Euro am Sonntag-Interview

Fondsmanager Sheikh: "Realistisch bleiben"

02.11.17 17:30 Uhr

Fondsmanager Sheikh: "Realistisch bleiben" | finanzen.net

JPM Global Macro Opportunities: Das Ziel des Fonds sind stets positive Erträge. Im Interview erklärt Talib Sheikh, wieso das 2016 schiefging, nun aber wieder läuft.

von Thomas Strohm, €uro am Sonntag

€uro am Sonntag: Herr Sheikh, viele Anleger waren über die Entwicklung des Fonds 2016 und das Minus von mehr als fünf Prozent nicht begeistert.
Talib Sheikh:
Wir haben in der Tat einige Investoren verloren und das Volumen des Fonds ist geschrumpft. Allerdings sollten Anleger auch realistisch in ihren Erwartungen bleiben und solch ein Investment längerfristig beurteilen. In den drei Jahren davor gab es mit circa zehn, 13 und 16 Prozent deutliche Gewinne.

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Mit welcher Einschätzung lagen Sie voriges Jahr daneben?
Eines unserer Makrothemen war lange Zeit die geringe Inflation, davon hat der Fonds auch einige Jahre profitiert. Mitte 2016 fingen die Teuerungsraten weltweit jedoch wieder an zu steigen - die Reflation und die Folgen für die Kapitalmärkte haben wir zunächst unterschätzt. Im November haben wir das ­Makrothema dann aber gestrichen und unser Portfolio entsprechend angepasst. Im laufenden Jahr ist der Fonds bisher bereits rund 15 Prozent im Plus.

Wie wählen Sie die Themen aus, auf denen Ihr Fonds basiert?
Wir schauen weltweit nach längerfristigen Trends und dem gesamtwirtschaftlichen Umfeld, also nach wichtigen Einflussfaktoren für die Kurse an den Kapitalmärkten. Die Makrothemen setzen wir dann in Anlagestrategien um und bauen ein Portfolio auf mit 100 bis 200 Positionen.
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Geben Sie uns ein Beispiel?
Derzeit haben wir acht Makrothemen identifiziert, eines davon nennen wir "Breite Technologieakzeptanz". Das heißt, die Wirtschaft ändert sich durch künstliche Intelligenz und Robotik, und in allen Bereichen des täglichen Lebens werden Geräte miteinander vernetzt. Das hat Folgen für die Unternehmen, aber etwa auch Einfluss auf Lohnentwicklung oder Inflation. Und neben positiven Effekten für einige Firmen, etwa die Hersteller von Speicherchips, gibt es Unternehmen, die durch diese Entwicklungen überholt werden und verlieren.

Auch auf die Verlierer setzen Sie?
Wir können ganz klassisch Aktien kaufen, aber auch auf deren relative Wertentwicklung abzielen: Wir setzen darauf, dass eine Aktie besser läuft als eine andere. Auf diese Weise können wir selbst dann Gewinne einfahren, wenn die Kurse fallen. Ziel unseres Total-Return-­Ansatzes ist es letztlich, mit dem Fonds in den verschiedensten Marktphasen von den Makrothemen zu profitieren und positive Erträge zu erzielen. Eine wichtige Rolle dabei spielt auch das Risikomanagement.
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Sie könnten neben Aktien auch Anleihen kaufen, deren Anteil im Portfolio ist aber momentan verschwindend gering.
Die von uns ausgemachten ­Makrothemen können wir derzeit am besten mit Engagements im Aktienbereich umsetzen. Und weil die Korrelation zwischen den beiden Anlageklassen Aktien und Anleihen in den vergangenen Jahren deutlich zu­genommen hat, bieten Anleihen auch keine Diversifikations­möglichkeit mehr für unser Portfolio. Als taktische Absicherung nutzen wir deshalb lieber Derivate oder auch Währungen.

Sie haben das Thema Korrelation angesprochen - wie ist Ihr Fonds mit anderen ­Investments korreliert?
Die Entwicklung des Fonds hat einen sehr geringen Gleichlauf mit allgemeinen Marktentwicklungen, egal ob Aktien oder Anleihen oder ein Mix aus diesen beiden Anlageklassen. Auch zu anderen Multi-Asset-Strategien, wie sie ein Mischfonds - etwa unser JPM Global Income - für gewöhnlich verfolgt, gibt es deshalb nur eine äußerst niedrige Korrelation. Genau das macht unsere globale Makrostrategie als Diversifikationsmöglichkeit für das Depot eines Anlegers so interessant.

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