Euro am Sonntag-Interview

Mischfonds-Experte Maier: "Defensives Übergewicht"

03.07.22 16:22 Uhr

Mischfonds-Experte Maier: "Defensives Übergewicht" | finanzen.net

Der Manager des Mischfolds Bantleon Changing World, Johannes Maier, spricht im Interview mit €uro am Sonntag über Wachstumstrends und Konjunkturverlauf.

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von Andreas Hohenadl, Euro am Sonntag

Um auf lange Sicht ei- ne überdurchschnittliche Wertentwicklung zu erzielen, setzt der Mischfonds Bantleon Changing World auf sogenannte Zukunftsthemen. Für Stabilität im Portfolio sollen Anleihen und ein Schuss Edelmetalle, vor allem Gold, sorgen. Im Interview sagt Fondsmanager Johannes Maier, in welche Trends er investiert und wie er das Portfolio aktuell aufstellt.

€uro am Sonntag: Herr Maier, mit dem Fonds wollen Sie ein Basisinvestment für eine Welt im Wandel anbieten. Wie sieht Ihre Strategie aus?

Johannes Maier: Wir konzentrieren uns auf Unternehmen, die von den stabilsten und substanzstärksten Wachstumstrends profitieren: digitale Infrastruktur, erneuerbare Energien, intelligente Städte und Mobilität, digitale Disruptoren. Zusammen mit der flexiblen Steuerung der Aktien- und Anleihequote, der Gewichtung der einzelnen Untersegmente und der Edelmetallquote ist das die Basis für einen soliden Fonds. Die Allokation orientiert sich an der erwarteten Konjunktur- und Zinsentwicklung. Dabei nutzen wir die Prognosen der Konjunkturanalysten von Bantleon, die sich in der Vergangenheit als sehr treffsicher erwiesen haben. Zudem setzt der Fonds in allen Assetklassen einen auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Investmentansatz um.

Seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine hat sich die Welt tatsächlich radikal gewandelt. Wie haben Sie den Fonds auf die neue Situation ausgerichtet?

Die volkswirtschaftlichen Frühindikatoren für das Jahr 2023 sahen bereits vor den geopolitischen Spannungen düster aus. Deshalb sind wir mit einer neutralen Aktienquote und einem Übergewicht in defensiven Aktiensegmenten in den Konflikt gekommen. Seit Kriegsausbruch haben wir uns insgesamt noch defensiver aufgestellt. Das bedeutet eine höhere Gold- und Kassenquote sowie ein Fokus auf Unternehmen, deren Nachfrage weniger konjunkturabhängig ist. In einigen Segmenten sehen wir nun hingegen neue Chancen.

Wo zum Beispiel?

Als Konsequenz des Ukraine-Kriegs werden beim Energiemix die Karten neu gemischt, und der Ausbau von erneuerbaren Energien in Europa hat mit der Energie-Souveränität eine neue Triebkraft erhalten. Außerdem sehen wir im Technologiesegment selektiv wieder attraktive Einstiegsniveaus, nachdem der anhaltende Zinsanstieg seine Bremsspuren bei den Bewertungen hinterlassen hat.

Da Sie das Thema Zinsen ansprechen: Auch die hohe Inflation bringt die Märkte zunehmend unter Druck. Was tun Sie, um gegenzusteuern?

Wir haben bereits 2021 damit gerechnet, dass die Teuerung kein temporäres Phänomen ist. Durch inflationsindexierte Anleihen, deren Kupons an die Teuerungsrate gekoppelt sind, konnten wir von der Preisexplosion daher auch in diesem Jahr profitieren. Zudem bevorzugen wir Firmen mit ausreichend Preissetzungsmacht. Hohe Inflation hat zum Beispiel Infrastrukturunternehmen in der Vergangenheit nicht belastet, weil ihre Erträge meist an die Teuerungsrate gekoppelt sind.

Ein wichtiges Element zur Risikostreuung in Ihrem Portfolio bilden Anleihen. Wo finden Sie in Zeiten steigender Zinsen attraktive Papiere?

Ob der Renditegipfel schon erreicht ist, bleibt für Anleihen die Gretchenfrage. Wir gehen zwar davon aus, dass über die nächsten fünf Jahre mit weiteren Renditeanstiegen zu rechnen ist, im kommenden Jahr spricht jedoch viel dafür, dass sich das konjunkturelle Umfeld spürbar eintrübt. Während in diesem Jahr die Durationsverkürzung im Vordergrund steht, sollte 2023 mittels Laufzeitverlängerung wieder reiche Ernte eingefahren werden können. Dann sind Anleihen auch wieder ein guter Diversifikator und liefern in Mischportfolios einen hohen Mehrwert. Aktuell legen wir bei der Selektion von nominalen Anleihen Wert darauf, dass die laufende Verzinsung bereits einen Schutz gegenüber weiter steigenden Zinsen bietet. Derzeit gilt dies besonders bei Covered Bonds und Unternehmensanleihen. Mittelfristig sollte die laufende Verzinsung die Verluste aus dem Zinsanstieg damit überkompensieren.

Sie investieren auch in Gold, dessen Produktion umstritten ist. Wie verträgt sich das mit Ihrem Nachhaltigkeitsansatz?

Wir investieren in Gold, das auf Basis der Responsible Gold Mining Principles produziert wurde. Die Zertifizierung zielt darauf ab, die ESG-Risiken in der Wertschöpfungskette zu minimieren und sicherzustellen, dass das Edelmetall unter hohen ESG-Standards gewonnen und nicht zur Geldwäsche oder zur Finanzierung von Terrorismus oder Kriegen genutzt wird.

Bantleon Changing World: Der im August 2018 aufgelegte Multi-Asset-Fonds investiert zu maximal 65 Prozent in Aktien, zu mindestens 25 Prozent in solide Anleihen und zu fünf bis zehn Prozent in Edelmetalle.










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Bildquellen: BANTLEON