Interview

Fondsmanager Strohrmann: Italien wird attraktiv

07.06.14 15:00 Uhr

Pfandbriefe: DWS-Fondsmanager Torsten Strohrmann über die ­Chancen von Covered Bonds aus der Europeripherie, über die gute ­Wertentwicklung gedeckter Anleihen - und die Gefahr von Kursverlusten.

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von Thomas Strohm, Euro am Sonntag

Pfandbriefe gelten als langweilig, aber solide. Die von Banken zu ihrer Refinanzierung ausgegebenen Anleihen sind mit Hypotheken oder Schulden der öffentlichen Hand besichert - daher sind sie kaum ausfallgefährdet und die Kurse wenig schwankungsan­fällig. Zudem bieten die international "Covered Bonds" genannten Papiere durchaus interessante und stabile Erträge. Torsten Strohrmann verwaltet im DWS Covered Bond Fund (siehe ­Investor-Info unten) über zwei Milliarden Euro für Anleger.

€uro am Sonntag: Herr Strohrmann, der DAX ist auf Rekordstand. Dennoch konnten Anleger, die am Jahresanfang mit einem Fonds wie Ihrem auf Covered Bonds gesetzt haben, bis heute mehr Rendite einfahren, knapp fünf Prozent.
Torsten Strohrmann:
Sichere Anlagen, zu denen Covered Bonds zählen, waren sehr gefragt. Die Krise in der Ukraine beispielsweise sorgt seit einiger Zeit immer wieder für Unruhe bei Investoren. Zuletzt kam hinzu, dass die EZB im Juni wahrscheinlich den Leitzins senken wird und auch zu anderen Maßnahmen wie Anleihekäufen greifen könnte. Das hat das Renditeniveau gedrückt. Die Kurse von sicheren Staatsanleihen sind damit gestiegen, aber auch die Kurse von Covered Bonds.

Anleger sollten aber nicht damit rechnen, dass Pfandbriefe auf Dauer mehr bringen als Aktien. Welche Rendite ist mit Covered Bonds drin?
Der Index für gedeckte Anleihen in Euro ist in den vergangenen drei Jahren im Schnitt um sieben Prozent jährlich gestiegen. Das lag aber vor allem an der guten Wertentwicklung von Covered Bonds der Europeriphe­rie 2012, nachdem die EZB klargemacht hatte, dass sie alles tun werde, um den Euro zu retten. 2014 halte ich weitere ein bis zwei Prozent Rendite für realistisch.

Staatsanleihen aus den Krisenländern der Eurozone haben sich trotz des jüngsten Kursrücksetzers sehr gut entwickelt, das Gleiche gilt für Covered Bonds aus der Peripherie. Setzen Sie trotzdem weiterhin auf Anleihen aus diesen Ländern?
Wir haben Covered Bonds aus der Europeripherie seit Längerem übergewichtet. Seit Jahresanfang sehen wir, dass auch institutionelle Investoren wie Versicherer vermehrt in gedeckte Anleihen aus diesen Ländern investieren, das hat die Kurse zusätzlich angetrieben. In unserem Fonds hat die Peripherie derzeit einen Anteil von rund 60 Prozent. Die größte Position dabei ist weiter Spanien, auch wenn wir diese zuletzt etwas reduziert haben. Italien spielt dagegen eine wichtigere Rolle: Bei den italienischen Banken hat das große Aufräumen, das spanische und irische Banken schon hinter sich haben, nun erst so richtig angefangen. Das macht die italienischen Bonds zunehmend attraktiv.

Worauf achten Sie bei der Auswahl der einzelnen Anleihen?
Auf die Bank, die den Covered Bond emittiert hat. Auf die Zusammensetzung des Deckungsstocks, mit dem die Anleihe besichert ist. Und auf die Gesetzgebung des Landes, in dem der Emittent sitzt. Wir investieren nur in Ländern mit einem Pfandbriefgesetz. Covered Bonds aus den USA, selbst wenn sie in Euro emittiert wurden, kommen deshalb für uns nicht infrage. Dort gibt es keine gesetzliche Grundlage, die Rechte des Gläubigers sind nur im Prospekt der Anleihe geregelt. Das heißt aber, dass ich mich als Anleger im Zweifelsfall vor Gericht mit dem Insol­venzverwalter darüber streiten muss, wer Zugriff auf die Sicherheiten hat, mit denen der Bond gedeckt ist. Darauf lassen wir uns nicht ein.

Auch wenn das Zinsniveau zuletzt noch gesunken ist - 2015 dürfte die US-Notenbank anfangen, ihre Leitzinsen zu erhöhen, mit Folgen für die Renditen weltweit. Befürchten Sie nicht Kursverluste bei den ­aktuell sehr hohen Notierungen?
Die Zinsen werden nach meiner Einschätzung auf absehbare Zeit niedrig bleiben, vor allem bei den kurzen Laufzeiten. Wir versuchen deshalb, die höheren Renditen etwa im fünfjährigen Bereich mitzunehmen. Wir meiden aber die noch länger laufenden Papiere, damit wir von der Zinsentwicklung hier nicht überrascht werden können. Denn ein allgemeiner Renditeanstieg würde sich vor allem bei den Langläufern in Kursverlusten niederschlagen.

Gibt es wieder mehr Bewegung bei den Neuemissionen?
Wir haben immer noch einen Anbietermarkt. Das heißt, es kommen nur sehr wenige Covered Bonds neu an den Markt, weil die Banken von der EZB mit reichlich Geld versorgt werden und keine gedeckten Anleihen emittieren müssen, um sich zu finanzieren. Die wenigen neuen ­Papiere sind bei den Investoren begehrt, die Emissionen weit überzeichnet. Dieses weiterhin geringe Angebot bei gleichzeitig steigender Nachfrage wird auch dafür sorgen, dass die Kurse oben bleiben.

Investor-Info

DWS Covered Bond Fund
Aktiver Klassiker

Fondsmanager Torsten Strohrmann hat Covered Bonds aus den Peripheriestaaten der Eurozone mit rund 60 Prozent übergewichtet. Auch gedeckte Anleihen aus Frankreich und deutsche Pfandbriefe machen große Posten im Portfolio aus. Seine Mischung hat in den vergangenen Jahren gepasst: Auf Drei­jahressicht gab es bei einer sehr geringen Schwankungsanfälligkeit ein jährliches Plus von 6,6 Prozent, selbst im Krisenjahr 2010 verlor er nur ein Prozent. Bewährter Fonds, der für Stabilität im Depot sorgt.

iShares EUR Covered Bond
Passive Alternative

Der börsengehandelte Indexfonds (ETF) bildet den Index iBoxx € Covered nach. Am höchsten gewichtet sind dort gedeckte Anleihen aus Frankreich mit 27 Prozent, gefolgt von Spanien mit 19 Prozent und Deutschland mit elf Prozent. Die Schwankungsanfälligkeit des ETF ist ähnlich gering wie die des aktiv gemanagten DWS-Fonds. Wegen des kleineren Anteils der Europeripherie ist der ETF zuletzt beim Ertrag hinter dem DWS-Produkt zurückgeblieben, auf Dreijahressicht ist die Rendite mit 6,8 Prozent per annum aber ähnlich hoch. Günstige ETF-Alternative.

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