Geschlossene Fonds

Beteiligungsbranche: Wohin Anleger steuern

13.01.11 17:00 Uhr

Was hat sich 2010 in der Beteiligungsbranche getan? Gastautor Frank Schuhmann blickt zurück auf die beliebtesten Segmente und bewertet interessante Neuerungen.

Werte in diesem Artikel
Rohstoffe

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Frank Schuhmann, Gastautor

Eines hat das Jahr 2010 deutlich gezeigt: Geschlossene Fonds stehen gerade bei erfahrenen Anlegern weiter hoch im Kurs. Denn Investitionen in Sachwerte stabilisieren in Zeiten volatiler Märkte das Portfolio und sichern regelmäßige Erträge.

Die Auswahl für die Anleger erstreckte sich auch im vergangenen Jahr auf eine große Vielfalt unterschiedlichster Beteiligungen mit neuen Ausstattungsmerkmalen. Aber nicht alle Emissionshäuser trafen 2010 mit ihren Produkten ins Schwarze.

Besonders gefragt waren die Segmente Rohstoffe, Infrastruktur und Immobilien. Hoch im Kurs standen mit einem Zeichnungs­anteil von 28 Prozent bei den An­legern die Infrastrukturbeteiligungen. Sie helfen den Staaten auf der ganzen Welt, die rasant steigenden Grundbedürfnisse der Bevölkerung abzudecken.

Dazu zählen unter anderem Projekte zur Instandhaltung und Modernisierung bestehender Struk­turen in den Bereichen Transport oder Energie- und Wasserversorgung. Den Bedarf in einzelnen Staaten haben die Investoren erkannt und nutzen bewusst die Chancen sowohl in Industrie- als auch in Schwellenländern.

Rohstofffonds bieten eine nachvollziehbare Story

In der Anlegergunst konnten auch die Rohstofffonds zulegen – jeder fünfte Euro wurde dort investiert. Diese Fonds bieten häufig eine nachvollziehbare Story, und das Investitionsobjekt – beispielsweise die Beteiligung an den Förderrechten einer Ölquelle – ist in der Regel kaum erklärungsbedürftig: Der Rohstoff Öl ist bekannt und der Markt transparent, berichtet doch die Presse regelmäßig über die Entwicklung der Ölpreise und die vorhandenen Ressourcen.

Dies überzeugt die Anleger, wie auch die erhöhte Nachfrage nach Rohstoffbeteiligungen an Edelmetall- oder Gasprojekten zeigt. Dort investiert man beispielsweise in eine Goldraffinerie oder den Betrieb von Erdgasquellen. Ähnlich wie Infrastrukturbeteiligungen bieten auch Rohstoffinvestments eine attraktive Option zur Diversifikation des eigenen Portfolios. Ihre Position unter den Geschlossenen Fonds behauptet haben 2010 die Immobilienbeteiligungen. Allerdings gab es hier ein zweigeteiltes Interesse der Anleger: Auf der einen Seite sind weiterhin Core-Büroimmobilien in Top­lage mit staatlichem Mieter und bis zu 20 Jahren Laufzeit gefragt, denn diese Investments überzeugen gerade in der Krise durch Wertstabilität und laufende Auszahlungen.

Auf der anderen Seite investieren die Anleger immer mehr nach anderen Kriterien. Es ist zu beobachten, dass sie Fonds mit kurzen Laufzeiten und einer nachvollziehbaren Story wollen. Diese bieten aber nicht die klassischen Büro­investments in Deutschland oder Holland, sondern eher spezielle Beteiligungsangebote wie Wohn­immobilien oder Projektentwicklungen.


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Hier gibt es bei einem kurzen Anlagehorizont deutlich höhere Renditechancen. Anleger sollten darauf achten, dass der Initiator große Erfahrung für das jeweilige Segment und die entsprechende Region nachweisen kann oder einen erfahrenen Partner hat, der den Markt bestens kennt.

Kürzere Laufzeiten für mehr Flexibilität

Gerade die Laufzeit ist für Anleger das mit Abstand führende Auswahlkriterium. Kürzere Laufzeiten von drei bis fünf Jahren sind gefragt, das entspricht dem zunehmenden Wunsch der Privatanleger nach mehr Flexibilität für ihr investiertes Kapital. Ein weiteres Kriterium, das mehr und mehr in den Fokus der Anleger rückt, sind die Auszahlungsmodalitäten.

