Euro am Sonntag-Interview

Fondsmanager Rhodes: "Sind zu Schmerzen bereit"

09.12.16 15:00 Uhr

Fondsmanager Rhodes: "Sind zu Schmerzen bereit" | finanzen.net

Stuart Rhodes, der Fondsmanager des M&G Global Dividend, über ­einzigartige Schwächephasen - und unterschätzte Potenziale.

von Christoph Platt, Euro am Sonntag

Mit dem M & G Global Dividend (siehe "Fonds im Fokus" unten) ist es Anlegern in den vergangenen Jahren nicht langweilig geworden. 2015 zählte er zu den schlechtesten globalen Aktienfonds, 2016 rangiert er wieder in der Spitzengruppe. €uro am Sonntag sprach mit dem Fondsmanager über die Gründe für das Auf und Ab, überraschende Aktienbewertungen und Mode­erscheinungen bei Dividendenfonds.



€uro am Sonntag: Herr ­Rhodes, weshalb hat sich der M & G Global Dividend so unterschiedlich entwickelt?
Stuart Rhodes:
Vom zweiten Halbjahr 2014 bis Ende 2015 hatten wir erstmals in unserem Fonds eine längere Periode der Underperformance. Entscheidend dafür war unser Übergewicht in den Sektoren Rohstoffe und Energie. Die beiden Branchen standen extrem unter Druck, weil die Preise für Rohstoffe, insbesondere für Erdöl, stark fielen - eine außergewöhnliche, geradezu einzigartige Marktphase.

Haben Sie mit dem Fokus auf diese Branchen falsch gelegen?
Dieser Schwerpunkt hat uns 2015 natürlich Rendite gekostet, insofern war das nicht erfreulich. Doch wir stehen zu unseren Entscheidungen und halten sie für richtig. Wir sind bereit, kurzfristig Schmerzen zu erleiden, wenn wir langfristig einen Nutzen darin erkennen.


Und das war im vergangenen Jahr so?
Ja, ich denke, dass die Anleger 2015 einige sehr gute Unternehmen mit einem falschen Preis versehen und deren Potenzial unterschätzt haben. Wir haben bei diesen Aktien zugegriffen, auch wenn es zunächst schmerzhaft war. Wir waren sehr überrascht, wie tief die Bewertungen der Rohstoff- und Energiekonzerne fielen. Doch wir konnten in dieser Zeit mehrere wundervolle dividendenstarke Unternehmen kaufen und fühlen uns mit diesen Titeln für die kommenden Jahre gut aufgestellt. Dass dieses Vorgehen richtig war, zeigt sich schon jetzt - an der hervorragenden Performance des Fonds seit Jahres­anfang.

Viele andere Dividendenfonds setzen auf defensive Aktien, vor allem aus dem Bereich Verbrauchsgüter. Bei Ihnen spielt der Sektor zurzeit eher eine ­geringe Rolle. Warum?
Vor fünf Jahren waren auch wir stark im Verbrauchsgütersektor engagiert, der von der Konjunktur relativ unabhängig ist. Damals steckten in ihm 20 bis 25 Prozent des Fondsvermögens. Heute haben wir dort nur noch zehn Prozent investiert, denn die Bewertungen sind mittlerweile so hoch, dass wir uns damit nicht mehr wohlfühlen.


Klassische defensive Dividendenaktien machen grundsätzlich nur gut die Hälfte Ihres Portfolios aus. Knapp die andere Hälfte setzt sich zusammen aus zyklischen Unternehmen und zu einem geringeren Teil aus schnell wachsenden Firmen. Weshalb wählen Sie eine solche Verteilung?
Uns ist es wichtig, mit dem Fonds alle Sektoren abdecken zu können. Wir nutzen diese drei Anlagesegmente, um mehr Möglichkeiten zu haben, Renditequellen aufzuspüren. Und ich will nicht gezwungen sein, in überteuerte Marktbereiche investieren zu müssen, nur weil sie als klassische Dividendenbranchen gelten oder zurzeit bei Dividendenfonds in Mode sind. Die Anleger sollten wissen: Der M & G Global Dividend ist kein Fonds, der nur in Nestlé und ähnliche Unternehmen investiert. Er ist ein globaler Dividendenfonds. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass ausschließlich defensive Branchen im Portfolio vorkommen.

Kurzvita

Stuart Rhodes
Der Fondsmanager lenkt die Geschicke des M & G Global ­Dividend Fund seit dessen Auflegung im Jahr 2008. Das Konzept des Fonds hat er maßgeblich mitentwickelt. Der studierte Betriebswirt kam 2004 als Analyst für globale Aktien zu M & G.


Investor-Info

Fonds im Fokus
M & G Global Dividend

Die Schwächephase 2014/2015 hat dazu ­geführt, dass der M & G Global Dividend auf FondsNote 4 abgerutscht ist. Doch im laufenden Jahr gibt das Produkt wieder Gas und gehört zu den besten Weltaktienfonds. Manager Stuart Rhodes setzt nicht nur auf typische defensive Dividendenaktien, sondern auch auf zyklische sowie schnell wachsende Unternehmen. Damit unterscheidet er sich vom Gros der Dividendenfonds. In einer Welt steigender Zinsen und womöglich zunehmender staatlicher Investitionen sollte diese Ausrichtung von Vorteil sein. Denn Dividendenklassiker dürften als Zinsersatzprodukt weniger gefragt sein, ­während Zykliker von einem Wirtschaftswachstum stärker profitieren.
Fazit: Interessant für Anleger, die einen vielseitigen Dividendenfonds suchen.

Bildquellen: M&G International Investments Ltd