Freie Fahrt in Südostasien: Die besten Fonds
Die ASEAN-Staaten gewinnen an Bedeutung. Eine Freihandelszone mit China gibt es schon. 2015 soll ein Binnenmarkt wie in der EU entstehen - das bringt neuen Schub - auch für Fonds.
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von Christoph Platt, Euro am Sonntag
Fernfahrer, die in diesen Tagen die Grenze zwischen China und Myanmar überqueren, dürften sich des Jubiläums vermutlich kaum bewusst sein. Vor genau zehn Jahren passierte der Verbund der südostasiatischen Staaten (Association of Southeast Asian Nations, kurz: ASEAN) einen Meilenstein: Am 29. November 2004 einigten sich die zehn Mitgliedsstaaten mit China auf die Errichtung einer Freihandelszone. Es dauerte zwar noch rund fünf Jahre, bis diese verwirklicht wurde. Doch seit Januar 2010 läuft der Handel zwischen China und den ASEAN-Ländern relativ unbeschränkt: 90 Prozent der Zölle wurden in dieser drittgrößten Freihandelszone der Welt abgeschafft.
Im kommenden Jahr wollen die ASEAN-Staaten den nächsten Schritt gehen. Ende 2015 soll in der Region ein echter Binnenmarkt nach dem Vorbild der Europäischen Union entstehen. Geplant sind freier Verkehr von Dienstleistungen, freie Kapitalflüsse und ein gemeinsames Zollsystem. Außerdem sollen Normen und Standards harmonisiert werden und die Mobilität von Arbeitskräften soll erleichtert werden. Ein weiterer Schub für die Region.
Der ASEAN-Staatenbund existiert seit 1967. Damals taten sich Indonesien, Malaysia, die Philippinen, Singapur und Thailand zusammen, um den wirtschaftlichen Aufschwung und den sozialen Fortschritt zu fördern sowie die politische Stabilität zu sichern. Zwischen 1984 und 1999 traten fünf weitere Länder bei: Brunei, Vietnam, Myanmar, Laos und Kambodscha.
In den zehn Mitgliedsstaaten leben inzwischen rund 600 Millionen Menschen - vor allem junge. Die Region wächst damit langfristig, das Problem der Überalterung wie in China stellt sich nicht. "Eine ausreichend große Bevölkerungsbasis trifft auf gute demografische Bedingungen, das macht die Region sehr attraktiv", sagt Soo Hai Lim, Manager des Aktienfonds Baring ASEAN Frontiers.
Nicht nur die Bevölkerung wächst stark, sondern auch die Wirtschaft. In den vergangenen drei Jahren legte das Bruttoinlandsprodukt in der Region jährlich um durchschnittlich 5,4 Prozent zu. Für die kommenden fünf Jahre sagt der Internationale Währungsfonds ein jährliches Plus von 5,5 Prozent voraus. "Die Region wird zunehmend von der Inlandsnachfrage angetrieben und entwickelt sich zu einer selbsttragenden Wirtschaftszone", sagt Gillian Kwek, die den Fidelity ASEAN Fund lenkt.
Das honorieren auch die Anleger. Die Aktienmärkte in der Region legten in den vergangenen zwölf Monaten teils deutlich zu. An erster Stelle stehen die Philippinen, deren Börse auf Eurobasis 31 Prozent hinzugewann. Thailand, Vietnam und Indonesien folgen mit einem Plus von knapp 30 Prozent. Selbst in den Märkten mit der schlechtesten Wertentwicklung, Singapur und Malaysia, gab es zweistellige Zuwächse.
Langfristig stechen die Philippinen und Thailand hervor. Deren Börsen legten in den vergangenen fünf Jahren um rund 240 Prozent zu. Auch Indonesien und Malaysia glänzten mit Zuwächsen von etwa 110 Prozent. Am geringsten fiel der Anstieg für europäische Investoren in Singapur und Vietnam mit 78 und 43 Prozent aus.
Fonds für die Boomregion
Anleger, die in die aufstrebende Region investieren wollen, können das mithilfe von Fonds tun. Dabei haben sie die Wahl zwischen Produkten, die in den gesamten ASEAN-Raum investieren, und speziellen Länderfonds.
Von den lediglich sechs aktiv gemanagten Fonds, die ihr Augenmerk auf die gesamte Region richten, können mittel- bis langfristig der Fidelity ASEAN Fund und der Baring ASEAN Frontiers Fund besonders überzeugen (siehe Investor-Info).
Barings Manager Lim verfolgt die für seine Fondsgesellschaft typische GARP-Strategie. Das Kürzel steht für "Growth At A Reasonable Price" (Wachstum zu einem vernünftigen Preis). Darunter ist die Suche nach solide wachsenden Unternehmen zu verstehen, die an der Börse noch nicht zu teuer sind. "Diese Strategie führt dazu, dass wir im Fonds relativ viele mittelgroße Unternehmen haben", sagt Lim.
