Fondsgiganten: DWS Top Dividende im Check
Der DWS Top Dividende ist mit 6,9 Milliarden Euro Volumen der größte aktiv verwaltete Publikumsfonds in Deutschland. Euro am Sonntag hat ihn genau unter die Lupe genommen.
Werte in diesem Artikel
von Julia Groß, €uro am Sonntag
Gerade aus den USA gelandet, unterwegs in Wien zum nächsten Termin: Der typische Geschäftsreisende klickt sich hektisch durch die neuesten Nachrichten auf seinem Smartphone, spricht gleichzeitig mit latent gereiztem Ton in sein Headset und winkt mit der anderen Hand nach dem Taxi. Nicht so Thomas Schüssler: Der Fondsmanager des DWS Top Dividende der Frankfurter Fondsgesellschaft DWS beantwortet, untermalt von frühlingshaftem Vogelgezwitscher, ruhig und aufmerksam alle Interviewfragen am Telefon, während er zwecks Jetlag-Bekämpfung durch die österreichische Hauptstadt läuft.
Es passt ins Bild, dass Schüssler damit zu einem gewissen Teil selbst die Strategie verkörpert, die dem Fonds zugrunde liegt. Das Portfolio setzt sich aus Aktien überwiegend großer Unternehmen zusammen, die eine höhere Dividendenrendite als der Marktdurchschnitt erwarten lassen. Dabei gilt: Möglichst keine kurzfristigen Wechsel, sondern Konzentration auf längerfristige und stetige Wertentwicklung. Kaufen und Halten also, wie es so viele Investmenthandbücher empfehlen.
So banal der Ratschlag klingt, Fakt ist: Ob institutioneller oder privater Anleger, nur wenige schaffen es, diese Anleitung auch tatsächlich erfolgreich umzusetzen. Thomas Schüssler zählt dazu. Der DWS Top Dividende hat seit seinem Start 2003 eine Performance von 127 Prozent erzielt, der Vergleichsindex MSCI World High Dividend Yield stieg im selben Zeitraum nur um knapp 73 Prozent. Selbst in den vergangenen fünf krisengeschüttelten Jahren schaffte das Managementteam ein Plus von knapp 14 Prozent. Die Dividendenrendite des Fondsportfolios liegt seit Auflage immer bei durchschnittlich vier bis 4,5 Prozent.
Die konstante Leistung hat sich unter Anlegern herumgesprochen. Das Vermögen des DWS Top Dividende beträgt aktuell fast sieben Milliarden Euro. Damit ist er der größte aktiv gemanagte Publikumsfonds Deutschlands.
Die große Beliebtheit erstaunt fast ein wenig. Schließlich verspricht Schüssler nicht jedes Jahr zweistellige Renditen wie so manche Kollegen. Und die Performance verlief auch keineswegs immer geradlinig nach oben. 2008 mussten Anleger zum Beispiel einen Verlust von über 30 Prozent schlucken. „Wir können Risiken nicht absichern, nur reduzieren“, sagt Schüssler. „Wenn alles fällt, fällt auch der DWS Top Dividende.“
Dividenden als Renditelieferant
Aus einer längerfristigen Perspektive betrachtet kann der DWS Top Dividende jedoch auf ganzer Linie überzeugen. Denn grundsätzlich stammt ein erheblicher Teil der Rendite von Aktieninvestments nicht aus den Kurszuwächsen, sondern aus den ausgeschütteten Dividenden. In den vergangenen Jahrzehnten etwa trugen die Dividenden über 40 Prozent zur Gesamtrendite bei. Und gerade in sich vornehmlich seitwärts bewegenden Märkten sind die Auszahlungen häufig die einzige Ertragsquelle. Somit gehört eine dividendenorientierte Position eigentlich in jedes Depot.
„Es geht darum, über einen ganzen Konjunkturzyklus, mindestens fünf bis sieben Jahre, gut auszusehen“, formuliert Thomas Schüssler sein Ziel. „Ich habe nicht den Anspruch, Kursverluste unbedingt zu vermeiden. Wenn man nur den Kurs betrachtet, kann man mit Kaufen und Halten über diesen Zeitraum durchaus Pech haben und Geld verlieren. Dividenden dagegen gibt es auch in solchen Phasen.“
Zumindest dann, wenn die richtigen Werte im Depot liegen. Beim DWS Top Dividende erfolgt die Titelauswahl in zwei Stufen: Zunächst filtert das Managementteam mithilfe verschiedener Computermodelle aus den weltweit 2000 bis 3000 infrage kommenden Unternehmen diejenigen heraus, die seinen Anforderungen entsprechen. Dazu zählen eine überdurchschnittliche Dividendenrendite — die Orientierungsgröße liegt bei vier bis 4,5 Prozent — und eine „gesunde“, nicht zu hohe Ausschüttungsquote, die auf eine nachhaltige Dividendenpolitik hindeutet. Auch ein möglichst konstantes Dividendenwachstum gehört zum Wunschprofil. Zwei Mitarbeiter sind damit beschäftigt, die entsprechenden Suchalgorithmen und die Datenqualität zu optimieren.