Produkte, die ihre erzielten Erträge statt der jährlichen Gutschrift quartalsweise oder monatlich auszahlen, waren bei den Anlegern sehr beliebt und dieser Trend wird weiter anhalten. Denn mehrmalige Auszahlungen im Jahr erhöhen beim Anleger das Sicherheitsgefühl und bestätigen seine Investitionsentscheidung.

Eines hat sich im Jahr 2010 allerdings genauso wenig verändert wie in den Jahren zuvor: Die Anleger sind nach wie vor sehr preissensibel und versuchen, die Kosten für ihre Investments gering zu halten. Dennoch verlangen die Emissionshäuser immer noch einen Ausgabeaufschlag, das sogenannte Agio, von drei bis fünf Prozent auf die Zeichnungssumme. Kosten, die die Anleger sparen können, denn einige Anbieter erstatten das Agio.

Geschlossene Fonds mit neuen Einzahlungsmodellen

Verändert hat sich für den Anleger im vergangenen Jahr auch die Auswahl an verschiedenen Zahlungsfristen und -optionen. Vermehrt bieten Emissionshäuser ihre Fonds mit niedrigeren Mindestanlagesummen an, auch Sparpläne mit Beteiligungsbeträgen bereits ab 75 Euro finden Anleger am Markt immer häufiger.

Viele Anleger haben aber erkannt, dass dieses Modell – Geschlossene Fonds mit Kleinstbeiträgen zu besparen – keinen Mehrwert bringt. Denn anders als bei Aktienfonds profitieren die Anleger bei einem Geschlossenen Fonds nicht von einem Durchschnitts­kosteneffekt, da das Zielobjekt einen festen Preis hat.

Zudem besteht die Gefahr, dass die anfallenden Kosten einen möglichen Kapitalertrag zunichte machen, denn der kleinteilige Vertrieb des Fonds führt zu explodierenden Kosten für Marketing und Verwaltung. Das geht zulasten des Fondsvermögens und damit auch zulasten möglicher Erträge für den Anleger.

Deutlich attraktiver als die Sparplanvariante ist ein anderes, neues, flexibles Einzahlungsmodell, das noch nicht so weitverbreitet ist. Der Anleger wählt dabei eine beliebige Einzahlungssumme auf den Zeichnungsbetrag zwischen 70 und 100 Prozent. Der Differenz­betrag von Einzahlungs- und Zeichnungsbetrag wird vom Emissionshaus ausgelegt und in den kommenden Jahren durch den Verzicht des Anlegers auf seine Ausschüttungen refinanziert. Ist die gezeichnete Summe vollständig erbracht, erhält der Anleger ab diesem Zeitpunkt seine Ausschüttungen ausbezahlt.

Diese Variante hat aus Anlegersicht zwei Vorteile: Zum einen ist das Emissionshaus an einem positiven Verlauf des Investments interessiert, das bedeutet für den Anleger eine zusätzliche Sicherheit. Zum anderen können sich Anleger, die keinen größeren Einmalbetrag investieren wollen, dennoch eine attraktive Beteiligung sichern.

Trends 2011: Einzelschiffe zurück auf dem Anlegerradar

Im Jahr 2011 werden die Anleger wieder zunehmend in Schiffe investieren. Diese Entwicklung zeichnete sich bereits Ende 2010 ab, denn im vergangenen Jahr flossen schon wieder siebenmal so viel Anlegergelder in Schiffe wie 2009. Das Vertrauen der Anleger kehrt langsam zurück, und vereinzelt gibt es auch schon wieder echte Perlen. Gerade bei ausgewählten Einzelschiffen sehen Anleger wieder aussichtsreiche Zeichnungsangebote.

Abseits der Schifffahrt wird es in diesem Jahr viele neue Fondskonzepte mit innovativen Features geben. Und diese modernen Konzepte, verbunden mit einer nachvollziehbaren Story des Investments, werden bei den Anlegern hoch im Kurs stehen. Dabei sollte der Anleger aber vor jedem Investment genau hinsehen und sich nicht von den neuen Ausstattungsmerkmalen blenden lassen. Eine kompetente Beratung kann hier sehr hilfreich sein, denn ein neues Konzept muss nicht automatisch besser sein als ein altes.

Frank Schuhmann
Chefanalyst von dima24.de

Schuhmann ist Prokurist und Chefanalyst von dima24.de. Der Betriebswirt ist seit mehr als 20 Jahren in leitenden Positionen von Beteiligungsunternehmen tätig und begleitete in dieser Zeit die Platzierung und Konzeption von mehr als 3,5 Milliarden Euro Investitionsvolumen.

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