Interview - Euro am Sonntag

Pimco-Expertin Callin: "Erzielen eine attraktive Outperformance"

11.10.15 16:00 Uhr

Pimco-Expertin Callin: "Erzielen eine attraktive Outperformance" | finanzen.net

Die Pimco-Expertin Sabrina Callin zum Konzept fundamental ­gewichteter Aktienindizes. Die Fondsgesellschaft setzt nun auf die Version 2.0.

von Andreas Hohenadl, Euro am Sonntag

Vor zehn Jahren stellte die US-Firma Research Affi­liates erstmals fundamen­tal gewichtete Aktienindizes vor. In der Anlagewelt wurden sie bekannt unter dem Kürzel "RAFI". Mittlerweile haben die Amerikaner das Konzept weiterentwickelt zur Strategie "Re­search Affiliates Equity (RAE) Fundamental". Pimco bietet seit Juni dieses Jahres vier darauf ­basierende Fonds an.



€uro am Sonntag: Frau Callin, was steckt hinter fundamental gewichteten Indizes?
Sabrina Callin:
Eine ziemlich simple Idee. Die traditionellen kapitalisierungsgewichteten Indizes haben einen großen Nachteil: In ihnen sind Aktien nach ihrem Preis gewichtet. Wenn eine Aktie teurer wird, erwerben Sie als Investor automatisch mehr davon. Doch Tatsache ist, dass die Märkte nicht effizient sind. Manchmal ist eine Aktie zu teuer, manchmal zu billig. Als Investor kaufen Sie bei kapitalisierungsgewichteten Strategien in Zeiten der Überbewertung zu immer höheren Preisen, bei einer Korrektur verkaufen Sie zu immer niedrigeren Kursen. Sie kaufen also hoch und verkaufen niedrig - was Sie als vernünftiger Anleger nicht tun sollten.

Welche Lösung bietet der Ansatz von Research Affiliates?
Bei dem Konzept geht es darum, die Verbindung zwischen Preis und Portfoliogewichtung auf­zulösen. Anleger handeln dann entgegengesetzt zum Markt: Sie kaufen billig und verkaufen teuer - so, wie es sein sollte.


Wie funktioniert das konkret?
Indem Sie ein Portfolio konstruieren, bei dem die Unternehmen nach ihrem ökonomischen Fußabdruck ausgewählt und gewichtet werden. Im Fall von RAFI sind das fundamentale Kriterien wie Umsatz, Cashflow, Buchwert und Dividenden. Wenn nun die Stimmung an den Börsen den Kurs einer Aktie über oder unter deren fundamentale Größe treibt, reagiert der Ansatz entgegengesetzt zum Markt: Wir verkaufen überbewertete Titel und kaufen unterbewertete. So bauen wir gegenüber kapitalisierungsgewichteten Indizes Value-Potenzial auf.

Aber häufig kommt es doch vor, dass auch überbewertete Aktien noch länger weitersteigen.
Ja. Deshalb lässt die RAE-Fundamental-Strategie im Gegensatz zu rein passiven Smart-Beta-Ansätzen auch weitere Kriterien und Erkenntnisse in die Aktiengewichtung und Portfoliokon­struktion einfließen. Eines dieser Instrumente zielt darauf, nicht gegen das kurzfristige Momentum einer Aktie zu handeln. Andere Kriterien sollen die Qualität und Diversifikation des Portfolios weiter verbessern.


Wie soll letztlich das Ergebnis für den Anleger aussehen?
Wir erwarten gegenüber den kapitalisierungsgewichteten Indizes der entwickelten Märkte eine strukturelle Mehrrendite von zwei bis drei Prozent pro Jahr. Unsere Erfahrungen mit den Research-Affiliates-Aktien­strategien, auf die wir 2005 Produkte aufgelegt haben, zeigen: Sie schlagen zwar nicht jeden Monat und jedes Jahr den Markt, erzielen aber über längere Zeiträume eine attraktive Outperformance. In einem erwarteten Umfeld geringerer Renditen am Gesamtmarkt werden solche Zusatzerträge wichtiger.

Kurzvita

Sabrina Callin
Callin ist Managing Director beim Vermögensverwalter Pimco im amerika­nischen Newport Beach. Sie kümmert sich insbesondere um die Aktienstrategien der ­Allianz- Tochter. In diesen managt Pimco ­ aktuell 50 Milliarden US-Dollar.


Pimco bietet vier RAE-Fundamental-Fonds an: für Aktien aus globalen (ISIN: IE 00B WX4 9P0 8) und europäischen Industrieländern (IE 00B WX4 BG5 8), US-Large-Caps (IE 00B WX4 B21 9) und Emerging-Markets-Aktien (IE 00B WX4 BV0 0).

Bildquellen: Pimco, Andrey_Popov / Shutterstock.com