Mikrofinanzfonds: Welche Vorteile Privatanleger davon haben
Kleines Geld, große Hilfe: Kleinstunternehmer in Schwellenländern mit Startkapital versorgen, das zahlt sich auch für Fondsanleger aus.
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von Andreas Hohenadl, Euro am Sonntag
Hilfe zur Selbsthilfe - dieses Prinzip hat eine lange Tradition. Und weil es so effektiv ist, kennt man es auch hierzulande in der Kreditwirtschaft schon seit rund 150 Jahren. Damals entwickelte Friedrich Wilhelm Raiffeisen das sogenannte Genossenschaftsmodell, das auf dem Selbsthilfe- und Solidaritätsgedanken beruht: Viele Landwirte schließen sich zusammen, um gemeinsam etwa günstiger Saatgut einkaufen zu können. Aber auch damit ein einzelnes Mitglied der Genossenschaft einen günstigen Kredit für Investitionen bekommt. Die Devise: einer für alle, alle für einen.
1983 griff der bengalische Wirtschaftswissenschaftler Muhammad Yunus diese Idee auf. Er gründete in Bangladesch die sozial ausgerichtete Grameen Bank, was übersetzt "Dorfbank" heißt. Er hatte erkannt, dass viele Menschen in den Entwicklungsländern zwar gute Ideen haben, um sich eine wirtschaftliche Existenz aufbauen zu können, doch fehlte es ihnen am nötigen Startkapital. Vor allem die ländliche Bevölkerung war von der traditionellen Kreditvergabe ausgeschlossen. Sie konnte sich nur an Wucherer wenden, die Zinsen von 100 Prozent und mehr pro Monat verlangten, was es so gut wie unmöglich machte, Kredit und Zinsen jemals zu tilgen.
Einen Ausweg boten Mikrofinanzinstitute wie die Grameen Bank. Dort erhalten Menschen, die nur ihre Arbeitskraft besitzen, Kredite zu fairen Konditionen und zudem eine umfassende Beratung und Hilfe bei der Existenzgründung. Häufig werden Darlehen an Gruppen vergeben. So entsteht eine soziale Verpflichtung, das Geld zurückzuzahlen, weil die Mitglieder füreinander bürgen.
Je nach Einkommensniveau des jeweiligen Landes bewegt sich ein Mikrokredit zwischen 50 US-Dollar und 5.000 US-Dollar. Die Rückzahlungsquote liegt - wegen der umfassenden Beratung der Kreditnehmer - in der Regel bei 95 bis 99 Prozent.
Nachfrage von Anlegern wächst
Geld erhalten die rund 10.000 Mikrofinanzinstitute, die mittlerweile weltweit existieren, auch durch Fonds. Das Segment ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Seit 2010 hat sich das globale Investitionsvolumen in Mikrofinanz-Anlageinstrumente auf 13,5 Milliarden US-Dollar nahezu verdoppelt -das belegt eine Studie der Ratingagentur Scope von Ende 2017.
Das Wachstum rührt zum einen von Anlegern her, denen eine nachhaltige und sozial wirkungsvolle Geldanlage - Stichwort Social Impact - immer wichtiger wird. Zum anderen bieten Mikrofinanzfonds im aktuellen Niedrigzinsumfeld eine interessante Alternative zum Geldmarkt. Die Portfolios "zählen zu den sichersten Investments im nachhaltigen Segment, da das Fondsvermögen breit über viele Länder und Kreditnehmer gestreut ist", urteilen die Analysten von Scope.
Anleger konnten in den vergangenen Jahren bei Mikrofinanzfonds von stabilen positiven Renditen bei geringer Volatilität profitieren. Zudem weisen die Portfolios eine geringe Korrelation zu traditionellen Anlageklassen wie Aktien oder Staatsanleihen auf. Denn die Fonds vergeben ihre Gelder in Form von unverbrieften Darlehen an die Mikrofinanzinstitute.
Für deutsche Privatanleger gibt es aktuell eine Handvoll Fonds, über die sie ins Thema Mikrofinanz investieren können. Am meisten Erfahrung mit der Materie bringen die Anlagemanager der österreichischen C-Quadrat mit. Bereits vor zwölf Jahren, im April 2006, wurde der Dual Return Fund Vision Microfinance aufgelegt, den die Gesellschaft heute verwaltet. Doch erst im Mai 2016 erfolgte die Vertriebszulassung für den deutschen Markt. Aktuell sind knapp 500 Millionen Euro in dem Portfolio investiert. Der Fonds streut seine Gelder in rund 150 Mikrofinanzinstitute in 50 Ländern. "Seit Auflage konnten wir mit dem Fonds mehr als 500.000 Kleinstunternehmer mitfinanzieren, die Mikrokredite von geprüften Instituten erhalten haben", sagt Günther Kastner, Anlagechef von C-Quadrat.
