greifbar ist. Schon länger befinden sich im Portfolio keine Nominalwerte, sprich Anleihen, mehr, da sie sich nach Steinbeis‘ Meinung vor dem Hintergrund steigender Inflationsraten nicht mehr zum Vermögensaufbau eignen. Ausgehend von einem Inflationsszenario setzt der Fonds auch bei den Unternehmen auf solche mit Preissetzungsmacht oder aus dem Bereich Sachwerte, etwa Immobilien-, Infrastruktur- oder Rohstofffirmen.

Weit oben in der Rangliste befindet sich der Carmignac Investissement Latitude (€uro-FondsNote 1), sozu­sagen der offensive Bruder des berühmten Carmignac Patrimoine. Auch sein Fünfjahreszuwachs ist jenseits der 30 Prozent, doch derzeit leistet sich der Fonds eine ausgedehnte Schwächephase. Die liegt darin begründet, dass Edouard Carmignac aktuell stark auf Schwellenländeraktien setzt. Dabei lässt er sich auch von der schwachen Wertentwicklung dieser Märkte 2011 nicht beeindrucken. Ob der Altmeister am Ende Recht behalten wird oder sein Gespür verloren hat? Bis sich das klarer abzeichnet, sollten Anleger mit einem Einstieg warten.

Wer einen offensiven Mischfonds will und trotzdem eine relativ stetige und schwankungsarme Wertentwicklung, sollte sich den UniRak von Union Investment ansehen. Der Fonds legt im Aktienbereich bevorzugt in große deutsche Unternehmen an, bei den Anleihen in Europapiere. Der UniRak wurde bereits 1979 aufgelegt. Seitdem betrug sein durchschnittlicher Wertzuwachs pro Jahr 7,6 Prozent.
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Ausgewogene Mischfonds Bekannte Namen
In der Kategorie „ausgewogen“ tummeln sich nicht nur die meisten Mischfonds (305), sondern auch die zwei bekanntesten. Dank seiner außergewöhnlichen Ergebnisse ist aus dem mit FondsNote 1 bewerteten Carmignac Patrimoine in den vergangenen Jahren ein Fondsriese geworden. 22 Milliarden Euro stecken mittlerweile in dem Produkt. Wer sich erst kürzlich Anteile gekauft hat, dürfte sich indes weniger freuen. Auf Jahressicht verbucht der Fonds ein kleines Minus, 2011 hat er sogar rund fünf Prozent verloren. Grund ist die hohe Gewichtung der Schwellenländer im Port­folio, deren Börsen 2011 den Märkten der Industrieländer hinterherhinken.

Der zweite große Name ist der Ethna Aktiv E (€uro-FondsNote 1), der von dem Deutsch-Italiener Luca Pesarini gemanagt wird. Für ihn steht die Erhaltung des Kapitals im Vordergrund.

Der Mischfonds investiert daher eher konservativ und überzeugt mit ei­ner niedrigen Volatilität. Auf Sicht von fünf Jahren hat sich jedoch ein anderer Fonds ganz vorn platziert: der Walser Portfolio German Select der österreichischen Walser Privatbank. Der Fonds legt nach einem dynamischen Allokationsmodell an. Zu Jahresanfang investiert Fondsmanager Gökhan Kula zu je 50 Prozent in Aktien und Anleihen. Das Anlageuniversum besteht lediglich aus DAX-Werten und Bundesanleihen, die dem REXP-Index entsprechen. Im Jahresverlauf wird dann sukzessive in diejenige Anlageklasse umgeschichtet, die besser läuft. So bekommt der Anleger am Ende eines Jahres die Rendite der besseren Anlageklasse – abzüglich der Strategiekosten. Aufgrund der guten Börsenentwicklung 2011 beträgt die Aktienquote im Fonds derzeit 66 Prozent.

