Interview

Fondsmanager Zulauf: "In der Schweiz ist Cash nicht King"

17.02.16 15:00 Uhr

Fondsmanager Zulauf: "In der Schweiz ist Cash nicht King" | finanzen.net

Der Fondsmanager Roman Zulauf über fehlende Käufer an der Börse, die Probleme durch China und Ölpreis - sowie die Fehler der Notenbanken.

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von Jörg Billina, Euro am Sonntag

€uro am Sonntag: Herr ­Zulauf, geht es 2016 in erster ­Linie um Kapitalerhalt?
Roman Zulauf:
Ja, aber angesichts tiefer beziehungsweise negativer Zinsen wird dies zu einer echten Herausforderung. In der Schweiz ist Cash jedenfalls nicht King. Optimistischer bin ich da für den Dollar, der dürfte im Lauf des Jahres als Krisenwährung gesucht sein.



Sind negative Zinsen nicht ein Treiber für die Börsenkurse?
Nicht mehr. Im Gegensatz zu früheren Korrekturphasen fehlt es derzeit an Dip-Käufern. Die haben in der Vergangenheit dafür gesorgt, dass sich die Märkte relativ schnell wieder stabilisierten. Nun aber bleiben sie weg - auch weil die Notenbanken ihr Pulver weitgehend aufgebraucht haben. Die Dynamik geht klar nach unten.

Halten sich auch Unternehmen mit Aktienkäufen zurück?
Ja, die Bilanzen bieten keine Kapazitäten mehr für Aktienrückkaufprogramme. Der freie Cash­flow sinkt oder ist bei einigen Unternehmen schon negativ.


Warum jetzt der Einbruch? Dass China schwächelt und der Ölpreis sinkt, ist doch nicht neu.
Investoren beginnen die einzelnen Risiken zu addieren und die Konsequenzen zu erkennen. ­Unter anderem wird klar, dass China nicht über den Gesetzen der Marktwirtschaft steht: Regierung und Notenbank ist es bisher weder gelungen, die Talfahrt an den Börsen, noch den Kapitalabfluss zu stoppen.

Seit dem Sommer haben Anleger massiv Kapital aus China abgezogen. Mit welchen Folgen?
Der Finanzplatz Hongkong befindet sich im Auge des Sturms, er droht in Schieflage zu geraten. Die Banken in Hongkong sind die großen Kreditgeber für China. Auch das Misstrauen unter den Banken wächst. Weitere Finanzplätze in Asien, Singapur etwa, könnten in Schwierigkeiten kommen.


Welche Gefahren gehen von ­einem niedrigen Ölpreis aus?
Die Förderländer halten sich mit Bestellungen in den Industriestaaten zurück. Vor allem aber sind ihre Währungen erheblich unter Druck, die Reserven schmelzen. Das Risiko von Zahlungsausfällen wächst, da viele Staaten und Unternehmen sich in Dollar verschuldet haben. Die Reinvestitionen der Petrodollars fehlen an den Märkten, wodurch global die Liquidität ab- und die Volatilität zunimmt.

Wird die Fed wegen der vielen Gefahren für die US-Wirtschaft die Zinsen wieder senken?
Das ist so kurz nach der ersten Zinserhöhung nur schwer vorstellbar - es würde bedeuten, dass sie die Lage falsch eingeschätzt hat. Ich gehe aber davon aus, dass die Fed 2016 keine weitere Zinserhöhung beschließt.

Wie fällt Ihre Bilanz der geld­politischen Maßnahmen aus?
Um das Finanzsystem zu retten, war die lockere Geldpolitik richtig. All der quantitativen Lockerungsprogramme hätte es aber nicht bedurft. Sie sind die Ur­sache für Fehlentwicklungen, die nun korrigiert werden. Der Schuldenstand der Länder ist erheblich gestiegen. Die niedrigen Zinsen sorgten dafür, dass massiv Kapital in die Emerging Markets floss. Und sie ermöglichten den Schieferölboom in den USA, der mit zum Überangebot am ­Ölmarkt beigetragen hat.

Können EZB, Fed, Bank of Japan oder Chinas Zentralbank noch Maßnahmen treffen, ohne ­anderen Ländern zu schaden?
Nein, das geht nicht mehr. Doch im Gegensatz zu früheren Zeiten kommen die Zentralbanken nicht mehr zusammen, um konzertierte Aktionen zu beschließen. Derzeit kämpft jede Notenbank für sich allein.

zur Person:

Roman Zulauf
Mit Vater Felix, bekannter Hedgefondsmanager, gründete Roman Zulauf 2013 die Investmentboutique Vicenda Asset Management (siehe "Fonds im Fokus"). Der 1983 geborene Zulauf arbeitete zuvor unter anderem bei Morgan Stanley und Merrill Lynch.


Fonds-Check

Fonds im Fokus
Vicenda Multi Asset Opportunities

Der Absolute-Return-Fonds Vicenda Multi Asset Opportunities, der von Roman Zulauf gemanagt wird, ­erzielte seit Jahresanfang ein Plus von vier Prozent - traumhaft angesichts einbrechender Aktienmärkte. Der Fonds investiert auf Basis fundamentaler und technischer Analysen primär in globale Aktien-, Währungs- und Zinsmärkte sowie in geringem Umfang in Rohstoffmärkte. Aktuell sind 65 Prozent der Mittel in Cash angelegt, da die Investments meist über Derivate laufen. Im Bereich Devisen wettet Zulauf zurzeit auf Kursverluste ­asiatischer Währungen gegenüber dem US-Dollar. Für ­Aktien sieht der Manager weitere Gefahren und ist deshalb nur geringfügig in drei ­Goldminenbetreiber investiert.
Fazit: Guter Absolute-Return-Fonds, der Makroanalysen für seine Wetten nutzt.

Bildquellen: Vicenda Asset Management AG