Den Schwerpunkt des Portfolios legt der Manager auf die fünf wirtschaftlich stärksten Länder der ASEAN-Region: Indonesien, Malaysia, die Philippinen, Singapur sowie Thailand. Dort investiert er mindestens 70 Prozent des Fondsvermögens. Zudem kauft er Titel von Unternehmen, die aus den kleineren ASEAN-Staaten stammen oder dort tätig sind. Aktien aus weiteren asiatischen Märkten, die nicht zu ASEAN zählen und noch wenig entwickelt sind (Grenzmärkte), mischt er bei. Dazu gehören Sri Lanka, Pakistan und Bangladesch.
Der Fidelity ASEAN ist der mit Abstand größte Fonds, der explizit in Südostasien investiert. Fondsmanagerin Gillian Kwek sucht nach Unternehmen, die ihren Marktanteil kontinuierlich ausbauen und besonders stark vom Wachstum in der Region profitieren. Kwek setzt im Durchschnitt auf größere Firmen als Lim und investiert auch kein Geld in Grenzmärkte. Das Portfolio ist regional nicht so gleichmäßig ausgerichtet wie das des Baring-Fonds: Singapur hat ein hohes Gewicht von fast einem Drittel, die Philippinen machen hingegen nur rund sieben Prozent aus.
Die Managerin bevorzugt die Branchen Finanzen, Gesundheit und IT, denn dort sieht sie starkes Wachstum. Am meisten erwartet sie jedoch vom Infrastruktursektor. "Mit der Einführung des Binnenmarkts sollte die zunehmende länderübergreifende Zusammenarbeit große Infrastrukturprojekte ermöglichen", sagt sie. "Ausgaben für Infrastruktur werden damit einer der größten Wachstumstreiber sein."
Eine weitere Möglichkeit, in die Region einzusteigen, bieten Länderfonds. Hier empfiehlt sich der Kauf von ETFs. Mit den passiven Produkten, die einem Index eins zu eins folgen, lässt sich einfach und kostengünstig in die wichtigsten ASEAN-Märkte investieren.
Als Alternative zu den fokussierten Produkten können Anleger zu Fonds greifen, die sich in ganz Asien mit Ausnahme von Japan engagieren. Bei den meisten dieser Fonds spielen die ASEAN-Staaten allerdings nur eine untergeordnete Rolle - sie machen oft nur fünf bis 20 Prozent des Fondsvermögens aus. Doch es gibt Ausnahmen wie den Aberdeen Asian Smaller Companies. In seinem Portfolio haben Aktien aus dem ASEAN-Raum einen Anteil von fast 60 Prozent. Zudem ist er auf lange Sicht einer der besten Aktienfonds für asiatische Titel.
Investor-Info
Baring ASEAN Frontiers
Grenzmärkte erlaubt
Manager Soo Hai Lim hat das Fondsvermögen relativ ausgewogen über die Regionen verteilt. Jeweils rund ein Fünftel entfällt auf Aktien aus Indonesien, Thailand, Singapur und Malaysia. Die Philippinen machen zehn Prozent aus, sechs Prozent entfallen auf andere ASEAN-Staaten oder sonstige asiatische Frontier Markets. Für risikobereite Anleger.
Fidelity ASEAN
Erfolgreicher Platzhirsch
Der Fidelity ASEAN Fund ist der mit Abstand größte Fonds mit Fokus auf die ASEAN-Region. Sein Wert hat sich in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdreifacht. Auch er ist nur für risikobereite Anleger, allerdings ist er etwas konservativer als sein Baring-Pendant. Momentan engagiert sich Managerin Gillian Kwek vor allem im Finanzsektor.
Aberdeen Asian Smaller Comp.
Kleine Asiaten
Wenn es um Schwellenländer geht, ist die Gesellschaft Aberdeen eine Bank. Auch der Aberdeen Asian Smaller Companies zählt zu den besten Produkten in seiner Vergleichsgruppe. Der Fonds investiert in kleine Unternehmen aus ganz Asien mit Ausnahme von Japan. Zurzeit sind Titel aus der ASEAN-Region mit fast 60 Prozent hoch gewichtet.
ASEAN-ETFs
Kostengünstige Länder
Für die sechs wichtigsten Länder des ASEAN-Staatenbunds gibt es mindestens einen ETF, der die Entwicklung des Aktienmarkts abbildet. Der Anbieter db X-trackers tut sich hier besonders hervor und bietet gleich für fünf Märkte den größten oder einzigen ETF an. Nur für Malaysia hat Konkurrent Lyxor das geeignetere Produkt. Alle ETFs verlangen eine jährliche Gebühr von 0,5 bis 0,85 Prozent.
ETF ISIN
db X-trackers MSCI Indonesia LU0476289623
Lyxor MSCI Malaysia FR0010397554
db X-trackers MSCI Philippines LU0592215403
db X-trackers MSCI Singapore LU0659578842
db X-trackers MSCI Thailand LU0514694701
db X-trackers FTSE Vietnam LU0322252924
Quelle: Anbieter
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