Saudi-Arabien: Rally in Riad
Aktien aus dem Golfstaat sind gesucht, ein Einstieg ist aber nur über Fonds möglich. Die legen breit in der Region an und bieten langfristig Chancen
Werte in diesem Artikel
von Jörg Billina, Euro am Sonntag
Der Deal treibt nicht nur die Bären aus dem Ölmarkt. Er weckt auch Kursfantasien für die Börsen der Golfstaaten, insbesondere für die größte Volkswirtschaft im Mittleren Osten, Saudi-Arabien. Die Renditeerwartungen werden sich jedoch nur dann nachhaltig erfüllen, wenn die Mitglieder der Organisation ölexportierender Staaten (OPEC) und Förderländer wie Russland und Kasachstan ab Januar wie vereinbart tatsächlich weniger produzieren werden. Angesichts der schweren Krise und der Löcher in den Staatshaushalten, die die Talfahrt des Ölpreises seit 2014 in den Förderstaaten verursacht hat, ist das nicht unwahrscheinlich.
Vorerst überwiegt daher bei den Anlegern der Optimismus. Der saudi-arabische Aktienmarkt reagierte auf die schon jetzt einsetzende deutliche Erholung des Ölpreises mit kräftigen Gewinnen. Seit Oktober - da hatte sich nach der OPEC-Konferenz in Algier erstmals eine Drosselung der Ölförderung abgezeichnet - bringt es der Tadawul All Share auf ein Plus von 29 Prozent. Dank des Schubs weist der Leitindex seit Anfang des Jahres immerhin ein Plus von 2,2 Prozent auf.
Nicht nur Titel wie Saudi International Petrochemical profitieren. Kräftig nach oben kletterten bislang vor allem Aktien, die eng mit Saudi-Arabiens Binnenkonjunktur verbunden sind. Wie etwa der Bauwert Khodari. Denn dank des höheren Ölpreises steigen die Staatseinnahmen, die Regierung kann nun endlich wieder offene Rechnungen bei Khodari begleichen.
Gut möglich auch, dass weitere Kürzungen von Staatsgehältern aufgrund der Mehreinnahmen zumindest vorläufig nicht mehr notwendig sind. Lehrer etwa mussten zuletzt Gehaltseinbußen von sieben Prozent hinnehmen. Die Rotstiftaktion der Regierung hatte sich negativ auf den Konsum ausgewirkt. Die Kauffreude könnte nun wieder anziehen. Anleger erwarben unter anderem Anteile der Restaurantkette Herfy.
Weg vom Öl
Dass das Investorenvertrauen in die größte Volkswirtschaft in der Golfregion wieder zunimmt, dazu hat auch die Platzierung der ersten saudi-arabischen Staatsanleihe in Höhe von 17,5 Milliarden US-Dollar beigetragen. Der bisher volumenstärks- te Bond eines Schwellenlands war mehrfach überzeichnet. Das Königreich benötigt die Mittel dringend. Der Haushalt weist ein Minus von 90 Milliarden Dollar auf, das sind 15 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP).Mutige Anleger finden auch Gründe für ein langfristiges Engagement. Dafür spricht die "Vision 2030". Die Regierung hat die Notwendigkeit erkannt, die Wirtschaft zu reformieren. Bis zum Jahr 2030 soll der Anteil von Öl und Gas am BIP Saudi-Arabiens von aktuell 47 Prozent auf etwa elf Prozent gesenkt werden. Stattdessen treibt man den Ausbau von Photovoltaik voran. Nicht zuletzt dürfte Saudi- Arabien Ende 2018 in den MSCI- Emerging-Markets-Index aufgenommen werden, Schwellenländerfonds oder ETFs müssten dann in saudische Titel investieren.
Risiken gibt es dennoch. Im Land rumort es. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei 29 Prozent. Viele Saudis leiden zudem unter dem Abbau von Subventionen. Die rund 15.000 Personen umfassende königliche Elite beweist im Umgang mit den Problemen der Untertanen jedoch wenig Fingerspitzengefühl. Der mit der Durchführung der Reformagenda "Vision 2030" beauftragte Kronprinz Mohammed bin Salman erwarb jüngst für 500 Millionen Euro eine neue Jacht. Dieser Kauf war kein Beitrag zur politischen Stabilität im Wüstenstaat.
Investor-Info
Magna Mena Fund
Gut versichert
Manager Akhilesh Baveja hat den Anteil saudi-arabischer Werte im November auf 56 Prozent erhöht. Er setzt unter anderem auf Banken- und Versicherungswerte, da die Regierung Fürsorgeleistungen zurückfährt. Aktien aus den Vereinigten Arabischen Emiraten sind mit 30 Prozent gewichtet. Auf Ägypten entfallen rund elf Prozent. Der Aktienmarkt in Kairo ist nach einem IWF-Kredit deutlich gestiegen, doch das Ägyptische Pfund schwächelt. Nur für sehr risikobereite Anleger.
Schroder ISF Middle East
Noch günstig bewertet
Das Immobilienunternehmen Emaar Properties, Saudi Basic Industries und Saudi Telecom sind die Topwerte von Tom Wilson. Insgesamt hat der Manager 18 Prozent der Mittel in Aktien aus dem Königreich Saudi-Arabien investiert. Unternehmen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, Kuwait und Katar sind prominent vertreten. Auch bei türkischen und ägyptischen Firmen ist Wilson engagiert. Die Aktien weisen im Schnitt ein Kurs-Gewinn-
Verhältnis von knapp 13 Prozent auf.Weitere News
Bildquellen: iStockphoto, Ammar Mas-oo-di/ iStockphoto
Nachrichten zu Emaar Properties
Analysen zu Emaar Properties
Keine Analysen gefunden.