Dritter britischer Immobilienfonds wegen Brexit geschlossen
Nach den britischen Versicherern Aviva und Standard Life hat nun auch Prudential einen britischen Immobilienfonds vorübergehend geschlossen.
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Nach dem Votum der Briten für einen Austritt aus der Europäischen Union hatten Investoren mehr Geld als üblich aus dem 4,4 Milliarden Pfund schweren M&G Property Portfolio Fonds abgezogen, teilte die Prudential-Fondsmanagementtochter M&G Investments am Dienstag mit.
"Die Rückzahlungen an Investoren sind wegen des hohen Maßes an Unsicherheit im britischen Gewerbeimmobilienmarkt seit dem Ergebnis des EU-Referendums deutlich gestiegen", teilte das Unternehmen mit. "Die Rückzahlungen haben nun einen Punkt erreicht, wo M&G glaubt, die Interessen der Anteilseigner des Fonds durch eine vorübergehende Handelsaussetzung am besten schützen zu können."
Am gleichen Tag hat bereits der Versicherer Aviva seinen Fonds Aviva Investors Property Trust vorübergehend vom Handel ausgesetzt. Und am Montag hatte Standard Life einen 2,9 Milliarden Pfund schweren Immobilienfonds eingefroren. Die Zahl der Investoren, die ihr Geld abziehen wollten, sei nach dem Referendum über einen Austritt Großbritanniens aus der EU gestiegen, hieß es.
Die Dominosteine beginnen umzufallen
Aviva nahm nicht ausdrücklich Bezug zum Brexit-Referendum, sondern begründete den Schritt lediglich mit den "außergewöhnlichen Marktumständen", die die gesamte Industrie belasteten und bei dem Fonds zu einem Mangel an "unmittelbarer Liquidität" geführt hätten. Der Aviva Investors Property Trust verwaltete laut von Aviva veröffentlichten Daten Ende Mai 1,8 Milliarden Pfund.Der Aviva-Kurs fiel um 3,9 Prozent auf 375,60 Pence. Standard Life gaben 5,2 Prozent auf 271,60 Pence ab. Prudential verloren 4,5 Prozent auf 1.203,50 Pence.
"Die Dominosteine auf dem britischen Markt für gewerbliche Immobilien beginnen umzufallen", sagt Laith Kalaf von Hargreaves Lansdown. "Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis weitere Fonds folgen", prognostiziert der Analyst. Das Problem der Branche sei, dass sie ihre den Fonds zugrunde liegenden Werte nicht schnell liquidieren könne. Es brauche Zeit für den Verkauf von Immobilien, um damit die Fondseigner abzufinden. Die Cash-Bestände der Fonds seien sehr rasch abgeschmolzen, als die Investoren kurz vor und direkt nach dem EU-Referendum aussteigen wollten.
Dass Fondsmanager zu solchen Mitteln greifen, ist selten, wurde aber nach der Finanzkrise zu einem Thema, insbesondere als New Star Abzügen aus einem seiner Immobilienfonds Ende 2008 einen Riegel vorschob. Damals trieb Investoren die Sorge vor fallenden Immobilienpreisen um, doch die Fonds konnten die zahlreichen Aufträge auf Rückzahlungen nicht erfüllen.
Volle Brexit-Auswirkungen noch nicht erkennbar
Analysten und Berater sagen, es sei noch zu früh, um die volle Auswirkung eines Brexit auf den Immobiliensektor zu erkennen. Aber das Votum für einen Austritt aus der EU hat die Unsicherheit bei Käufern und Verkäufern erhöht. Im Finanzstabilitätsbericht der Bank of England, der am Dienstag veröffentlicht wurde, heißt es, Zuflüsse von ausländischen Investoren in Gewerbeimmmobilien seien im ersten Quartal dieses Jahres um fast die Hälfte gefallen.
Andrew Bailey, der neue Leiter der Financial Conduct Authority (FCA), sagte, die britische Finanzaufsicht stehe in engem Kontakt mit den Fondsmanagern. Die FCA wolle sich am Dienstag mit britischen Vermögensverwaltern treffen, um die Auswirkungen des Brexit auf die Branche zu analysieren, sagte eine mit den Plänen vertraute Person.
DJG/DJN/sha/razLONDON (Dow Jones)
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