Fondsexperte Drescher: "Disziplin mitbringen"
26.11.16 16:00 Uhr
Petersberger Treffen: Fondsexperte Björn Drescher zu Befürchtungen von Friedrich Merz und der Anlagestrategie "Antizyklisches Investieren".
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von Peter Gewalt, Euro am Sonntag
Das Petersberger Treffen hat sich längst als feste Größe in der Fondsbranche etabliert. Schon zum 18. Mal lud die Beratungsfirma Drescher & Cie nach Petersberg nahe Bonn ein, um über die wichtigsten Trends in der Vermögensverwaltung zu informieren.
Eingeleitet wurde die Veranstaltung durch "Tacheles - der Investmenttalk" mit Friedrich Merz. Der ehemalige CDU-Politiker und heutige Vorsitzende des Aufsichtsrats beim deutschen Ableger des weltgrößten Vermögensverwalters, BlackRock, stand vor knapp 200 Gästen Rede und Antwort.
€uro am Sonntag: Herr Drescher, Sie hatten mit Friedrich Merz einen profunden Kenner der transatlantischen Verhältnisses auf Ihrer Veranstaltung. Wie schätzt er denn die Folgen von Trumps Wahlsieg ein?
Björn Drescher: Merz machte sehr deutlich, dass Trumps Triumph weitreichende Konsequenzen bezüglich der Außen-, Sicherheits-, Wirtschafts- und Finanzpolitik für Deutschland haben wird - selbst wenn dann doch nicht alles so negativ kommt, wie viele anfangs erwartet haben.
Führte er denn ein konkretes Beispiel für diese Folgen auf?
Ja, er nannte das Verhältnis zu Russland, sieht er in Trump und Putin doch einen ähnlichen Typus. Und beschließt Europa mit den USA nicht schleunigst eine gemeinsame Russland-Politik, besteht die Gefahr, dass die Europäer andernfalls nur als Zaungäste fungieren.
Hat Trumps Sieg für Merz auch eine politische Dimension?
Ja, er befürchtet, dass wenn ein Donald Trump US-Präsident werden kann, auch eine Marine Le Pen in Frankreich als Präsidentin möglich werden kann.
Nicht nur politische Ereignisse führen zu Kursrückschlägen an Börsen. Sollte man diese Rücksetzer nutzen und gegen den Strom schwimmen? "Antizyklisch investieren" stand ja als Thema im Mittelpunkt des Petersberger Treffens.
Die Konferenz machte eines sehr deutlich: Antizyklisches Investieren ist kein Selbstzweck. Schließlich hat es oft auch gute Gründe, warum einzelne Wertpapiere, ganze Sektoren oder gar Anlageklassen in der Vergangenheit abgestraft wurden. Gesucht sind Anlagen, die sich zwar zuletzt schlecht entwickelt haben, indes gute Fundamentaldaten aufweisen, über angemessenes Potenzial verfügen und einen positiven Trend erkennen lassen, den man aufgreifen kann.
Was heißt das denn konkret für Anleger?
Sie müssen vor allem geduldig sein. Die Fondsmanager wiesen vielfach darauf hin, wie wichtig es ist, die nötige Disziplin und ein gutes Sitzfleisch mitzubringen, wenn man sich gegen die vorherrschende Marktmeinung stellt. Dieser Punkt wird umso wichtiger, als die Märkte in den vergangenen Jahren häufig stärker von Notenbankentscheidungen als von Fundamentaldaten bewegt wurden.
Was benötigt man als Investor denn außerdem, um erfolgreich gegen den Strom schwimmen zu können?
Liquidität ist unbedingt notwendig, damit man im richtigen Augenblick kaufen und nachkaufen kann. Mit anderen Worten: Anleger müssen ebenso wie Fondsmanager Gewinne beizeiten realisieren, um dann wieder antizyklisch zukaufen zu können.
Welche attraktiven Gelegenheiten gibt es denn momentan für antizyklische Anleger?
Schwellenländeranleihen und -aktien wurden von den Experten häufig genannt, wenn es darum ging, unterbewertete Investments zu finden. Bei den tief abgestürzten Bankaktien herrscht dagegen noch Uneinigkeit, ob sich ein Einstieg für Investoren wirklich lohnt.
Kurzvita
Björn Drescher
Der Gründer der Beratungsfirma Drescher & Cie lädt jährlich die Fondsbranche zum Petersberger Treffen nahe Bonn. In diesem Jahr stand die Veranstaltung unter dem Motto "Antizyklisches Investieren".
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Bildquellen: Drescher&Cie GmbH