Euro am Sonntag-Tipp

Marktneutrale Strategie: Mit einem Stilmix gewinnen

11.06.16 03:00 Uhr

Marktneutrale Strategie: Mit einem Stilmix gewinnen | finanzen.net

Wie Strategien, die eine marktneutrale Anlagepolitik verfolgen, auch in schwierigen Börsenzeiten attraktive Renditen erzielen, erklärt Fondsmanager Erik Rubingh.

von Erik Rubingh, Gastautor von Euro am Sonntag

Marktneutral ausgerichtete Fonds versprechen stabilere Erträge durch geringere Volatilität - unabhängig vom Börsenumfeld. Ein Blick zurück zeigt, dass dies kein leeres Versprechen ist: Marktneutrale Strategien zeigen historisch nur eine geringe Korrelation zu traditionellen Aktien- und Rentenanlagen. Noch Erfolg versprechender ist es, einen Schritt über traditionelle marktneutrale Strategien hinauszugehen. Wer sein Portfolio zusätzlich nach speziellen Anlagestilen zusammenstellt, kann unter Umständen neben den traditionellen Komponenten Marktertrag (Beta) und Managerleistung (Alpha) zusätzliche Prämien vereinnahmen.



Ein marktneutrales Portfolio besteht aus Long- und Short-Positionen in ausgewählten Aktien. Eine entsprechende Strategie setzt also auf steigende Kurse in bestimmten Bereichen des Aktienmarkts und auf fallende Kurse in anderen Bereichen. Das Fondsmanagement baut Long-Positionen auf, wenn eine Aktie im Vergleich zum Gesamtmarkt oder einzelnen Aktien von Wettbewerbern unterbewertet erscheint. Short-Positionen werden eingegangen, wenn eine Aktie - oder auch ein ganzer Sektor - vergleichsweise teuer ist. Dadurch soll das Marktrisiko eliminiert werden. Gelingt dies, hängt die Wertentwicklung der entsprechenden Strategie allein von der relativen Entwicklung der jeweiligen Long-Short-Paare ab - daher der Name "marktneutral".

Innovative Strategien haben dieses Prinzip weiterentwickelt, indem sie aktuelle Erkenntnisse der Finanzmarktforschung einbeziehen: Es gibt eine Reihe von Investmentstilen, die wissenschaftlich fundiert sind und nach denen Fondsmanager die Aktien für das Portfolio aussuchen können: die klassischen Stile Value, Momentum und Size sowie eine Vielzahl weiterer Investmentstile wie zum Beispiel Low Volatility und Growth at Reasonable Price (GARP). Der Value-Stil generiert einen Mehrertrag, indem Aktien günstig bewerteter Unternehmen gekauft werden. Beim Size-Stil liegt der Fokus auf kleinen Unternehmen, die idealerweise gruppenweise ins Portfolio genommen werden. Mit dem Momentumstil kann mit Gewinneraktien, die eine Unterreaktion auf Nachrichten zeigen, sowie durch die Extra­polation von Trends ein ständiger Mehrertrag erzielt werden. Beim Volatility-Stil liegt der Fokus auf risikoarmen Aktien, beim Stil Growth at a Reaso­nable Price auf Aktien mit solidem Wachstum, moderaten Bewertungen und stabilen Bilanzen.

Der True-Style-Ansatz hilft,
echte Werte zu identifizieren

Fonds, die diese Stile kombinieren, erwirtschafteten stabilere Erträge und begrenzten zugleich unerwünschte Faktorrisiken - wie Länder- und Sektorrisiken. Allerdings existieren diese Stile nicht in Reinform - sie sind voneinander abhängig. So kann der Kurs einer Value-Aktie stark gefallen sein und zugleich ein geringes Momentum zeigen. Mit dem sogenannten True-Style-Ansatz kann das Portfolio ausschließlich nach einem oder mehreren ausgesuchten Stilen ausgerichtet und die Korrelation zu anderen Anlagestilen minimiert werden. Fonds, die nach diesem True-Style- Prinzip gemanagt werden, zeigen einen höheren Ertrag bei geringerer Volatilität als normale Stilfonds.


Die True-Style- Analyse hilft, den echten Wert eines Unternehmens zu identifizieren. Beispiel: Die Aktie des japanischen Unternehmens Toshiba schien nach einem starken Kursrückgang im vergangenen September günstig bewertet, dem Buchwert-Kurs-Verhältnis zufolge war sie ­attraktiv. Die Analyse anderer Eigenschaften, wie unter anderem Sektor­zugehörigkeit, Momentum, Size und Beta, ergab allerdings ein anderes Bild: Sie entpuppte sich als überbewertet.

Ein derart genaues Verständnis der Finanzmärkte eröffnet große Chancen. Wer die verschiedenen Renditequellen am Aktienmarkt konsequent analysiert, separiert und in Form eines diversifizierten Portfolios implementiert, kann wirklich marktneutral agieren. Dazu sind jedoch viel Expertise und ein klarer, gut strukturierter Investmentprozess nötig. Wer an den hocheffizienten Finanzmärkten unserer Zeit Überrenditen erzielen will, sollte intensiv suchen und sich unter Produkten im marktneutralen Bereich umsehen.


zur Person:

Erik Rubingh,
Fondsmanager

Erik Rubingh ist Head of Systematic Strategies bei BMO Global Asset Management und Fondsmanager des BMO Global Equity Market Neutral Fund.

Bildquellen: TunedIn by Westend61 / Shutterstock.com, BMO Global Asset Management

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