Japan-Investments: Es geht aufwärts
Die Wirtschaft wächst im ersten Quartal überraschend stark, die Gefahr einer Rezession scheint gebannt. Welche Schritte Regierung und Notenbank planen.
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von Christoph Platt, Euro am Sonntag
Erfolgsmeldungen kann Japans Premierminister Shinzo Abe gut gebrauchen. Denn die Skepsis an seiner Wirtschaftspolitik, der sogenannten Abenomics, wächst. Da kommt es wie gerufen, dass die japanische Wirtschaft im ersten Quartal überraschend stark gewachsen ist. Wie die Regierung jüngst bekannt gab, legte das Bruttoinlandsprodukt gegenüber dem vierten Quartal 2015 um 0,4 Prozent zu. Aufs Jahr hochgerechnet ergibt das einen Zuwachs von 1,7 Prozent.
Erwartet worden war lediglich ein hauchdünnes Plus von 0,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Nicht wenige Experten hatten sogar damit gerechnet, dass Japan erneut in eine Rezession fällt. Dieses Szenario ist nun erst einmal vom Tisch.
Das Wachstum im ersten Quartal basiert vor allem auf dem privaten Konsum, der um 0,5 Prozent zulegte. Dieser Zuwachs ist ordentlich, doch es gibt einen Wermutstropfen: Die realen Löhne waren seit Jahresbeginn um 1,3 Prozent geklettert, und dass der Konsum nicht in gleichem Ausmaß angezogen hat, zeigt, dass die Verbraucher ihr Geld zusammenhalten.
Grund für diese Zurückhaltung dürfte die Sorge um eine Erhöhung der Mehrwertsteuer sein. Diese war bereits im April 2014 angehoben worden, was damals zu einer Konsumflaute und in deren Gefolge zu einer Rezession geführt hatte. Die zweite Stufe der Steuererhöhung wurde daher von Oktober 2015 auf April 2017 verschoben.
Die aktuelle Angst der Verbraucher vor Steuererhöhungen könnte unbegründet sein. Denn Abe erwägt, die Maßnahme erneut aufzuschieben, wie die japanische Wirtschaftszeitung "Nikkei" am vergangenen Wochenende berichtete. Er hält die Konjunktur nicht für stark genug, um die Steuererhöhung gut wegzustecken. Die Furcht, dass ein solcher Schritt wieder eine Rezession auslösen könnte, ist groß. Laut dem Bericht will Abe die Verschiebung auf dem G 7-Gipfel verkünden, der am Donnerstag und Freitag in Japan stattfinden wird.
Getrübte Freude
Die Freude über das zu Jahresbeginn deutliche Wirtschaftswachstum wird jedoch von dreierlei getrübt. Erstens gibt es eine Verzerrung durch den 29. Februar: Als Folge des Schaltjahrs enthielt das erste Quartal einen Arbeitstag mehr, was die Wirtschaftszahlen aufbesserte.Zweitens schränkt das relativ starke Wachstum den Spielraum der Regierung ein. Das Finanzministerium hatte in Erwartung schlechter Wirtschaftsdaten mehrfach Interventionen auf dem Devisenmarkt angekündigt. Damit sollte die Aufwertung des japanischen Yen, die die Exportunternehmen belastet, gestoppt werden. Für solche Interventionen gibt es nun kein Argument mehr. Japan bleibt immerhin die Geldpolitik der Notenbank, die ihr Pulver noch nicht verschossen hat.
Drittens sind die wirtschaftlichen Aussichten schlecht, und das zweite Quartal dürfte deutlich schwächer ausfallen als das erste. Hauptgrund dafür ist das Erdbeben in Südjapan im April, das Unternehmen wie Toyota und Sony zu einem zeitweiligen Produktionsstopp zwang.
Die trotz des guten ersten Quartals schwache Konjunktur, Sorgen um den wichtigsten Handelspartner China und der wiedererstarkte Yen haben japanische Aktien in diesem Jahr sehr belastet. Japans Leitindex, der Nikkei 225, liegt seit Jahresbeginn deutlich im Minus.
Nur eine Handvoll der rund 130 Japan-Fonds stehen im Plus, die schwächsten Produkte notieren etwa 20 Prozent im Minus. Besonders schlecht entwickelten sich währungsgesicherte Fonds, da sie von der Aufwertung des Yen in den vergangenen Monaten nicht profitieren konnten.
Investor-Info
Comgest Growth Japan
Ausnahmestellung
Nur wenige Fonds, die in japanische Aktien investieren, liegen seit Jahresbeginn im Plus. Der Comgest Growth Japan ist einer davon. Manager Richard Kaye verfolgt eine Quality-Growth-Strategie: Er sucht nach qualitativ hochwertigen Unternehmen, die stabil wachsen. Das gelingt ihm so gut, dass er nicht nur in einer Baisse wie 2016, sondern auch in einer Hausse wie 2015 regelmäßig vorn mitspielt. Wie für Comgest-Fonds typisch, meidet er Banken und Rohstoffunternehmen.
ISIN: IE0004767087
Source JPX-Nikkei 400
Aktionärsfreundlich
Wer mit einem ETF in japanische Aktien investieren will, findet Produkte auf verschiedene Kursbarometer: etwa auf den Leitindex Nikkei 225 oder den breiter gefassten Topix. Etwas ausgefallener ist der JPX-Nikkei 400. Er enthält 400 Aktien von großen Unternehmen, die als besonders aktionärsfreundlich gelten. Japanische Pensionskassen investieren bevorzugt in diese Titel. Nicht zuletzt diese potente Käufergruppe macht den Index auch für Privatanleger sehr interessant.
ISIN: DE000A119T29
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