Sehr breit gestreut legt hingegen Fondsmanager Dennis Stattman beim BGF Global Allocation an, der in der währungsgesicherten Eurotranche rund 20 Prozent Plus über fünf Jahre erzielte. In der Regel investiert er in mehr als 700 Titel – von Staatsanleihen bis hin zu Aktien kleiner Wachstumsfirmen. Die Wertschwankungen lagen dabei über dem Durchschnitt der ausgewogenen Mischfonds.
Ausgewogene Mischfonds Bekannte Namen (pdf)

In keiner anderen Fondsgattung ist der Besitz echter Top-Produkte wichtiger als bei Mischfonds. Eine Anfang Mai veröffentlichte Studie des Münchner Instituts für Vermögensaufbau (IVA) offenbart Ernüchterndes: Nur 6,7 Prozent aller Mischfonds gelingt es, auf lange Sicht ­einen ihrer Ausrichtung entsprechenden Index zu schlagen. Das IVA nutzt eine ähnliche Einteilung wie €uro am Sonntag und unterscheidet zwischen aggressiven, ausgewogenen und defensiven Mischfonds. In der Studie werden Fonds begutachtet, die seit mindestens zehn Jahren auf dem Markt sind.

Dass nur einer von 15 Mischfonds es schafft, eine angemessene Benchmark zu schlagen, ist ein trauriges Ergebnis. Andreas Beck, Leiter des IVA, führt das schlechte Resultat darauf zurück, dass das Market-­Timing, also das Ein- und Aussteigen zu günstigen Momenten, extrem schwierig ist und selbst Profis nur selten auf Dauer gelingt.

Gerade das ist aber die Aufgabe eines Mischfondsmanagers, insbesondere wenn er ein Vehikel lenkt, das mit einer flexiblen Gewichtung der Anlageklassen wirbt. „Anleger dürfen, ja müssen sogar erwarten, dass ein solcher Fonds ein gutes Investment für alle Marktlagen ist“, sagt Detlef Glow, Deutschland-Chef des Fondsanalysehauses Lipper.

Doch trotz des schlechten Abschneidens in der Studie brechen die Experten eine Lanze für die Vehikel. „Ein Mischfonds ist genau das, was ein Anleger braucht“, sagt IVA-Chef Beck. Und Analyst Glow hält die Produkte „als Basis für alle geeignet“.

Ist ein versierter Manager mit der Leitung des Vehikels betraut, kann man den beiden Fachleuten uneingeschränkt zustimmen. Denn in diesem Fall kommen die Vorteile von Mischfonds voll zur Geltung. Zum ­einen erfüllen sie die Forderung nach Diversifikation wie kaum ein anderes Produkt: Der Anleger streut sein Vermögen nicht nur über verschiedene Titel, sondern auch über unterschiedliche Anlageklassen.

Zudem gelingt es den guten Managern eben doch, die Marktentwicklung zu ihren Gunsten zu nutzen, indem sie zwischen den Anlageklassen wechseln. „Einige haben bewiesen, dass sie es können“, sagt Glow.

Selbst bei Managern, die nicht zur Top-Riege gehören, hat IVA-Chef Beck ein Argument für ihren Einsatz parat. „Die meisten Manager sind in der Lage, Überbewertungen in bestimmten Märkten zu erkennen, und können dementsprechend ihr Engagement dort reduzieren“, sagt er. „Schon allein das erwirtschaftet langfristig einen Mehrwert für den Anleger.“

Darüber hinaus haben Mischfondsmanager gegenüber privaten Investoren fast immer die Nase vorn. „Die meisten Privatanleger schaffen es nicht einmal, bei großen, lang anhaltenden Marktbewegungen dabei zu sein“, sagt Glow. Die aktuelle Beliebtheit der Mischfonds sei auch darauf zurückzuführen, dass „viele Anleger erkannt haben, dass sie es nicht selber können“.

Die Idee, Aktien und Anleihen in ein Produkt zu packen, um Anlegern ein bequemes Allround-Vehikel zu bieten, ist alt. Schon 1950 ging mit dem Mischfonds Fondra der erste deutsche Investmentfonds überhaupt an den Start. Seither hat sich die Summe der Mischfonds auf rund 600 erhöht.

Eine Renaissance erlebten die Mischprodukte 2007 und 2008. In diesen Jahren kamen etliche Multi-Asset-Fonds, auch Superfonds genannt, auf den Markt. Diese investieren nicht nur in Aktien, Anleihen und Bargeld, sondern auch in weitere Anlageklassen wie Rohstoffe, Immobilien und Derivate. Sie sind also eine Art Alleskönner.

