Interview

Emerging Markets: Fonds treiben Kurse

02.01.14 12:30 Uhr

Templeton-Experte Carlos von Hardenberg über Einstiegschancen bei Schwellenländern und Grenzmärkten.

Werte in diesem Artikel

von Jörg Billina, Euro am Sonntag

Carlos von Hardenberg ist bei Franklin Templeton Mitglied des Schwellenländerteams um Starmanager Mark Mobius und verantwortet den Templeton Frontier Markets Fund. Der Aktienfonds, der 2013 zu den besten Emerging-Markets-Produkten zählt, investiert in Grenzmärkte, aufstrebende Staaten, die noch nicht die Wirtschaftsstärke der großen Schwellenländer erreicht haben (siehe Investor-Info).

€uro am Sonntag: Herr von ­Hardenberg, der MSCI Emerging Markets hat seit Jahresanfang neun Prozent verloren. Warum sind die Anleger derzeit so skeptisch?
Carlos von Hardenberg:
Chinas Volkswirtschaft hat an Dynamik verloren. Darunter leiden die Staaten, die mit China Handel treiben, insbesondere jene, die Rohstoffe exportieren. Vor allem aber sehen Investoren die Reduzierung der Anleihekäufe der US-Notenbank mit Sorge. Dann dürfte weiteres Kapital aus den Schwellenländern abgezogen und in den USA angelegt werden.

Warum sind Märkte wie Indonesien, Thailand und die Türkei so unter Druck geraten?
Die Länder weisen hohe Leistungsbilanzdefizite auf. Anleger fürchten, sie könnten ihre Währungen nicht stabil halten. Durch den Abfluss von Kapital sind die Devisenkurse im Vergleich zu den Leitwährungen Dollar und Euro ja auch schon deutlich nach unten gegangen.

Hohe Leistungsbilanzdefizite, sinkende Währungskurse, aber auch schwache Banken waren ­Ursache der Asienkrise in den 1990er-­Jahren. Ist die aktuelle Situation mit der damaligen vergleichbar?
Nein, viele Staaten haben daraus gelernt und Währungsreserven aufgebaut. Sie können so flexibler reagieren und ihre eigene Devise stärken. Eine ganze Reihe von Staaten wie etwa Vietnam oder Kenia haben außerdem viel in die Stärkung des Exportsektors investiert. Zudem wurden die Zentralbanken reformiert, sie arbeiten heute professioneller und unabhängiger von der Politik.

Sind auch in der Türkei Fortschritte beim Abbau des Leistungsbilanz­defizits erkennbar?
Nicht wirklich. Das Land weist aufgrund der Abhängigkeit von Öl und Gas eines der höchsten Leistungs­bilanzdefizite der Schwellenländer auf. Allerdings wurde der Bankensektor reformiert. Die Kreditinstitute der Türkei stehen deshalb heute wesentlich besser da als viele Banken in der Eurozone. Das reduziert die Gefahren eines Engagements.

Ist denn jetzt schon wieder ein guter Zeitpunkt für den Einstieg?
Viele Märkte notieren mittlerweile bis zu 15 Prozent unter ihrem zehnjährigen durchschnittlichen Preisniveau. Da kann man Positionen aufbauen, insbesondere bei Unternehmen, die gering verschuldet und auf den Binnenmarkt ausgerichtet sind.

Warum haben im Gegensatz zu den etablierten Schwellenländern in diesem Jahr Grenzmärkte wie Nigeria deutlich besser abgeschnitten?
In den Frontier Markets, zu denen auch Argentinien, Bangladesch und Pakistan gehören, sind ausländische Investoren bislang nur wenig engagiert. Diejenigen Anleger, die ein­gestiegen sind, haben dies mit einer langfristigen Perspektive getan. Nicht zu unterschätzen ist auch die kurstreibende Wirkung nationaler Pensionsfonds. In Nigeria bringen es diese auf eine Anlagesumme von 20  Milliarden Euro. Lange Zeit durften sie in Nigeria das Geld nur in US-Staatsanleihen anlegen, jetzt können sie auch in Aktien anlegen, die in der Hauptstadt Lagos gelistet sind.

Sie haben Saudi-Arabien hoch ­gewichtet. Was macht den Markt für Sie interessant?
Die Regierung hat ein ambitioniertes Infrastrukturprogramm aufgelegt, von dem eine Reihe von Unternehmen außerhalb der Ölbranche profitieren wird. Wir haben unter anderem in Krankenhausbetreiber investiert. Die Kurse dürften deutlich steigen, wenn der Markt für ausländische Anleger geöffnet wird.

Investor-Info

Templeton Frontier Markets
Aktives Investment

Für die vier großen Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien und China war 2013 kein leichtes Jahr. Besser lief es für einige kleinere aufstrebende Volkswirtschaften. Der Templeton Frontier Markets Fund konzentriert sich auf diese Schwellenländer aus der zweiten Reihe. Zurzeit setzen Mark Mobius und Carlos von Hardenberg vor allem auf Saudi-Arabien, Nigeria und Kasachstan. Mit dieser Ausrichtung konnte sich der Aktienfonds in diesem Jahr in seiner Vergleichsgruppe weit vorn platzieren.

db X-tr. S & P Select Frontier
Passives Investment

Die passive Investmentlösung für Grenzmärkte von db X-trackers war 2013 noch ein kleines bisschen besser als der Templeton Frontier Markets Fund. Der ETF folgt der Entwicklung des Aktienindex S & P Select Frontier. Dieser bildet die Wertentwicklung von 40 großen, liquiden Aktien aus kleinen Frontier Markets weltweit ab. Regionaler Schwerpunkt ist die Arabische Halbinsel. Die Hälfte der Titel stammt aus Katar, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Kuwait. Unter den Sektoren hat das Finanzwesen mit 47 Prozent das höchste Gewicht.

zur Person:

Carlos von Hardenberg
Seit 2002 arbeitet Carlos von Hardenberg für die Fonds­gesellschaft Franklin Templeton. Er ist verantwortlich für den Templeton Frontier Markets Fund. Daneben ist von Hardenberg zuständig für Schwellenländer in Osteuropa, dem Nahen Osten und Nordafrika, insbesondere aber für die Türkei.