Interview - Euro am Sonntag

Fondsmanager Hoppe: "Alle Risiken kennen"

04.10.15 16:00 Uhr

Fondsmanager Hoppe: "Alle Risiken kennen" | finanzen.net

Matthias Hoppe, der Manager des Franklin Diversified Balanced Fund erklärt, wie er Kunden vor den derzeit hohen Schwankungen schützt.

Werte in diesem Artikel

von Alexander Sturm, Euro am Sonntag

€uro am Sonntag: Herr Hoppe, die Börse schwankt sehr stark. Wie schützen Sie sich?
Matthias Hoppe:
Breite Streuung über Aktien, Anleihen und Cash schützt nur eingeschränkt vor starken Kursverlusten. Oft kommt es zum Abverkauf über alle Anlageklassen. Man muss daher die Risikofaktoren kennen, die sich oft über verschiedene Anlageklassen überlappen. Wir streuen deshalb über Risikofaktoren hinweg.

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Wie geht das in der Praxis?
Wir achten auf den Risikobeitrag jedes Investments für das Portfolio. Aktien tragen per se ein großes Risiko: Ein Aktienanteil von 50 Prozent erklärt häufig 80 Prozent des Gesamtrisikos. Bei Aktien spielen zudem oft Sektoren eine Rolle. Ein Portfolio kann ein übermäßiges Risiko aus einem Sektor haben, ohne dass sich Anleger dessen bewusst sind. Dazu kommen Währungsrisiken, etwa durch den Dollar bei US-Aktien. Wir versuchen daher sehr breit über eine Reihe von Risikofaktoren von Aktien, Anleihen, Währungen und alternativen Anlagen wie Immobilien zu investieren.

Hat das Konzept in der Korrektur im August geholfen?
Wir sind zwar nicht mit einer schwarzen Null herausgegangen. Aber es half, dass wir auch unsere Sicherungsinstrumente für das Portfolio gestreut hatten: Optionen, Kasse, und Anleihen mit relativ langer Laufzeit.

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Sie investieren in hauseigene Fonds von Franklin Templeton und in ETFs. Warum?
Es ist effizient. Unsere Expertise ist die Gewichtung von Anlageklassen. Wir wählen deshalb keine Einzelaktien aus, dafür haben wir bei Franklin Templeton eigene Experten. Für Standardmärkte wie große US-Aktien nehmen wir einen ETF, für kleinere wie US-Nebenwerte einen Fonds. Aber wir investieren direkt in Staatsanleihen oder in Währungen, etwa um ma­kro­ökonomische Themen darzustellen.

Können Sie ein Beispiel geben?
Die Konjunktur in China kühlt sich ab, zugleich ist China ein großer Rohstoffimporteur. Das bringt Rohstoffexporteure in Schwierigkeiten, ihre Währungen und Anleihen geraten unter Druck. Australische Bonds etwa sind sehr attraktiv verzinst. Zugleich wertet die Währung zum Dollar ab. Beides kann man im Portfolio umsetzen: Man kauft die Anleihe und sichert gleichzeitig die Währung ab.

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Treibt die Anlage in andere Fonds nicht die Kosten hoch, da nochmals Gebühren anfallen?
In eigene Fonds von Franklin investieren wir kostenfrei, es entstehen keine zusätzlichen Gebühren. Und bei ETFs gibt es sehr günstige Produkte. Unsere Gesamtgebühren von 1,19 Prozent sind nicht zu hoch.

Der Fonds soll maximal acht Prozent jährlich schwanken. Gilt das auch für einen Crash? In der Vergangenheit schwankte der Fonds oft weniger als die angepeilte Obergrenze. Aber natürlich können wir keine Marke garantieren, wenn die Märkte einbrechen. Die Obergrenze wurde in den letzten Monaten, in denen es ja recht turbulent zuging, eingehalten.

Ihr Fonds hat einen Aktienanteil von bis zu 75 Prozent, damit streben Sie eine Rendite von 3,5 Prozent über dem Geldmarktzins an. Der liegt fast bei null. Sind 3,5 Prozent nicht wenig für diese Aktienquote?
Die 75 Prozent sind ja nur die Obergrenze für den Aktienanteil. Und der Geldmarktzins kann auch wieder steigen. Wer mehr Rendite will, muss einen reinen Aktienfonds kaufen, aber dann auch mehr Risiko eingehen. Unser Fonds ist etwas für eher vorsichtige Anleger.

Kurzvita

Matthias Hoppe
Der Anlagestratege ist Spezialist für gemischte Portfolios beim US-Fondsanbieter Franklin Templeton. Er steuert drei Mischfonds, darunter den Diversified Balanced (siehe unten). Zudem betreut er Mandate für Großkunden.

Investor-Info

Fonds im Fokus
Franklin Div. Balanced Fund

2006 aufgelegt, zählt der Mischfonds zu den flexiblen Produkten seiner Art. Er kann offensiv maximal 75 Prozent seines Vermögens in Aktien investieren, derzeit sind es weniger als 50 Prozent. Manager Matthias Hoppe, der den Fonds seit Mitte 2008 steuert, hat zuletzt etwas Risiko herausgenommen. Er strebt bei relativ geringen Schwankungen eine Rendite von 3,5 Prozent über dem Geldmarktzins an. Im Aktienboom der vergangenen Jahre war die Fondsrendite höher, Hoppe hat seinen Vergleichs­index meist geschlagen. Auf Sicht von drei Jahren erwirtschaftete er ein Plus von rund 25 Prozent. Im März 2015 wurde der Fonds mit einem anderen Franklin-Portfolio verschmolzen und erhielt eine andere Kennnummer, weshalb der Chart unten nur die Entwicklung eines halben Jahres zeigt.
Fazit: Guter Fonds mit niedrigen Kosten.

Bildquellen: Holger Peters/Franklin Templeton Investments, Dima Sobko / Shutterstock.com