Eine Liberalisierung der gesetzlichen Regelungen erlaubte den Fonds, ihr Anlageuniversum zu erweitern. Die Ende 2008 drohende Abgeltungsteuer sorgte dann dafür, dass die Gesellschaften vermehrt Multi-Asset-Fonds auflegten. Mit deren Hilfe sollte die Steuerfreiheit von Kursgewinnen selbst bei Umschichtungen erhalten bleiben.

Für Multi-Asset-Fonds spricht die Tatsache, dass die Vehikel noch flexibler arbeiten und stärker diversifizieren können. Das ist prinzipiell gut. Doch Multi-Asset-Fonds sind nicht grundsätzlich die besseren Mischfonds. „Es gibt eine Reihe von Anbietern mit guten klassischen Mischfonds und genauso viele mit guten Multi-Asset-Fonds“, sagt Michael Viehmann, Leiter des Family Office der Kölner Vermögensverwaltung Flossbach von Storch. „Wichtig ist bei Multi-Asset-Fonds vor allem, dass der Anbieter eine langjährige Expertise in diesem Bereich hat“, betont er. Denn nur wer bereits vor der Auflegung eines Fonds unter Beweis gestellt hat, dass er auch mit vielen Anlageklassen umzugehen versteht, glänzt als Lenker eines solchen Vehikels.

Ob klassischer Mischfonds oder moderner Multi-Asset-Fonds: Letzten Endes kommt es vor allem darauf an, dass die Mischung stimmt. Ein guter Manager weiß, welche Kniffe nötig sind, um aus einem Wust von Zutaten ­einen echten Zaubertrank zu mixen.


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Defensive Mischfonds Werterhalt steht im Vordergrund
Für Anleger, die in einen defensiven Mischfonds investieren, hat der Erhalt des eingezahlten Kapitals hohe Priorität. Sie wollen eine relativ stetige, schwankungsarme Wertentwicklung auf dem Niveau festverzinslicher Wertpapiere plus Zusatzerträge aus einer vorsichtigen Beimischung von Aktien oder anderen Anlageklassen. Eine geradezu vorbildliche Entwicklung liefert in dieser Hinsicht der Quint:Essence Strategy Defensive. Seit Auflegung im Dezember 1995 hat der Mischfonds rund 117 Prozent an Wert gewonnen. Über einen Zeitraum von fünf Jahren steht ein Plus von knapp 30 Prozent zu Buche. Auffallend ist dabei die niedrige Volatilität des Fonds, sprich die geringen Wertschwankungen. Um dieses Ziel zu erreichen, investieren die Fondsmanager in Staatsanleihen, inflationsgesicherte Staatsanleihen sowie den Geldmarkt, daneben in Unternehmensbonds, Wandelanleihen und defensive Aktien. Maximal dürfen 24 Einzeltitel und sechs Investmentfonds erworben werden. Prinzipiell kann der Aktienanteil zwischen null und 35 Prozent variieren. Ende April betrug er gut sechs Prozent. Mit einem Volumen von 27,7 Millionen Euro ist der Fonds allerdings recht klein.

Auf immerhin knapp 44 Millionen Euro Fondsvolumen kommt der MEAG EuroErtrag, der im Oktober 2000 aufgelegt wurde. Auch seine Wertentwicklung verlief – über verschiedene Zeiträume betrachtet – recht stetig. Die Volatilität ist für einen defensiven Fonds allerdings schon etwas über dem Durchschnitt. Dafür ist auch seine Aktienquote höher. In der Regel liegt sie zwischen 20 und 40 Prozent (aktuell: knapp 28 Prozent). Schwerpunkt der Anlage sind Anleihen und Aktien aus der Eurozone.

Das beste Anlageergebnis der defensiven Mischfonds über fünf Jahre lieferte der Invesco Pan European High Income Fund mit einem Plus von 35 Prozent. Doch diese Wertentwicklung geht einher mit großen Schwankungen. So ist die Volatilität rund fünf­mal so hoch wie beim Quint:Essence-Fonds. Grundsätzlich legt der High Income Fund den Großteil seiner Gelder in hochrentierlichen europäischen Schuldtiteln an. Die Aktienquote beträgt derzeit rund zehn Prozent.
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