Schwellenländer-Bonds: Warum sie so attraktiv sind

von Jörg Billina und Emmeran Eder, Euro am Sonntag

Das Segment Unternehmensanleihen wächst bei der Anlageklasse Schwellenländer am schnellsten. Mehr als 700 Emittenten aus mehr als 50 Ländern haben nach Schätzungen Bonds im Volumen von mittlerweile etwa 2,5 Billionen US-Dollar emittiert. Die Auswahl an Investments ist groß, an Liquidität mangelt es nicht.

In den Depots von Privatanlegern sind Emerging Markets Corporate Bonds bislang noch kaum vertreten. Die Papiere werden oft als exotisch oder zu riskant eingestuft. Die Realität bestätigt die Annahme jedoch nicht. Zahlungsausfälle sind eher selten. Darüber hinaus hat das Segment viel zu bieten. Die Papiere sind im Vergleich zu Unternehmensanleihen aus den Industriestaaten bei gleicher Bonitätsnote und Laufzeit meist attraktiver verzinst.

Aktuell wächst dieser Zinsunterschied. Mehrere Zentralbanken in Schwellenländern - vor allem in Lateinamerika - haben bereits begonnen, ihre Politik als Reaktion auf die erhöhte Inflation zu straffen. Vergangene Woche hat etwa die brasilianische Zentralbank ihren Leitzins zum sechsten Mal in Folge um 150 Basispunkte auf 7,75 Prozent (den höchsten Stand seit Oktober 2017) angehoben und eine weitere Anhebung um 150 Basispunkte im Dezember angedeutet. Die Europäische Zentralbank und die US-Notenbank Fed sehen dagegen derzeit noch keinen Anlass, die Zinszügel anzuziehen.

Wenig Korrelation

"Noch dazu sind Unternehmensanleihen aus den Schwellenländern mit anderen Anlageklassen nur wenig korreliert", weiß Wouter van Overfelt, Manager des Vontobel Emerging Markets Corporate Bond. Verluste sind daher bislang selten.

Der entsprechende Vergleichsindex hat seit seinem Start im Jahr 2002 erst drei Mal ein Jahr mit einem Minus abgeschlossen. "Die Verluste wurden im darauffolgenden Jahr jedoch jeweils mehr als kompensiert", betont van Overfelt.

Das Portfolio des Vontobel Emerging Markets Bond besteht aus mehr als 200 Anleihepositionen, die auf diverse Hartwährungen lauten. Zu den Topwerten zählt beispielsweise Petra Diamonds. Das Unternehmen fördert Diamanten in Minen in Tansania und Südafrika. Zu den größten Positionen zählen auch der Ölkonzern Hunt Oil Peru sowie der brasilianische Mischkonzern Andrade Gutierrez.

Asiatische Bonds sind mit gut 31 Prozent gewichtet, Anleihen aus Lateinamerika mit gut 30 Prozent. Hinzu kommen Unternehmen aus Afrika und dem Nahen Osten sowie europäische und nordamerikanische Firmen, die vor allem in den Schwellenländern ihren operativen Schwerpunkt haben. Innerhalb von zwölf Monaten erzielte der Fonds 18 Prozent Plus, auf Sicht von drei Jahren legte er um 27 Prozent zu.

Bislang sind das gute Ergebnisse. Die Bonds im Portfolio sind im Schnitt mit "B-" eingestuft. Die Vielzahl der Positionen und die Expertise des Managers reduzieren jedoch das Risiko. Daher ist der Fonds Anlegern zur Portfoliodiversifikation zu empfehlen.

Emerging Markets: Der Fonds streut breit. Er notiert in US-Dollar. Anleger haben ein Devisenrisiko. Aktuell hält der Fondsmanager 14 Prozent Cash. Am höchsten ist China mit fast 14 Prozent Anteil gewichtet.

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