Aktuelles Zinsumfeld belastet
Für Anleger sprang seit Fondsgründung eine Rendite von knapp 35 Prozent oder 2,5 Prozent per annum heraus. Aktuell kommt das Portfolio aber nicht so recht vom Fleck. Seit einiger Zeit leidet der Fonds unter den gestiegenen Absicherungskosten gegenüber dem US-Dollar, der in Schwellenländern nach wie vor die wichtigste Handelswährung darstellt. Hintergrund sind die höheren Zinsen in den USA im Vergleich zu Europa. "Das drückt den Ertrag für Euroanleger im Schnitt um zwei Prozentpunkte", erklärt Kastner. Derzeit sei man aber dabei, das Portfolio umzuschichten, um von einem gestiegenen Zinsniveau profitieren zu können.
Die Kosten der Währungssicherung belasten auch den Invest in Visions (IIV) Mikrofinanzfonds. Auch er kann aktuell keine Renditen von zwei bis drei Prozent pro Jahr erzielen wie in der Vergangenheit. Dennoch war immerhin eine Wertentwicklung von rund 1,5 Prozent auf Sicht der vergangenen zwölf Monate drin. Invest in Visions zählt zu den Wegbereitern von Mikrofinanzanlagen in Deutschland. Mit dem IIV-Fonds kam 2011 das erste Portfolio dieser Anlageklasse auf den Markt, das auch für Privatanleger investierbar war.
Nach anfänglich eher verhaltenem Volumenzuwachs stieg ab 2015 die Nachfrage nach diesem Fonds stark an. Und 2016 wurde die Ausgabe neuer Anteilscheine sogar für drei Monate ausgesetzt, weil zu schnell zu viel Geld zufloss. Mittlerweile verwaltet der Fonds 576 Millionen Euro.
Eins ist für Anleger, die sich in Mikrofinanz engagieren, wichtig zu wissen: Die Fonds haben eine eingeschränkte Liquidität. So sind Anteilkäufe meist einmal im Monat möglich, Anteilrückgaben monatlich (Dual-Return-Fonds) oder sogar nur quartalsweise wie beim IIV- und KCD-Fonds.
Investor-Info
IIV Mikrofinanzfonds
Fokus auf die Kleinen
Der Pionier der hierzulande erhältlichen Mikrofinanzfonds legt seinen geografischen Schwerpunkt aktuell auf Länder Zentral- und Südostasiens. Es wird hauptsächlich in kleine und mittlere Mikrofinanzinstitute investiert, die in ländlichen Gebieten aktiv sind. Dem geht eine Länder-, Finanz- und Sektorenanalyse sowie eine Überprüfung der Institute vor Ort voraus. Der Hauptteil der Gelder steckt in unverbrieften Darlehensforderungen, die auf US-Dollar lauten und gegen Wechselkursschwankungen abgesichert werden.
Dual Ret. Vision Microfinance
Langjährige Erfahrung
Das höchste Gewicht in dem seit 2006 bestehenden Portfolio hat aktuell die Region Zentralamerika, Mexiko und Karibik. Bei der Auswahl von Mikrofinanzinstituten vertrauen die Fondsmanager auf die Analysen der Schweizer Beratungsfirma Symbiotics. Im Dezember 2017 belastete eine Abschreibung die Fondsperformance. Daneben drückt die Währungssicherung aktuell die Rendite. Langfristig jedoch gute Wertentwicklung.
KCD-Mikrofinanzfonds III
Hohes Eurogewicht
Der Fonds wurde Anfang 2015 auf Initiative der katholischen Bank im Bistum Essen aufgelegt, die seit zehn Jahren in den Mikrofinanzsektor investiert. Die geografische Verteilung in dem Fonds ist recht ausgewogen zwischen Südamerika, Asien, Osteuropa und Mittelamerika. Mit mehr als 44 Prozent spielen Anlagen in Euro eine relativ starke Rolle. Deshalb leidet der Fonds nicht ganz so stark unter den Kosten der Währungsabsicherung.
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Bildquellen: C-Quadrat