Interview

Fondsmanager Zulauf: "Euro bleibt schwach"

28.02.15 17:00 Uhr

Fondsmanager Zulauf: "Euro bleibt schwach" | finanzen.net

Roman Zulauf, der Manager des Vicenda Multi Asset Opportunities, nutzt die Chancen, die der intensiver werdende Währungskrieg bietet.

von Jörg Billina, Euro am Sonntag

Länder mit lahmer Konjunktur sind für den Fonds Vicenda Multi Asset Opportunities (siehe Investor-Info unten) interessant. Denn dort greifen die Notenbanken massiv ins Wirtschaftsgeschehen ein und treiben die Aktienkurse. Durch Short-Positionen profitiert der Fonds zudem von sinkenden Wechselkursen.

€uro am Sonntag: Herr Zulauf, welche Folgen hätte ein Austritt Griechenlands für den Euro - würde er dann noch schwächer tendieren?
Roman Zulauf:
Das ist nur schwer abzuschätzen. Einerseits könnte der Bereinigungseffekt den Euro wieder stärken. Er könnte aber auch dramatisch an Wert verlieren, weil Investoren grundsätzlich die Überlebensfähigkeit der Gemeinschaftswährung infrage stellen.

Welcher Euro-Dollar-Kurs wäre für Südeuropa angemessen?
Der aktuelle Kurs ist viel zu hoch, die Länder sind international nicht wettbewerbsfähig. Damit sich die Eurozone erholen kann, müsste das Umtauschverhältnis für mindestens zwei Jahre auf 0,90, noch besser auf 0,80 Dollar sinken. Der Euro in der jetzigen Zusammensetzung kann nur als Schwachwährung überleben, weil sich die Geldpolitik der EZB an den schwächsten Mitgliedern orientieren muss.

Wenn der Euro sinkt, der Dollar weiter steigt, kommt es dann trotzdem zur Zinswende in den USA?
Die Fed hat klare Ziele für die erste Zinsanhebung formuliert. Die sind nun erreicht. Lässt sie den Leitzins dennoch unverändert, würde sie den Marktteilnehmern signalisieren, dass sie dem Konjunkturaufschwung nicht traut. Mit einer Zinserhöhung stellt die Fed jedoch klar, dass die USA raus aus dem Krisenmodus sind. Vermutlich dürfte es aber nur eine Erhöhung von 0,25 Prozent in diesem Jahr geben. An einer zu starken Aufwertung des Dollar haben die Vereinigten Staaten kein Interesse.

Die Notenbanken zahlreicher Staaten senken die Zinsen. Kann man von einem Währungskrieg sprechen?
Ja. Dieser Währungskrieg spielt sich vor allem in Asien ab. Der Yen hat mittlerweile um 60 Prozent abgewertet. Japanische Exporteure gewinnen dadurch massiv Marktanteile. Doch die Entwicklung läuft zu schnell, die Notenbank droht die Kontrolle zu verlieren. Dennoch sind andere asiatische Länder gezwungen, ebenfalls zu handeln. Taiwan und Singapur haben ihre Währungen schon abgewertet. Korea zögert noch. China ist dagegen noch nicht in den Währungsabwertungslauf eingetreten. Die Regierung in Peking fürchtet eine Zahlungsbilanzkrise aufgrund der Kapitalabflüsse, sollten inländische und ausländische Investoren das Vertrauen in den Renminbi verlieren.

Die EZB will durch ihre Geldpolitik Inflation erzeugen. Gelingt das?
Das ist nicht möglich. Die deflationären Tendenzen sind derzeit zu stark. Wir haben es aufgrund der ungünstigen demografischen Entwicklung in Europa mit einer strukturellen Deflation zu tun. Hinzu kommt wegen des globalen Preisverfalls für handelbare Güter und Dienstleistungen anlässlich des asiatischen Währungskriegs, aber auch für Energie, eine zyklische Deflation. Inflation lässt sich derzeit nur über eine Verschlechterung des Ratings erzielen. Das sehen wir in der Türkei, Brasilien, der Ukraine, Russland, Venezuela, Argentinien oder Nigeria.

Zunehmende Volatilität an den Aktienmärkten, niedrige Bondrenditen - wie positioniert sich da der Vicenda Multi Asset Opportunities Fund?
Wir sehen vor allem bei Währungen Chancen. So rechnen wir mit einem stärker werdenden US-Dollar. Beim Taiwan-Dollar, beim Singapur-Dollar, aber auch bei Ungarischen Forint und Südafrikanischen Rand haben wir Short-Positionen aufgebaut. Im Aktienbereich favorisieren wir Länder mit schwachen Konjunkturzahlen. Dies motiviert die Notenbanken umso mehr, ihre Geldpolitik zu lockern. Der DAX kann in den nächsten sechs bis neun Monaten um weitere 30 bis 40 Prozent zulegen, ähnlich wie der Nikkei durch Abenomics. Skeptischer sehen wir dagegen US-Werte aufgrund der Geldpolitik der US-Notenbank relativ zu anderen Zentralbanken. Wir können sehr flexibel auf Marktentwicklungen reagieren. Unsere Absicht ist es, eine jährliche Rendite von fünf bis acht Prozent zu erzielen.

Kurzvita

Roman Zulauf
Zusammen mit seinem Vater Felix, bekannter Hedgefondsmanager, gründete Roman Zulauf 2013 die Schweizer Investmentboutique Vicenda Asset Management. Zuvor war der 1983 geborene Zulauf Global- Macro-Portfoliomanager bei Magma Capital und Analyst im physischen Rohstoffhandel bei Trafigura Beheer. Weitere Erfahrungen im Asset Management sammelte er bei Morgan Stanley und Merrill Lynch.

Investor-Info

Vicenda Multi Asset Opport.
Sowohl long als auch short

Der Fonds verfolgt die Hedgefondsstrategie Global Macro. Der Manager konzentriert sich daher nicht auf Einzelwerte, sondern analysiert intensiv Wirtschafts- und Markttrends. Daraus leitet er ab, welche Anlageklassen über- oder unterbewertet sind. Bei Aktien, Währungen, Zinsen und Rohstoffen kann der Fonds sowohl auf steigende als auch auf fallende Kurse setzen. Ziel des Fonds ist es, die Schwankungen möglichst gering zu halten. Derzeit setzt der noch relativ kleine Fonds vor allem auf Währungen. Im Aktienbereich werden wegen der starken Intervention der Notenbank japanische Werte favorisiert.

GAM Star Discretionary FX
Mit Peso und Krone verdienen

Im Gegensatz zum Vicenda-Fonds setzt der GAM Star Discretionary FX ausschließlich auf Währungen. Mit seiner Wette auf einen steigenden Mexikanischen Peso und Short-Positionen auf den Kanadischen Dollar, die Schwedische Krone, den Polnischen Zloty und das Britische Pfund lag Manager Adrian Owens zuletzt richtig. Der Fonds erzielte im Januar ein Plus von 8,7 Prozent. Im vergangenen Jahr schaffte Owens 23 Prozent. Langfristige Chancen sieht der Manager derzeit insbesondere beim US-Dollar. Auch die Norwegische Krone ist für Owen interessant. Seiner Meinung nach wird die Notenbank in Oslo die Zinsen nicht allzu sehr senken. Unterstützung sollte die Krone zudem durch einen allmählich wieder steigenden Ölpreis erfahren.

Bildquellen: Vicenda Asset Management AG