An zweiter Stelle steht die fundamentale Analyse. Die Qualität der Unternehmensführung, Cashflows und Gewinnentwicklung spielen dabei eine wichtige Rolle. „Es geht letztlich um eine Beurteilung, ob die Dividenden eines Unternehmens wirklich nachhaltig sind und auch in Zukunft wachsen können“, sagt Schüssler. Hinzu kommen Überlegungen, wie sich die makroökonomische Situation auf die dividendenstarken Titel auswirken wird. Die endgültige Entscheidung, welche Aktie ins Portfolio aufgenommen wird, liegt bei Schüssler. „Wir nehmen uns die Zeit für sehr gründliche Analysen. Denn wenn wir eine Aktie kaufen, ist sie mit großer Wahrscheinlichkeit drei bis fünf Jahre später immer noch im Portfolio.“
Wenig Wechsel im Portfolio
Zurzeit tauscht der Fondsmanager höchstens ein oder zwei Werte pro Monat aus, seit Jahren liegt die Umschlaghäufigkeit unter 30 Prozent pro Jahr. Der Fonds ist mit maximal zehn Prozent Cash so gut wie immer voll investiert. Es muss einiges passieren, gibt Schüssler zu, bis er sich von einer Position trennt. Der Fall ist klar, wenn das Team bei einem Titel die Dividende gefährdet sieht. Bei Kursverlusten dagegen handeln sie selten, setzen auch keine Stop-Loss-Kurse. „Wir betreiben eben kein Market-Timing, das ist nicht die Strategie“, meint Schüssler.
Seine „Beharrlichkeit“, wie er es selbst nennt, in Bezug auf Aktien lässt Schüssler die typischen psychologischen Fallen, in die Anleger gern tappen, elegant umschiffen: Mitunter extreme Kursreaktionen auf Pressemitteilungen oder Quartalszahlen lassen ihn kalt. „Auf der anderen Seite muss diese Beharrlichkeit aber nicht immer positiv sein, manchmal tut es auch weh“, sagt der 46-Jährige, der eher zufällig im Fondsmanagement gelandet ist. Als promovierter Physiker, der nebenbei auch etwas Wirtschaft studiert hatte, fand Schüssler Anfang der 90er-Jahre keinen Job in der angewandten Forschung, der ihn interessiert hätte. Also begann er in der IT-Abteilung der Deutschen Bank, stieg auf zum Vorstandsassistenten. Auf dem Höhepunkt des Technologiebooms ergab sich ein Wechsel ins Fondsmanagement der DWS. 2005 übernahm der Vater von vier Kindern den DWS Top Dividende.
Aktuell ist der Fonds zwischen der reinen Dividenden-Benchmark MSCI World High Dividend Yield und dem MSCI World positioniert. Die typischen dividendenstarken Branchen Telekommunikation, Versorger, Energie und Konsum sind prominent im Portfolio vertreten. Vergleichsweise stark gewichtet Schüssler auch Technologie- und Rohstofftitel. Zu den zehn größten Werten zählen Chipproduzent Taiwan Semiconductor sowie die Rohstofffirmen Canadian Oilsands und Newmont Mining.
Für 2012 sieht Schüssler verschiedene Belastungsfaktoren für das globale Wachstum und erwartet volatile Märkte. Beunruhigen muss das die Anleger nicht. Denn Schüssler wird wohl einfach weitermachen wie bisher: ruhig zuschauen und Dividenden sammeln.
Investor-Info
Der Klassiker
DWS Top Dividende
Gut 6,9 Milliarden Euro Fondsvermögen investiert Thomas Schüssler in Aktien großer Konzerne mit überdurchschnittlicher Dividendenrendite. Dabei beweist er kontinuierlich einen guten Riecher: Seit Auflage hat der Fonds seinen Vergleichsindex, den MSCI World High Dividend Yield, geschlagen und durchschnittlich 3,8 Prozent pro Jahr ausgeschüttet.
Die Alternative
M & G Global Dividend Fund
Typische Dividendenkönige wie Telekoms oder Versorger interessieren M & G-Manager Stuart Rhodes nicht. Er sucht nach Unternehmen, die ihre Dividende künftig immer weiter erhöhen werden. Die Strategie bescherte Rhodes eine Performance von 120 Prozent innerhalb der vergangenen drei Jahre.
PortfolioStruktur
Breit diversifiziert
Der DWS Top Dividende investiert breit gestreut über alle Sektoren hinweg, lediglich Finanz- und
Gesundheitstitel sind im Vergleich zur Benchmark derzeit untergewichtet. Geografisch liegt der Schwerpunkt mit gut 40 Prozent in Nordamerika, über 30 Prozent entfallen auf Europa.
Portfoliostruktur (pdf)
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Name | Hebel | KO | Emittent |
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